Kleve Ein Dorf spielt Boule

Kleve · Zwei Jahre, nachdem die Idee zu einem eigenen Bouleplatz geboren war, wurden am Sonntag zwei Boulebahnen in Zyfflich eröffnet. Das ganze Dorf war da und spielte mit.

Auf dem Rasen glitzern die Stahlkugeln im Sonnenlicht. Anstelle von Platanen wie in Frankreich beschatten Linden, deren Blätter beim leichten Wind rascheln, die beiden gelbsandigen Boulebahnen. Auch sonst erinnert viel an das Idyll eines verschlafenen französischen Dorfes. Die Menschen stehen in kleinen Grüppchen um die Bahnen, essen Baguette, trinken Wein — und manch einer hält in seinen hinter dem Rücken verschränkten Händen zwei matt glänzende Boulekugeln, die er mit einem Handtuch trocken reibt: Französische Postkartenstimmung im Zentrum Zyfflichs.

Es war ein Kirmestag vor zwei Jahren, als für einige Zyfflicher bei einem Bouleturnier (damals noch auf Rasen) feststand, dass auf der Wiese kein Boule gespielt werden kann und eine Boulebahn her müsse. Leo Preusting erinnert sich: "Wir dachten damals, was wäre es nicht schön, wenn wir alle Boule spielen könnten, das ganze Jahr über. Egal ob jung oder alt, deutsch oder niederländisch."

Nun, zwei Jahre später, sind die beiden Bahnen fertig. Dass es soweit gekommen ist, sei vor allem das Resultat der harten Arbeit der Rentner, denen manchmal der Schweiß von der Stirn lief, betont Preusting. Günter Steins, der Bürgermeister der Gemeinde Kranenburg, ist begeistert von dem Platz: "Die Place de la Concorde in Paris ist nichts dagegen. Hier ist das Zentrum von Zyfflich!" Und fügt angesichts der Eigenregie und vielen ehrenamtlichen Stunden hinzu: "Eine solche Dorfgemeinschaft, die gibt es nicht oft." Sagt's und eröffnet die neuen Bahnen mit dem Wurf des ersten Buts, auch Schweinchen oder cochonnet genannt.

Pläne für die Zukunft

Dass hier mehr als einfaches "Kugelwerfen" betrieben wird, ist schnell klar, als die ersten Spieler ihre Boulekugeln werfen. Jeder Wurf wird vom ganzen Dorf, so scheint es, mit vielen "Ahs" und "Ohs" bedacht und kritisch bewertet. Auch für die Zukunft gibt es schon Pläne: "Vielleicht können wir irgendwann einmal einen Verein gründen und gegen Mannschaften aus den Niederlanden spielen", überlegt Preusting. Was ihn dazu bewogen hat, sich für den Platz einzusetzen? "Ich liebe Frankreich. Aber vorrangig wollte ich Menschen zusammenbringen, ich möchte, dass auf diesen Bahnen Niederländer und Deutsche miteinander spielen, ich wollte einen Treffpunkt schaffen." Während er das sagt, stiebt hinter ihm Sand auf, als eine Boulekugel direkt neben dem Ziel zum Stillstand kommt.

(RP)
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