Kleve Er geht - und doch nicht so ganz
Kleve · Drs. Guido de Werd tritt am 14. Juni seine Altersteilzeit an. Nach 38 Jahren, von denen er 34 Jahre lang als Museumsleiter tätig war, scheidet er aus dem Dienst der Stadt aus. Dem Kurhaus bleibt er Senior-Kurator erhalten.
Irgendwann hat er beschlossen, auch andere Sachen wichtig werden zu lassen. Irgendwann. Am Anfang des Jahrtausends, als ihm seine junge Familie viel Freude und seine Gesundheit zunehmend zu schaffen machte. Gestern Nachmittag trug er seine Entscheidung der Öffentlichkeit vor: Drs. Guido de Werd, 34 Jahre lang Museumsleiter in Kleve, tritt am 14. Juni seine Altersteilzeitregelung an. Nur einen Tag später bekommt Kustos Dr. Roland Mönig (45) die kommissarische Leitung des Kurhauses von der Stadt Kleve übertragen. Die Mitarbeiter hat de Werd am Morgen darüber informiert.
Kurhaus ist sein Lebenswerk
"Wir sind erkennbar auf einem guten Weg und ich freue mich, dass Dr. Mönig die kommissarische Leitung des Museums übernimmt. Er wird tolle Akzente setzen und die Verjüngung des Hauses fortsetzen", sagt de Werd. Viele "In-and-Outs" würde Mönig schon kennen, die restlichen übergäbe er ihm dann am 15. Juni — samt Schlüssel. Er sagt es nicht, doch man sieht es ihm an: Drs. Guido de Werd ist traurig.
Schließlich ist das Museum Kurhaus Kleve sein Lebenswerk. 1989 stellte er im Rat der Stadt Kleve den Antrag, das leerstehende, fast verfallene Gebäude umzubauen. 1997 war feierliche Einweihung. Seitdem hat er die "Arkadien in der Provinz", wie es damals eine renommierte Zeitung zur Eröffnung des Hauses schrieb, zu einem Museum mit hervorragendem Ruf und internationaler Bedeutung gemacht. Höhepunkt seines Schaffens sollte die Vollendung des Bauprojekts Friedrich-Wilhelm-Bad sein, in dem das ehemalige Joseph Beuys Atelier rekonstruiert ist.
Doch die Planungen zogen sich aus diversen Gründen über fünf Jahre, erst im Dezember 2009 startete der Umbau am Kurhaus. Voraussichtliche Eröffnung: September 2011. Und weil es seine Herzensangelegenheit ist, geht de Werd — und doch nicht so ganz.
Im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve bleibt er dem Museum als Senior-Kurator erhalten und wird die Vollendung des Friedrich-Wilhelm-Bades in enger Kooperation mit Architekt und Professor Walter Nikkels und der Stadt Kleve begleiten. Auch die geplanten Publikationen — ein umfassender Sammlungskatalog und die Geschichte des Ateliers — wird der scheidende Musemsleiter noch herausgeben.
Die Idee des Senior-Kurators gefällt nicht nur de Werd außerordentlich gut: "Man hat einen Titel, aber nichts mehr zu sagen", sagt er. Theo Brauer, Bürgermeister der Stadt, formulierte es so: "Es ist keine Verabschiedung, es ist der Beginn seiner Freizeit. Kleve ist traurig." Mehr hatte er diesmal nicht hinzuzufügen.