Kleve Ein Hauch Antike in der Moderne

Kleve · Johannes Wald verwandelt die alten Kursäle im Klever Wilhelms-Bad.

 Johannes Wald hauchte dem antiken Kopf die Gegenwart ein.

Johannes Wald hauchte dem antiken Kopf die Gegenwart ein.

Foto: eve

Auf der Suche nach Schönheit fand Johannes Wald die Geste. Die Bewegung. Wald goss den gestreckten Arm seiner Freundin in Beton ab. Er brach das wohlgeformte Stück mit den schönen Händen in drei Teile, die — ähnlich einer Gliederpuppe — mit Bewehrungseisen verbunden sind. Sieben mal liegt der Arm auf den Betonplatten im Hof des Kurbades: immer ein Stück anders, wie in der Bewegung eingefroren, sieben Gesten.

"Verschiedene Versuche, adäquate Gesten von Schönheit zu formen", nennt Wald die Arbeit auf dem Boden, die nur durch die Fenster des Treppenhauses und der angrenzenden Säle zu sehen ist. "Ich möchte dem Betrachter eine Idee von Bewegung vermitteln", sagt Wald und schaut durch die Scheibe auf die schönen Arme. Es ist die Idee von Bildhauerei, um die es geht. Die Andeutung, die ein Bild entstehen lässt, das letztlich nur in der Fantasie des Betrachters entstehen soll. So wie oben im Kursaal: Eine kantige Platte aus Gips liegt dort. Darauf Fußabtritte: Hier ist jemand in den Gips gestiegen und hat sich in den sogenannten Kontrapost gestellt. Das eine Bein stützt den Körper, das andere ruht leicht abgewinkelt. Wald stellte sich in den Gips und wartete, bis das Material angezogen war. Dann verließ er die Platte. Welche Figur jetzt dort im Kontrapost stand, Venus oder Mars, bleibt der Fantasie überlassen.

An anderer Stelle breitet Wald ein ganzes Kapitel Kunstgeschichte aus: Der verlorene Arm der Laokoon-Gruppe (ein Meisterwerk antiker Bildhauerkunst, in dem der Troja-Priester Laokoon und seine Söhne gegen die Schlangen kämpfen). Als sie gefunden wurde, fehlte ein Stück Arm; den rekonstruierte ein Schüler Michelangelos (so Kunde). Später fand man den richtigen Arm - nicht gestreckt, sondern angewinkelt. So angewinkelt, dass klar ist: Dieser Kampf ist verloren. Abgüsse der beiden Stücke liegen jetzt auf dem Boden des Kurhauses: Vor dem geistigen Auge formt sich die antike Figurengruppe.

Es geht Wald um die "Versuche, geeignete Funde (aus der Antike) zu formen" und ihnen die Gegenwart einzuhauchen. Wald setzt damit mit zeitgenössischen, konzeptuellen Mitteln einen Akzent in die skulpturale Sammlung vom Mittelalter bis in die Gegenwart des Kurhauses, sagt Harald Kunde.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort