Kleve Eine romantische Reise in die Nacht

Kleve · Koekkoek, Kruseman, Lieste und andere Maler des 19. Jahrhunderts stehen für die niederländische und die Klever Romantik. Dazu erschien ein neues Buch mit Texten von Guido de Werd.

"Der romantische Blick" gehörte zu den bedeutendsten Ausstellungen im Klever Koekkoek-Haus: Die Bilder aus der Sammlung Rademakers, die der damalige Museumsdirektor Guido de Werd nach Kleve holte. Bilder, die zuvor in der Eremitage in St. Petersburg zu sehen waren und über Moskau zu einer bemerkenswerten Tour durch Europa starteten. Jetzt macht die Ausstellung noch Station in Luxemburg (bis September) und geht zum Abschluss nach s'Hertogenbosch. Dazu hat Rademakers ein neues Katalogbuch herausgegeben, in dem de Werd profund die Geschichte der niederländischen und belgischen Romantik, die in Kleve so begeisterte, nochmals für die beiden letzten Ausstellungen aufgearbeitet hat. Das war auch angemessen: "Jef Rademakers hat die Sammlung inzwischen um bedeutende Werke erweitert", sagt de Werd. Da ist beispielsweise die wunderbare Schlittschuh-Szene von Andreas Schelfhout. Ein großes Gemälde: auf 96 mal 145 Zentimeter Romantik pur. Insgesamt sind 30 neue Bilder in das neue Katalog-Buch gekommen und ergänzen so die vorangegangenen Publikationen erheblich.

Die Texte schrieb de Werd ausgehend vom Lieblingsbild des Sammlers, einem Nocturne von Frederik Marinus Krusemann. Darauf meditiert in vollkommener Kontemplation ein Mönch vor einer Kirchenruine. Ein Bild wie gemacht zu einer Zeile von Novalis, den de Werd zitiert: "Abwärts wend' ich mich, zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht." Ein Satz wie ein Programm für die deutsche Romantik, die gegen das (Tages-) Licht der Ratio, der Wissenschaft, kurz der Aufklärung, die Nacht als das Symbol für Gefühle, Sehnsucht, schöpferische Kraft, das Geheimnisvolle und - ganz wichtig - als das Symbol für die Quelle der Liebe setzte. Der Klever Koekkoek-Kenner de Werd arbeitet präzise heraus, wie deutsche und niederländische Romantik sich verweben: Die alten Ruinen aus der Gotik werden schon von der Natur überwuchert. Es ist die Natur, die Barend Cornelis Koekkoek als den einzig wahren Maler bezeichnete und in seinen Bildern so erhöhte. Mit ihr wächst neues Leben auf den Ruinen. Die gotische Ruine zieht sich auch wie leitbildartig durch die Gemälde der deutschen Romantik, angefangen bei Caspar David Friedrich, erklärt de Werd.

Der Klever Malerfürst B. C. Koekkoek, der nicht nur Kruseman beeinflusste, bekommt ein eigenes Kapitel, zusammen mit der Klever Romantik. Im Mittelpunkt steht eines der ältesten Koekkoek-Bilder in der Sammlung: "Der Sturm", auf dem Koekkoek die Macht der Elemente der Ohnmacht der diesem Tosen ausgesetzten Menschen gegenüberstellt. Es ist wieder der typische Lobgesang auf die Natur. Ein Ausschnitt aus Koekkoeks "Eifellandschaft" ziert schließlich auch den Umschlag des deutschsprachigen Buches. Der Band ist im Buchhandel zu haben und kostet 24,95 Euro (ISBN 978-2-87985-281-2).

De Werd arbeitet inzwischen weiter am Verzeichnis für Koekkoek, für das er im Vorfeld der Klever Romantik-Ausstellung auch nach St. Petersburg reiste (in Russland finden sich nicht wenige Koekkoek-Bilder). Das wohl bis zu 600 Seiten starke Buch soll erstmals den kompletten Koekkoek aufzeigen. "Ich hoffe, dass wir im Winter damit fertig werden", sagte de Werd gestern.

(RP)
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