Kleve Eine Traumstadt im Miniatur-Format

Kleve · Juwelier und Uhrmachermeister Franz Sanders Sen. (89) baut seit Jahrzehnten Miniaturmodelle. In seinem Haus ist eine eigene Welt im Format 1:40 entstanden. Kommen die Besucher angemeldet, gibt Sanders ihnen sogar eine Führung.

 Franz Sanders Sen. (89) präsentiert einen griechischen Pavillon aus der Traumstadt, die sich in der Villa an der Tiergartenstraße 36 in Kleve befindet.

Franz Sanders Sen. (89) präsentiert einen griechischen Pavillon aus der Traumstadt, die sich in der Villa an der Tiergartenstraße 36 in Kleve befindet.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wenn man die Villa von Juwelier Sanders in der Tiergartenstraße 36 betritt, fühlt man sich in ein Märchenschloss versetzt. Die Patriziervilla aus dem 19. Jahrhundert beherbergt handgearbeitete Kunstwerke. Über allem erheben sich Modelllandschaften, wie man sie nur hier bestaunen kann. Juwelier und Uhrmachermeister Franz Sanders Sen. (89) arbeitet wie ein Architekt, Statiker und Baumeister.

Er kreiert und Häuser im Maßstab 1:40 (ein Meter in natura sind 2,5 Zentimeter im Modell). "Kunst ist das Sichtbar- und Hörbarmachen von Gedanken und Ideen", eine Aussage von Franz Sanders, die seine märchenhaften Modelle, die aus unterschiedlichen Hölzern entstehen, beschreiben. Dazu benötigt er zwei Laubsägen, eine Leistensäge, mehrere Feilen und ein Schnitzmesser.

Mit fünf Jahren begann der kleine Franz seine Leidenschaft mit dem Bau eines Schiffsmodells nach dem Bild aus einer Zeitung. Im Laufe der Zeit verbesserte er ständig die Modelle, so dass letztendlich das legendäre Schiff "Bremen" der Norddeutschen Lloyd, das das "Blaue Band" gewann, entstand. Es folgten Autokonstruktionen, wobei der Traum, ein Miniauto zu bauen, von ihm nie verwirklicht wurde. Dafür zauberte er mit acht Jahren einen kompletten Bahnhof mit Bahnanlage aus Holz. Beim Wettbewerb "Seefahrt tut not" in der höheren Schule gewann Sanders mit dem Modell eines Zerstörers den ersten Preis. Nach dem Krieg, 1948, erwachte wieder sein Hobby mit dem Kauf einer Lokomotive mit zwei Personenwagen.

Dazu wurde fortlaufend später eine Bahnhofsanlage mit verschiedenen Zügen erweitert, die heute eine Größe von 45 Quadratmetern umfasst. Übertroffen aber wird alles durch ein wunderbares Gebäudeensemble, einer Gruppe zusammengehörender Bauwerke, die alle nach eigenen Entwürfen des Uhrmachermeisters entstanden. "Jede der vielen hundert Figuren sind Einzelstücke, und viele davon haben eine Beziehung zu unserer Familie", sagt Franz Sanders Sen. So entstand im Modell am 23. Dezember 2011, als seine Frau Rosemarie beerdigt wurde, eine Gedenkstele auf dem Zentralfriedhof der Familie vor dem Dom des hl. Franziskus.

Dieser Dreifaltigkeitsdom, vor dem Menschen und Tiere den Schöpfer loben, steht im Mittelpunkt der Gebäudelandschaft. Zu sehen sind Meisterwerke im Stile italienischer Baukunst, eine Kunstgalerie, eine Buchhandlung, ein Fünf-Sterne-Hotel "Tiergarten", eine Bootsanlegestelle mit Arkaden, ein Museum "Sanders", eine Kirche "St. Antonius" mit Orgel und Krippe, ein Bootshaus, ein Bärenbrunnen, ein Triumphbogen und ein Domcafe, um nur einiges zu nennen.

Die Modellbauschätze in der Villa, Tiergartenstraße 36, können nach telefonischer Anmeldung (Tel. 02821-22238) besichtigt werden. "Es wäre schön, wenn für eine Führung von zwei bis drei Stunden ein geringer Kostenbeitrag geleistet würde", sagt Franz Sanders Sen.

(stw)
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