Kleve Einblicke in die Arbeit des Frauenhauses

Kleve · Anna Lensing-Hebben aus Emmerich absolviert noch bis zum Sommer ein einjähriges Praktikum im Frauenhaus der Awo Kleve. Verwaltungsaufgaben gehören genauso zu ihrem Alltag wie Gespräche mit den Frauen vor Ort.

 Die Praktikantin Anna Lensing-Hebben (l.) gemeinsam mit Einrichtungsleiterin Andrea Hermanns. Bis September bleibt die Abiturientin noch im Frauenhaus, dann studiert sie Sozialpädagogik in den Niederlanden.

Die Praktikantin Anna Lensing-Hebben (l.) gemeinsam mit Einrichtungsleiterin Andrea Hermanns. Bis September bleibt die Abiturientin noch im Frauenhaus, dann studiert sie Sozialpädagogik in den Niederlanden.

Foto: Gottfried Evers

Anders als gewöhnlich. So ist das Praktikum von Anna Lensing-Hebben zu beschreiben. Denn sie verbringt ein Jahr vor ihrem Studium an einem anonymen Ort. Einem, der Frauen und Kindern Schutz bietet und die Sonne nach dunklen Tagen wieder scheinen lässt: im Frauenhaus des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Kleve. Jahrgang 1993, Abitur in der Tasche und auf dem Weg zum Studium der Sozialpädagogik in den Niederlanden, macht Anna Lensing-Hebben aus Emmerich zunächst Station im Awo-Frauenhaus.

Seit September vergangenen Jahres, noch bis zum Sommer, bekommt sie Einblicke in diesen besonderen Ort, besondere Schicksale und besondere Aufgabenfelder. "Eine bessere Stelle kann man sich kaum vorstellen", sagt Viktor Kämmerer, Geschäftsführer der Awo im Kreis Kleve. Und erklärt, warum das so ist: "Hier sammeln junge Menschen Berufserfahrung, indem sie ein Jahr lang hautnah Einblicke in vielfältige Aufgaben- und Themenbereiche bekommen." Häusliche Gewalt, Partnerschaft und Erziehung, Verwaltung und Hauswirtschaft sowie Netzwerkarbeit, Fortbildungen und Informationsveranstaltungen gehören neben der Betreuung und Begleitung von Frauen und Kindern zum Spektrum des Jahrespraktikums — und das alles kompakt, ohne mehrere Stellenwechsel. Die Praktika, die im Frauenhaus bereits seit der Gründung angeboten werden, können sowohl während des Studiums als auch vorher absolviert werden. Um Vertrauen und nicht ständig wechselnde Gesichter zu gewährleisten, ist der Zeitraum grundsätzlich auf rund ein Jahr festgelegt — Ausnahmen sind beispielsweise Praxissemester. "Unsere kreisweite Vernetzung, die Teilnahme an Runden Tischen sowie zahlreiche Informationsveranstaltungen machen dieses Praktikum insbesondere für angehende Sozialpädagogen sehr interessant", ergänzt Einrichtungsleiterin Andrea Hermanns. Die junge Emmericherin Anna Lensing-Hebben, war durch Bekannte ihrer Familie auf das Angebot der Awo aufmerksam geworden und bewarb sich auf die Stelle "ohne tatsächlich zu wissen, welche Aufgaben mich erwarten würden", sagt sie. Enttäuscht worden ist sie keineswegs — zwischen Verwaltungsaufgaben, der Betreuung von Frauen und Kindern vor Ort bis hin zur Arbeit in den Netzwerken gefällt ihr alles sehr gut. Lieblingsaufgaben kennt sie nicht, "ich mache einfach alles gerne", sagt sie.

Und fühlt sich durch dieses Praktikum in ihrer Studienwahl sowie den künftigen Berufsmöglichkeiten bestätigt. Hart seien die Schicksale der Frauen durchaus. Oft denke sie darüber nach, wenn sich eine Dame ihr gegenüber öffnet.

"Damit komme ich aber gut zurecht", betont sie, "auch wenn man selbst nicht in einem solchen Umfeld aufgewachsen ist und ich mich erst einmal daran gewöhnen musste." Sprich: gut zuhören, Verständnis zeigen — und nach außen darüber schweigen. Das ist ein Praktikum an einem besonderen Ort.

(RP/ac)
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