RP-Sommerserie Unternehmer Vom Niederrhein (Folge 4) Er machte Issum in Deutschland bekannt

Kleve · Josef Diebels war Krefelder. Doch sein unaufhaltsamer Aufstieg zu "Mr. Altbier" ist untrennbar mit Issum verbunden. Hier gründete Diebels als junger Mann 1878 die Brauerei, die auch heute noch Aushängeschild der Gemeinde ist.

 Eines der ersten Betriebsfeste auf dem Brauereihof 1897. Es sieht so aus, als ob die damalige Belegschaft dem Altbier durchaus etwas abgewinnen kann.

Eines der ersten Betriebsfeste auf dem Brauereihof 1897. Es sieht so aus, als ob die damalige Belegschaft dem Altbier durchaus etwas abgewinnen kann.

Foto: Chronik "100 Jahre Brauerei Diebels"

niederrhein Der Mann wusste, was er wollte. Mit gerade mal 32 Jahren schrieb Josef Diebels, Gründer der gleichnamigen Brauerei, 1877 folgende knappen zwei Sätze an den damaligen Bürgermeister Clemens von Issum:

"Euer Hochwohlgeborener! Teile ergebenst mit, daß ich beabsichtige, auf meinem Eigentum in Issum, (früheres Eigentum von Frau Dr. Bourscheid) eine Brauerei anzulegen. In dem ich die nötige Zeichnung in duplo beifüge, bitte ich Euer Wohlgeboren um die baupolizeiliche Erlaubnis und zeichne

hochachtungsvoll

Josef Diebels"

Kaum zu glauben, dass schon ein Jahr später in Issum das erste Bier gebraut wurde. Doch das spricht für Josef Diebels, der es gewohnt war, schnell Entscheidungen zu treffen. Nach einer Lehre als Brauer pachtete er genauso schnell die Brauerei Hoogen bei Rheinberg. Doch schnell hatte er sich Issum als Firmensitz ausgeguckt — der Anfang einer grandiosen unternehmerischen Leistung, die die Firma später zum Marktführer im Altbier-Segment aufsteigen ließ. Ob Issum Bürgermeister Clemens das damals schon geahnt hat, ist nicht überliefert. Sicher ist dagegen, dass Josef Diebels schon einen Tag nach Eingabe seines Antrages im Rathaus vom ersten Bürger die Bauerlaubnis erhielt. Begleitet wurde das selbstbewusste Vorhaben mit den in Kleinstädten üblichen Kommentaren: "Dä Krefelder mäkt dat hier nie lang", hieß es daraufhin in den Gassen Issums, durch die später Generationen von Eltern und Kindern den Weg an ihren Arbeitsplatz fanden.

Neben dem Erfolg seines Unternehmens fehlte dem Firmengründer eigentlich nur noch die richtige Frau an seiner Seite. Und siehe da: Das Junggesellenleben war schon kurz nach der Firmengründung beendet. Ein Fräulein Helene Nauen wurde die erste Frau Diebels in Issum. Sie soll damals viel zur familiären Atmosphäre beigetragen haben, für die das Unternehmen noch bis zu seinem Verkauf an Interbrew 2001 stand.

So ist überliefert, dass Josef Diebels Anfang des 20. Jahrhunderts für den jungen Heinrich Pooten, im Betrieb nur der "kleine Lehrling" genannt, ein spezielles Bänkchen zimmern ließ. Denn der junge Mitarbeiter konnte sonst das an der Wand wohl etwas zu hoch hängende Telefon nicht erreichen. "Ein Bänkske for dat Jöngske", wie der damalige Chef es formuliert hatte. Später soll der Firmengründer dem "kleinen Pooten" auch noch das Fahrradfahren beigebracht haben.

Als Josef Diebels in den Sechzigern war, regelte er seine Nachfolge. Bereits 1907 stieg Josef Diebels jun. mit gerade mal 17 Jahren in den väterlichen Betrieb ein. Nicht viel älter war sein Bruder Paul, der ihm vier Jahre später folgte. Beide brachten das Unternehmen als zweite Diebels-Generation weiter nach vorne — trotz des Ersten Weltkrieges und der anschließenden Besatzungszeit in Issum und am Niederrhein durch die Belgier. Denn schon 1920 schaffte das Unternehmen die ersten Lastwagen an, die die Pferdekutschen nach und nach ersetzten. Eine Neuerung, die Josef Diebels noch miterlebt haben durfte. Doch schon zwei Jahre später starb der Gründer. Allerdings dürfte ihm klar gewesen sein, dass die Firma bei seinen Söhnen in den besten Händen ist.

(RP)
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