Kleve Ein Jubelzug für Kleves Prinz Jens

Kleve · Zehntausende Jecken feierten gestern beim Rosenmontagszug in Kleve. 81 Wagen und zahlreiche Fußgruppen schlängelten sich von Kellen nach Materborn und folgten damit erstmals seit drei Jahren wieder dem alten Zugweg.

Kleve: Bilder vom Rosenmontagszug 2013
56 Bilder

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Prinz Jens hatte vorgesorgt: "Wir haben Tee ohne Ende dabei", verkündete er. Thermoskannen auf dem Wagen, die Füße und Beine passend zur roten Gardeuniform in einer roten Skihose und dicken Schneestiefeln, Ohrstöpsel gegen den Windzug (und ohrenbetäubend laute Musik) in luftiger Höhe auf dem Wagen: Perfekt gewappnet freute sich Kleves närrisches Oberhaupt schon gestern Morgen um halb elf am Treffpunkt an der Emmericher Straße in Kellen auf den Rosenmontagszug. Der stand in diesem Jahr unter dem Motto "Tönend und brill(ant) durchs Kleverland", eine Anspielung auf Prinz Jens' Hobby Musik und seine berühmte Hornbrille.

Um 12.11 Uhr setzte sich der Zug außergewöhnlich pünktlich in Bewegung, schon eine Stunde später zog er mit viel Radau in der Fußgängerzone ein. Bei wummernden Bässen der Schlagermusik (besonders beliebt in diesem Jahr: Mickie Krauses "Nur noch Schuhe an") tanzte halb Kleve bunt kostümiert auf den Straßen, die mitgebrachten Jutebeutel schon nach kurzer Zeit prall gefüllt mit allerlei Kamelle aus mehr als 1111 Händen auf den Wagen. Prinz Jens sorgte dabei mit pädagogisch wertvoller Kamelle bei den Eltern für Freude: Vom Wagen fielen neben Süßigkeiten auch hunderte Vokabelhefte für den Nachwuchs.

Nur wenige der 81 Wagen beschäftigten sich mit Kleves Polit-Themen des vergangenen Jahres. Ihren großen Auftritt hatte die Uferschnepfe. Sie zierte den Wagen der Mehrer Karnevalisten. Den Konflikt zwischen Naturschützern und Bauern in der Düffel kommentierten sie mit einem "Was wird aus unserer Düffel?" Die KG Spoy gab dem Schleusenbetrieb in Brienen "nur noch zwei Jahre".

Nur wenige Meter weiter prangerten die Brejpott-Quaker aus Kellen den Niedergang der Margarine-Fabrik in ihrem Stadtteil auf ihre Weise an: Symbolisch wird dem Patienten Kellen das Herz herausoperiert und in den Organ-Abfall geworfen, während in einem Regal schon einige Ersatz-Herzen auf ihren Einsatz warten: Von einem Outlet-Center bis zu einem Quaker Fun-Park können sich die Narren so einiges für das Gelände vorstellen. Die zugehörige Fußgruppe war in Krankenschwestern- und Chirurgenkostüme gehüllt.

Auch die Hochschule blieb vom Klever Narren-Humor nicht verschont: "Kleve wächst dank Unisex" mutmaßte eine Gruppe, "Hier koij fiere und studiere" drückte es eine andere etwas milder aus.

Über den Tellerrand hinaus schauten die "Nötterse Jonges" . Sie hatten, als Sparschweine verkleidet, "nichts mehr zu verschenken" und spielten damit auf Deutschlands Retter-Rolle in der EU an. Die steigenden Spritpreise, von den "Kleefse Frünn" und anderen Karnevalsgruppen beklagt, nimmt der Reitverein Lohengrin Hau hingegen ganz gelassen. "Wir steigen um aufs Pferd" ließ er wissen. Der Liter Hafer kostet laut dem Verein nur 38 Cent.

(RP/ac)
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