Kleve-Kellen "Ein-Euro-Jobber" als Pausen-Aufsicht

Kleve-Kellen · Der Kreis Kleve setzt Langzeitarbeitslose am Konrad-Adenauer-Gymnasium ein. Sie leisten Aufsicht und verhindern, dass minderjährige Schüler Handys benutzen oder das Schulgelände verlassen. Lehrer sind begeistert, Schüler weniger.

 Günter Dercks ist einer der "Ein-Euro-Jobber", die auf dem Schulhof des Konrad-Adenauer-Gymnasiums nach dem Rechten sehen sollen.

Günter Dercks ist einer der "Ein-Euro-Jobber", die auf dem Schulhof des Konrad-Adenauer-Gymnasiums nach dem Rechten sehen sollen.

Foto: Gottfried Evers

Wer sich an seine Schulzeit erinnert, wird es bestätigen: Die Pausen-Aufsicht ist nicht unbedingt beliebt - weder bei Schülern noch bei Lehrern. So mancher Pädagoge tränke lieber einen Kaffee im Lehrerzimmer als bei bei Regenwetter auf dem Schulhof zu patrouillieren; Schüler würden lieber ein bisschen unter sich bleiben. Am Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) in Kellen ist ersteres wieder öfter möglich, letzteres eher schwierig. Drei "Ein-Euro-Jobber" nehmen ein Angebot des Kreises Kleve wahr und arbeiten am KAG - unter anderem als Pausen-Aufsicht.

"Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung" nennt sich dieses Modell offiziell. Träger der Maßnahme ist das Berufsbildungszentrum Theodor-Brauer-Haus (TBH) in Kleve. Sowohl die Schule als auch die "Ein-Euro-Jobber" sollen profitieren: Für die Lehrer bedeutet das Modell Entlastung. Die Langzeitarbeitslosen, die für ihre Tätigkeit am KAG einen Euro pro Stunde und zusätzlich Hartz IV erhalten, haben wieder einen geregelten Tagesablauf und sollen durch die Tätigkeit am Kellener Gymnasium eine Qualifikation erwerben, die es ihnen leichter macht, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Hauptaufgabe der drei "Ein-Euro-Jobber" ist es laut TBH-Geschäftsfüher Bernd Pastoors, "für eine gute Lernatmosphäre im Selbstlernzentrum des Gymnasiums zu sorgen". Im Klartext bedeutet dies: Die "Ein-Euro-Jobber" sorgen dafür, dass in dem von Schülern und Lehrern intern "Strebergarten" genannten Raum wirklich gelernt und nicht Quatsch gemacht wird.

Aber die "Ein-Euro-Jobber" sind auch an anderen Orten im Einsatz. Das bestätigt der stellvertretende Schulleiter Heinz Bernd Westerhoff: "Genau wie wir Lehrer kontrollieren sie, dass die Schulordnung konsequent durchgesetzt wird." So dürfen die Schüler ihr Handy in der Schule oder auf dem Pausenhof nicht benutzen. Machen sie das doch, schreiten die "Ein-Euro-Jobber" ein und nehmen ihnen auch schon mal das Handy weg. Außerdem sind sie unterstützend in der Pausen-Aufsicht tätig. Und die externen Arbeitskräfte wachen darüber, dass minderjährige Schüler das Schulgelände nicht unbefugt verlassen.

Die Schüler sind davon nicht unbedingt begeistert. "Die Aufseher wissen oft gar nicht, dass wir unseren Bus kriegen müssen, um zu unseren Kooperationskursen am Freiherr-vom-Steingymnasium zu kommen", sagte ein Schüler. Andere Schüler berichten davon, dass sie sogar beim Supermarkt "Kaufland" in Kellen von den Ein-Euro-Jobbern angesprochen und gefragt worden seien, ob sie nicht in den Unterricht müssen. Von der Kontrolle im "Kaufland" hat Westerhoff auch gehört. Das sei jedoch nicht im Auftrag der Schule geschehen und nicht im Sinne des Projekts. "Darauf werden wir die drei Ein-Euro-Jobber noch hinweisen", sagt Westerhoff.

Insgesamt sieht er die drei Männer als große Hilfe. "Insbesondere die Unsitte des Handygebrauchs ist deutlich weniger geworden. Das Handy ist in der Schule nicht erforderlich", sagt Westerhoff. Auch in den Pausen sei die Unterstützung willkommen. "Die Ein-Euro-Jobber sollen im kleinen Rahmen selbst Entscheidungen treffen, wenn die Schüler ein Anliegen haben. Da kann der Lehrer schon mal im Lehrerzimmer bleiben. Er ist aber ständig greifbar", betont Westerhoff.

Die "Ein-Euro-Jobber" fühlen sich mittlerweile sowohl von den Schülern als auch den Lehrern gleichermaßen respektiert. Günter Dercks, einer der drei zusätzlichen Aufsichtspersonen, sagt: "Mir macht der Job großen Spaß, und in der Regel benehmen sich die Schüler auch sehr vernünftig". Seine Mitstreiterin Elisabeth Moerkerk freut sich ebenfalls über die Möglichkeit, am KAG auszuhelfen: "Anfangs waren die Schüler von unserer Anwesenheit noch etwas irritiert, aber das hat sich mittlerweile gelegt. Jetzt kommen sie auch schon zu uns, wenn sie ein kleineres Probleme haben und wir ihnen helfen können."

Auch für zumindest einen der "Ein-Euro-Jobber" könnte sich die Maßnahme zum Erfolg entwickeln. "Ich habe gehört, dass einer von ihnen von der Schule übernommen werden soll", sagt TBH-Geschäftsfüher Bernd Pastoors.

Das Modell macht offenbar Schule. Andere Bildungseinrichtungen sollen Interesse daran haben. Das Konrad-Adenauer-Gymnasium will das Modell nicht nur fortführen, sondern ausbauen.

(RP)
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