Kranenburg Entlassungsfahrt zum Hochwasser

Kranenburg · RP-Serie "Meine Schulzeit": Werner Peters besuchte ab 1948 die Volksschule in Frasselt. Zunächst hatte er in dem Fach Religion "ungenügend", bis er merkte, dass Mitschüler, die Messdiener waren, die Note "sehr gut" hatten.

 Katholische Volksschule Frasselt 1948 mit Fräulein Schwermer. Werner Peters ist in der 2. Reihe der 3. von rechts.

Katholische Volksschule Frasselt 1948 mit Fräulein Schwermer. Werner Peters ist in der 2. Reihe der 3. von rechts.

Foto: Gottfried Evers

War das eine Freude für die Schulkinder aus Schottheide: Die Entlassungsfahrt der Schulkinder führte 1956 mit der Straßenbahn von der Überführung in Nütterden an der B 9 zum Damm nach Kellen. Dort konnte man das Hochwasser sehen, denn "Warbeyen war eingelaufen", wie es landläufig hieß. Werner Peters vom Mitteldeich in Schottheide wurde durch zwei Schulen geprägt. Eingeschult wurde er am 1. April 1948 in die Katholische Volksschule in Frasselt.

 Werner Peters zeigt ein Foto seiner Schulklasse im 2. Schuljahr.

Werner Peters zeigt ein Foto seiner Schulklasse im 2. Schuljahr.

Foto: Eve

"Unsere Schule war eine Baracke, ein Klassenraum für mehr als 50 Jungen und Mädchen", erinnert er sich. Die erste Lehrerin war Fräulein Schwermer. Mit einigen Freunden ging der heute 71-Jährige den anderthalb Kilometer langen Schulweg über den Berg von Schottheide nach Frasselt. Seine Schultasche war aus einer Zeltplane hergestellt. Um 8 Uhr begann der Unterricht. Montags und donnerstags war um 7.10 Uhr Schulmesse.

Während die "Großen" eine Rechenaufgabe bekamen, wurde mit den "Kleinen" geübt. Wenn einer geschwätzt hatte, gab es Nachsitzen. Die Lehrerin malte einen gebückten Jungen an die Tafel, und die Schüler mussten eine "Zwei" nachschreiben. Für Werner Peters war Rechnen das Lieblingsfach, später gab es viel Kopfrechnen. 1951 wurden das erste bis vierte Schuljahr von Lehrer Wilmsen aus Frasselt unterrichtet, gefolgt von Lehrer Gerritz. Dann wurde im Februar 1953 in Schottheide eine neue Schule gebaut, die den Namen St. Josef bekam. Hier gab es zwei Klassen. Peters kam in das fünfte Schuljahr bei Lehrer Klingenhäger. "Einmal musste ich etwas von der Tafel abschreiben und wurde dabei immer wieder von einem jüngeren Mitschüler angestoßen, so dass ich nicht schreiben konnte. Kurzerhand nahm ich den Kleinen und warf ihn zum Fenster hinaus", lacht er.

Den Religionsunterricht erteilte Pastor Heinrich Brey, der einmal wöchentlich mit dem Motorrad kam. Ein geflügeltes Wort der Kinder war: "Heinrich Brey — geboren am 18. Mai — 1903". Zunächst hatte Peters in Religion "ungenügend", bis er merkte, dass Mitschüler, die Messdiener waren, "sehr gut" auf dem Zeugnis hatten. Also wurde er, der aus einer kinderreichen Familie kam, Messdiener, was sich bei der Note auszahlte. Zur ersten heiligen Kommunion am 1. April 1951 bekam der damals Neunjährige ein Gebetbuch für katholische Christen von 1910 und eine Sammeltasse von einem Bruder aus Holland. 2001 konnte man die Goldkommunion feiern.

In Frasselt, bei Lehrer Gerritz, kam einmal ein Bauer in die Klasse und suchte fünf Schüler zum Kartoffellesen. "Schon ging es von der Schule aufs Feld, und abends bekam man ein Butterbrot", berichtet er. Nach der Schulentlassung 1956 gab es einige Klassentreffen.

(RP/rl)
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