Schulsturm in Kleve Eine kalte Dusche für’s bestandene Abitur

Kleve · Die Schulstürme sind an vielen Schulen am Niederrhein Tradition, vergleichbar mit den Abischerzen. Am Mittwoch war es in Kleve so weit: Abiturienten verschiedener Gymnasien trafen sich am Elsa-Brunnen in der Innenstadt, um dort ihr bestandenes Abitur zu feiern. Für manchen endete das mit einer kalten Dusche.

Schulsturm Kleve
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Sie hatte keine Wahl. Mehrere ihrer Freunde packten Anna-Sophia an Händen und Füßen und trugen sie zum Brunnen. Wenige Sekunden später landete die 18-Jährige im Wasser. "Jetzt ist mir ganz schön kalt", sagte die Schülerin des Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG) danach — zitternd und mit zerrissener Strumpfhose, aber lächelnd. So wie ihr erging es am Mittwochvormittag einigen Abiturienten der beiden Klever Gymnasien und des Berufskollegs.

Die Tradition, den erfolgreichen Abschluss ihrer Schulzeit mit einem (unfreiwilligen) Sprung in den Elsa-Brunnen in der Klever Innenstadt zu feiern, besteht bereits seit so vielen Jahren, dass heute niemand mehr weiß, wie sie angefangen hat. "Egal", meinten die klatschnassen KAG-Schülerinnen Chiara, Lena und Alexandra. Für sie zählte einzig der Spaßfaktor.

Schulsturm auf die Leni-Valk-Realschule
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Foto: Guido Schulmann, schulmann.tv

Flaschen mit Spülmittel blieben zu

Bereits gegen 10 Uhr strömten die ersten feierwütigen Abiturienten zum Elsa-Brunnen. Mit dabei: die Trillerpfeife, gerne lautstark benutzt. Bereits seit dem Abend davor — oder zumindest gefühlt — feierten Hendrik, Sebastian und Alexander (alle 18) vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve-Kellen. Auf ihren T-Shirts prangte ihr Abi-Motto: "Abi is a joke". Mit der Wasserpistole in der Hand machten die drei Abiturienten ihre Mitschüler nass.

Sturm auf die Gesamtschule in Goch
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Sie selbst blieben dem Brunnen fern — und ließen nach Aufforderung der Mitarbeiter des Ordnungsamtes ihre mitgebrachten Flaschen mit Spülmittel zu. "Sonst müssten wir das Auspumpen des Brunnens bezahlen. Das ist es uns nicht wert", sagte Hendrik. Julia (19) und Mara (18) waren die einzigen vom Klever Berufskolleg, die kamen. Gemäß ihres Mottos "Abiologie — Die Evolution der Versuchskaninchen" hatten sie sich Hasenohren aufgesetzt.

Mit dabei war auch der wirtschaftliche Zweig der Berufsschule Kleve. Die Schüler feierten ihre Reifeprüfung unter dem Motto "arABIen - Wie geschafft ist schleierhaft".

Zur Überwachung des Badespaßes hatte das Ordnungsamt drei Kräfte geschickt. Ein Streifenwagen der Polizei war ebenfalls vor Ort. "Es ist sehr ruhig", sagte ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes. "Auch die Scherben halten sich in Grenzen."

Die letzten Abiturienten verließen die Klever Innenstadt gegen 12 Uhr. Wer nicht zum Umziehen nach Hause ging, der zog mit seinen Mitschülern in den Moritzpark, um dort weiter zu feiern. Zu dem Zeitpunkt schäumte es im Elsa-Brunnen nun doch, das Spülmittel war offenbar doch zum Einsatz gekommen.

(emy)