Kreis Kleve Ein neuer Burgherr für das Landgericht

Kreis Kleve · NRW-Justizminister Thomas Kutschaty führte gestern Klaus Waldhausen als Präsident des Landgerichtes Kleve ein und verabschiedete zugleich dessen Vorgänger Ulrich Schambert, der ans Landgericht Münster wechselt.

 NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (Mitte) gerahmt vom neuen Klever Landgerichtspräsidenten Gerd Waldhausen (2.v.l.) und dem scheidenden Präsidenten Ulrich Schambert (3.v.r.) mit ihren Frauen.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (Mitte) gerahmt vom neuen Klever Landgerichtspräsidenten Gerd Waldhausen (2.v.l.) und dem scheidenden Präsidenten Ulrich Schambert (3.v.r.) mit ihren Frauen.

Foto: Gottfried Evers

Ein Landgerichtspräsident ist nur in Kleve auch Burgherr. Denn in Kleve thront das Gericht hoch über Stadt und Land. Gestern wurde der alte Burgherr verabschiedet und der neue Willkommen geheißen: Nach sieben Jahren hat Landgerichtspräsident Ulrich Schambert Kleve verlassen. Er wechselt als Präsident ans Landgericht Münster. Ihm folgt Gerd Waldhausen. Er hat das Landgericht Krefeld verlassen, um im schönsten Gerichtsbau weit und breit Präsident zu werden, wie er gestern sagte. Schon bei seinem kurzen Einsatz in Kleve als Vize 2004/2005 sei er dem Charme der Burg erlegen.

Außerdem, so erinnerte sein Vor-Vor-Vorgänger, Landgerichtspräsident a. D. Dr. Beier, Waldhausen jetzt als Gerd der 20. in die Geschichte der Burg eingehe. Schließlich werde der Landgerichtspräsident in guter Tradition der Klever Herzöge fortgezählt. Er sei der 14. gewesen, sein Nachfolger Dr. Lünterbusch der 15. und so fort . . .

Die Stimmung bei der Amtseinführung Waldhausens durch NRW-Justizminister Thomas Kutschaty war trotz der gleichzeitigen Verabschiedung Schamberts prächtig: Justitia swingte auf der Bühne der Klever Stadthalle. Richter Christian Spelz und seine Frau Isabel verabschiedeten ihren ehemaligen Chef musikalisch, wie sie den neuen begrüßten.

In Kleve ließ man Schambert nur ungern ziehen, der in Kleve wichtige Strukturveränderungen durchgeführt hat und Nachwuchskräfte an das Gericht in der Burg binden konnte, wie Kutschaty hervorhob. Und der sich in Kleve aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligte - nicht nur als Vorsitzender der Singgemeinde.

Der aus Rheydt stammende Waldhausen, der 1984 seinen richterlichen Dienst in NRW aufnahm und 1999 Referatsleiter im Landes-Justizministerium wurde, war von 2004 bis 2005 erstmals in Kleve und anschließend Präsident des Landgerichtes Krefeld. Der passionierte Segler wolle jetzt ganz nach Kleve kommen und suche noch eine entsprechende Immobilie, begrüßte als Behördenleiterin die Präsidentin des Oberlandesgerichtes Düsseldorf, Anne-José Paulsen, den neuen "Burgherrn". Sie wusste aber auch, dass der alte Burgherr auch schon mal im Jogginganzug über die Flure turnte. Schambert sei jetzt in seiner Heimat Münster angekommen. So wie Waldhausen an seinen Wunschstandort Kleve angekommen sei, sagte sie.

Kutschaty sieht in Kleve den Ort, an dem auch die Justiz Staats-Grenzen überwindet. "Hier geht man selbstverständlich über die Grenze", sagt er. Entsprechend intensiv sei hier die Zusammenarbeit mit den niederländischen Justizbehörden. "Wir wollen diese Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden zwischen den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen weiter vertiefen", sagt Kutschaty. Denn die Errungenschaft der Freizügigkeit dürfe nicht von Kriminellen ins Gegenteil verkehrt werden. So seien inzwischen regelmäßige Treffen vereinbart, gehen 5000 Rechtshilfeersuchen zwischen den Ländern jährlich über die Grenze. Das soll künftig auch elektronisch möglich sein. "Natürlich über sichere Leitungen", sagt der Minister. Das Landgericht Kleve sei aus Sicht des Landes ein wichtiger Bestandteil dieses grenzüberschreitenden Interesses.

Auch die Anwälte hießen den neuen Chef des Landgerichtes willkommen. Wolfgang Gebing, Vorsitzender des Klever Anwaltsvereins, erinnerte an die lange Geschichte der Gerichtsbarkeit in Kleve. "Seit über 800 Jahren wird hier Recht gesprochen", sagt Gebing. Seit über 400 Jahren sogar vor einem Gericht mit Verfahrensrecht.

Ulrich Schambert verlässt Kleve mit einem weinenden Auge: "Kleve hat Besitz von mir ergriffen. Die sieben Jahre in der Stadt war ein glücklicher, vielleicht sogar der glücklichste Abschnitt in meinem Leben", blickte er gestern zurück. Seit dem 5. Semester habe er in Tübingen in Chören gesungen - aber nirgendwo habe er sich so heimisch gefühlt, wie in der Singgemeinde. Er sei stolz darauf, dass das Landgericht in Kleve während seiner Amtszeit stets in den entsprechenden Statistiken ganz oben gestanden habe.

Waldhausen versprach, die gute Arbeit, die in Kleve geleistet werde, fortzusetzen. Er sei 2004/2005 nicht nur vom Charme der Burg gefangen worden, sondern auch vom unkonventionellen und kollegialen Miteinander.

(RP)
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