Im Forum Arenacum Rindern Ein Jahrhundert Künstlerfamilie Brüx
Kleve · „Retro. Von Brüx bis Brüx. 1902 bis 2022“ heißt die Ausstellung im Forum Arenacum in Rindern. Sie zeigt Werke von Gerd, Jupp und Walter Brüx, die in Kleve arbeiteten.
Sein bekanntestes Werk kennt jeder: Das Schüsterken an der Ecke Opschlag/ Herzogbrücke in Kleve. Dort steht ein Junge mit Stiefeln, die Lippen geschürzt, als pfeife er ein Liedchen. Die Bronzefigur an der Herzogbrücke spukt regelmäßig Wasser in das Becken vor sich. Eigentlich heißt das Schüsterken „Bältermann“ und ist nach einem Schuhhändler benannt, der Stiefel für die Offiziere der Kaserne machte.
Geschaffen hat den Bältermann Jupp Brüx 1936. Model für den Jungen war seine Tochter. Bältermann, das Klever Schüsterken, steht in vielen Haushalten der Stadt als kleiner Handschmeichler, als Kleinskulptur. Und ab jetzt auch im Forum Arenacum. Das zeigt nämlich von Brüx bis Brüx und zeigt auf, wie eine Künstlerfamilie fast ein ganzes Jahrhundert Kunst in Kleve abbildet: Ausgehend von Gerd Brüx über seinen Bruder Jupp, beide plötzlich und unerwartet früh 1944 gestorben, bis hin zu Walter Brüx, der auch ein Stück des Wegs von Joseph Beuys begleitet hat.
Hier hat Jörg Sachisthal, Nachfahre der Familie, aus seiner Sammlung und aus Werken aus Privatbesitz einen feinen Überblick über die drei Klever Künstler zusammengetragen. Die Schau erstreckt sich über alle Etagen und zeigt alle Facetten der drei Künstler: Die Skulpturen und Reliefs, die Zeichnungen und Lithos und immer der liebevolle Blick auf das alte Kleve. Auf die Gassen und ihre Menschen, die Burg, die Dächer, die Häuser. Darunter auch das Lieblingswerk vom ehrenamtlichen Museumsleiter Frank Mehring: Eine Bronzeplatte für Pannier zum 50. Bestehen geschenkt von der Belegschaft für den Chef. Mit dem Storch als Wappenvogel der Kinderschuhe, der mit einem seiner staksigen Beine einen Strauß Blumen übergibt. Natürlich ist auch die Burg dabei, die darf nämlich bei Brüx (alle drei) nicht fehlen. Auch nicht bei Walter, der die Platte 1950 schuf. Auch das Relief von Maria Reimer ist zu sehen, oder aber kirchliche Motive und Reliefs von Gerd Brüx. Es sind humorvolle Bilder und Stückchen, die Arenacum zeigt, schöne Stadt-Landschaften, Skulpturen und Gipse, von denen die Formen für den Bronzeguss gemacht wurden. Und hier steht wieder Bältermann in der Mitte: Den Gips in Originalgröße der Brunnenskulptur konnte das Forum Arenacum in die Ausstellung holen. Und Sachisthal weiß, dass Brüx sich dort eigentlich selbst gezeigt hat: Als Junge brachte er nämlich die Stiefel von besagtem Bältermann zur Kaserne hinauf und pfiff ein Liedchen, weil dabei auch Handgeld abfiel.
Zu sehen ist die Ausstellung „Retro. Von Brüx 1902 bis Brüx 2022“ sonntags von 14 bis 17 Uhr. Dazu ist auch ein Katalog erschienen. „Unsere Ausstellung verfolgt eine dreifache Agenda“, sagt Mehring. Sie sei Spurensuche, um über Skizzen, Aquarelle, Skulpturen, Reliefs, Karten und Altarbilder das reichhaltige Schaffen der Künstlerfamilie zu finden und Spurensicherung, weil Vieles, das bis jetzt vor allem mündlich weitergegeben wird, in Vergessenheit zu geraten droht.