Kleve Ein Obdach für Jugendliche

Kleve · Der Jugendhilfeausschuss empfiehlt, in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude am Klever Bahnhof eine Notschlafstelle für 16- bis 17-Jährige einzurichten. Die jungen Obdachlosen dürfen dort bis zu einem Jahr bleiben.

 In der zweiten Etage des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Deutsche Bahn AG am Klever Bahnhof sollen die Notschlafstellen für Jungen eingerichtet werden.

In der zweiten Etage des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Deutsche Bahn AG am Klever Bahnhof sollen die Notschlafstellen für Jungen eingerichtet werden.

Foto: Gottfried Evers

Wer als Jugendlicher an einer Notschlafstelle klingelt, hat das Ende des Fahnenmasts erreicht. Keinen Kontakt mehr zu den Eltern, in der Regel Probleme mit Alkohol oder Drogen, kein Dach über dem Kopf, praktisch keine Lebensperspektive. In Kleve gab es für diese jungen Leute bisher keine offene Tür. "Die Heime sind überfüllt", sagt Dieter van Elsbergen, Leiter des Fachbereichs Jugend und Familie. Und eine Notschlafstelle gab es bislang nicht. Die Folge: Jugendliche in Not wurden an entsprechende Einrichtungen in Duisburg oder Dortmund vermittelt — das Klever Jugendamt zahlte.

Drei weitere Räume vorhanden

Damit soll es nun vorbei sein. Der Jugendhilfeausschuss empfahl gestern Abend einstimmig dem Klever Stadtrat, 33 840 Euro für eine Notschlafstelle im Nachtragshaushalt bereit zu stellen. Sie soll in der zweiten Etage des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Deutsche Bahn AG am Klever Bahnhof eingerichtet werden. Dort sollen zunächst zwei Wohn-/Schlafräume sowie ein Vorratsraum geschaffen werden. Van Elsbergen: "In dem Gebäude sind noch drei weitere Räume vorhanden, die man ebenfalls ausbauen könnte." Bis zum Winter soll die Notschlafstelle fertig ausgebaut beziehungsweise eingerichtet sein. Für den Umbau der Räumlichkeiten sind 30 840 Euro veranschlagt, für die Ausstattung 3 000 Euro. Eine Toilette ist bereits vorhanden, eine Dusche muss noch eingebaut werden.

Das Konzept im Detail: Ein männlicher Jugendlicher im Alter von 16 bis 17 Jahren, der nicht weiß, wo er die Nacht verbringen soll, kann sich bei Jugendamt, Polizei, Feuerwehr oder Ordnungsamt melden. Die stellen den Kontakt zur Außenstelle Kleve des Anna-Stifts Goch her. Ein Mitarbeiter des Stifts schließt dem obdachlosen Jugendlichen dann auf und gibt ihm Bettwäsche. Die Kosten für den Platz in der Notschlafstelle sollen bei rund 90 Euro liegen. Die laufenden Betreuungskosten sollen aus dem Etat für die so genannte Inobhutnahme gezahlt werden.

Das Angebot gilt bei weitem nicht nur für eine Nacht. Bei Bedarf können die Jugendlichen bis zu einem Jahr in der Notschlafstelle bleiben, müssen jedoch tagsüber die Einrichtung verlassen. Eine Beaufsichtigung während der Nacht ist nicht vorgesehen. Ein Verlassen der Notschlafstelle ist über eine Drehtür möglich, jedoch kein Zugang. Im Notfall soll ein Bereitschaftsdienst erreichbar sein.

Keine große Nachfrage

Mit großem Andrang auf die Notschlafstelle rechnet man jedoch nicht. Van Elsbergen: "Im Moment gibt es in Kleve einen jungen Mann, für den das ein Thema sein könnte.

(RP/jul)
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