Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers "Eintagsfliegen bleiben nicht in der Wahrnehmung"

Kleve · In diesen Tagen fallen bei der Standort Niederrhein GmbH in Neuss, bei der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, aber auch in Städten und Gemeinden der Region die Entscheidungen für die Messe-Aktivitäten.

 Hans-Josef Kuypers

Hans-Josef Kuypers

Foto: kds

In diesen Tagen fallen bei der Standort Niederrhein GmbH in Neuss, bei der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, aber auch in Städten und Gemeinden der Region die Entscheidungen für die Messe-Aktivitäten.

Insbesondere die Provada vom 3. bis 5. Juni in Amsterdam und die Expo Real Anfang Oktober lassen fragen: Was ist aus den werblichen Botschaften des alten Jahres geworden? Und inwieweit wurden aus Ankündigungen mit Investitionsvolumina im dreistelligen Millionenbereich messbare Größen? Der Klever RP-Chef Jürgen Loosen sprach mit Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers über seine Einschätzungen zu Messebesuchen, zu den einst auf farbenfrohen Sitzwürfeln platzierten Projekten und zu der Ist-Situation mit Blick auf Handel und Handwerk.

Die 2014er Provada in Amsterdam steht vor der Tür. Wird die Wirtschaftsförderung vertreten sein? Und ist die Meldung zur Expo Real raus?

Hans-Josef Kuypers Ein doppeltes "Ja". Erneut werden wir auf den von der Standort Niederrhein angemieteten Flächen in Amsterdam und München vertreten sein. Wie übrigens weitere Kreise und kreisfreie Städte des Niederrheins auch. Sich als Standort profilieren zu wollen hat auch was mit Kontinuität zu tun. Eintagsfliegen bleiben nun mal nicht in der Wahrnehmung.

Der Kreis Kleve hat in München durchaus Respekt und "Schulterklopfen" geerntet - spürbar gerade bei Nachbarn. Waren diese "Vorschusslorbeeren" berechtigt?

Kuypers Ganz ehrlich: Unser Team hatte diese Wahrnehmung in dieser Schärfe nicht. Eines möchte ich dennoch entgegnen. Was im Kreis in den letzten Monaten auf den Weg gebracht wurde, das rechtfertigt diesen Auftritt allemal. Wenn der Lagebericht des Handwerks von einer Boomphase spricht, wenn die Stimmungswerte unserer fast 4 000 Handwerksbetriebe im Kreis Kleve mit über 20 000 Beschäftigten und etwa zwei Milliarden Euro Umsatz nach Einschätzung der Handwerkskammer Düsseldorf die zweithöchsten in den letzten 25 Jahren sind, dann liegt das auch an diesen damals gezeigten 23 Projekten. Der Handel wäre sicherlich froh, wenn er zu Internet-Zeiten ebenso dastünde.

Was genau ist gemeint?

Kuypers Fangen wir doch im Süden des Kreisgebietes an. In Geldern wurde der Grundstein für das neue Berufskolleg für 2.500 junge Menschen gelegt. 33 Millionen Euro werden in den nächsten Monaten vom Kreis Kleve investiert. Für die Herzogstadt eine Art neue Zeitrechnung. Wer lange nicht da war, der sollte sich das Gebäude der Polizei, des Finanzamtes, aber auch die Klimaschutzsiedlung ansehen. Beeindruckend. Ein neuer Stadtteil, der an den Quantensprung bei der Hochschule Rhein-Waal in Kleve erinnert. Für Kevelaer stand das neue Rathaus in der Liste. Wo einst verwaltet wurde, da steht heute nur noch ein Stahl-Skelett. Handwerker überall. In Kalkar erwartet das angekündigte Fachmarktzentrum den Tag der Neueröffnung. Die Gocher haben die Reichswaldkaserne dem Erdboden gleich gemacht. Hier soll ebenfalls ein neuer Stadtteil entstehen. Nachfrage sei gegeben, so Baudezernent Klaus Krantz. Und das neue Fachmarktzentrum in Nachbarschaft zum Hagebaumarkt Am Sandthof / Am Bössershof mit Poco, Edeka, Trinkgut und Fressnapf wird, wie gerade gemeldet, Anfang Juni an den Start gehen.

Was sagt der Blick auf die Stadt Kleve und auf die rechte Rheinseite?

Kuypers Dieser Blick liefert alles Andere als Enttäuschungen. Vor wenigen Stunden gab es in Emmerich den Unternehmerabend mit der Kreis-WfG. Bürgermeister Diks bot ein Feuerwerk an Standort-Impulsen, allen voran das Projekt Moritz-von-Nassau-Kaserne. Es nimmt Formen an, vor allem der Wohngesundheitspark bis hin zu den Wohngruppen für Demenzkranke. Am Neumarkt werden 15 Millionen Euro investiert, beim Wasserwerk sind es 8,5 Millionen, in der heimischen Wirtschaft weitere zehn Millionen Euro. Die Niedrigzins-Phase wird allerorten fürs "Beton-Gold" genutzt.

Und Kleve?

kuypers Zum Standort Kleve zitiere ich Bürgermeister Theodor Brauer mit seiner richtigen Einschätzung: "Boomtown". Die noch junge Hochschule Rhein-Waal hat sich hier mehr noch, als alle je vermuteten, zum Konjunktur-Motor entwickelt. Neben Volksbank-Kleverland-Neubau, Rilano Hotel, Hagebaumarkt, dem neuen Rathaus, dem Neubau des Bettenhauses des Klever Sankt-Antonius-Hospitals mit 35 Millionen Investitionssumme gibt es Baukräne über Hochbauten für studentisches Wohnen. Die Schwanenstadt erlebt einen Höhenflug historischen Ausmaßes. Das kann auch kein Expo-Real-Würfel dieser Welt zeigen.

(RP)
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