Kleve Ein neuer Glanz für den Klever Schwan

Kleve · Die Vergolderei Oster hat den Zuschlag für die erneute Vergoldung des Wahrzeichens auf dem Schwanenturm erhalten. Im Bauch der Figur ist ein kleiner historischer Schatz gefunden worden: Dokumente aus den Jahren 1939 und 1950.

 Sorgt für den letzten Schliff: Benjamin Wochnik mit dem Klever Wahrzeichen, dem Schwan.

Sorgt für den letzten Schliff: Benjamin Wochnik mit dem Klever Wahrzeichen, dem Schwan.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Er wiegt knapp 60 Kilogramm, ist mehrere Hundert Jahre alt und - ganz objektiv betrachtet - nicht der ansehnlichste Vogel der Welt. "Als Klever finde ich ihn aber wirklich schön", sagt Benjamin Wochnik und betrachtet den Schwan aus Kupfer, der vor ihm in seiner Werkstatt steht. "Ich dachte aber, dass er viel größer ist." Wochnik arbeitet derzeit nicht an irgendeiner Figur. Es ist das Klever Wahrzeichen schlechthin: Der Schwan von der Spitze des Klever Schwanenturms.

"Ich wollte diesen Auftrag unbedingt haben", erzählt der Inhaber der Vergolderei und Rahmenwerkstatt Oster in Kleve. Alleine schon aus Traditionsgründen. Bereits die alte Haut des Vogels ist vor 20 Jahren in der Werkstatt von Oster aufgetragen worden. "Normalerweise müsste man nach der ganzen Zeit sämtliche Schichten der Figur entfernen. Die Grundierung von Herrn Oster war aber so gut, dass ich sie dieses Mal dran gelassen habe", sagt Benjamin Wochnik. Von der Arbeit seines Vorgängers war der Handwerker also positiv überrascht - vom allgemeinen Eindruck eher weniger.

"Ich war schon schockiert, in welchem Zustand sich der Vogel befunden hat", sagt er. Andauernde Hagelschläge haben der Hülle über die Zeit ganz schön zugesetzt. Dazu kommt der Umstand, dass sich einige Arbeiter, die in der ein oder anderen Weise mit dem Schwan zu tun hatten, auf dem Wahrzeichen verewigt haben. Etwa mit einer Plakette, die kurzerhand auf den Vogel genietet wurde. Ernsthaft Sorgen machen muss man sich um die Zukunft der Figur aber nicht. "Die Plakette wurde jetzt natürlich entfernt", sagt Wochnik. Am Ende werden elf Schichten Lack, Schutz und Gold dem Schwan zu neuem Glanz verhelfen. In der Klever Werkstatt musste sich der Vogel auch noch einem ganz besonderen Eingriff unterziehen: Er wurde an seinem Hinterteil aufgeschnitten, um einen Blick in das Innere preiszugeben.

Hier erwarteten die Eigentümer der Schwanenburg, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW), einen kleinen Schatz, wie Pressesprecherin Liane Gerardi erzählt. Tatsächlich fand man ein verlötetes Bleirohr mit vier Dokumenten. "Zwei Dokumente sind aus dem Jahre 1939 und eines aus dem Jahre 1950, das letzte Schriftstück konnte nicht mehr entziffert werden", heißt es in dem Bericht des BLB NRW. Ein 20-Pfennigstück, das in einem der Dokumente aus dem Jahr 1939 erwähnt wird, haben die Experten heute nicht mehr gefunden. Die Schreiben wurden kopiert und zu den Bauakten genommen, alle Originale, das alter Bleirohr und die Kopien anschließend in der neuen Kupferhülle deponiert. "Ich konnte auch noch etwas von Oster beifügen", sagt Benjamin Wochnik. Schließlich weiß niemand, wann die Figur das nächste Mal wieder geöffnet wird.

Die Schwanenburg: ein Rundgang
38 Bilder

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Als er sie sorgsam verschlossen hatte, konnte Wochnik mit der neuen Vergoldung des Schwans beginnen. Etwa 350 hauchdünne Blätter Gold sorgen in Zukunft wieder für den Glanz, den die Klever kennen und lieben, wenn sie herauf zu ihrem Schwanenturm blicken. "Im Prinzip hält die neue Hülle ewig, aber Hagel und Sonne setzen der Figur auf dem Turm zu", sagt Wochnik. Trotzdem glaube er, dass seine Arbeit "sehr, sehr lange" halten werde.

"Das ist die älteste Figur, an der ich je gearbeitet habe", meint er noch. Das ist aber nicht das Besondere, das diese Arbeit umgibt. Es ist das Gefühl, Teil der Klever Geschichte geworden zu sein.

(RP)
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