Kleve-Warbeyen Ein Abschied und Zehntausende Blumen

Kleve-Warbeyen · Der Erntedankzug hat zahlreiche Besucher nach Warbeyen gelockt. Gruppen präsentierten aufwendig gestaltete Wagen im Regen. Für die 89-jährige Elisabeth Sluiter war es ein besonderes Fest: Sie möchte als Zugteilnehmerin aufhören.

 "Es waren schöne Jahre" titelt der Wagen von Elisabeth Sluiter (89 Jahre alt, links) und zwei weiteren Frauen. Gestaltet hat das Trio den Wagen selbst.

"Es waren schöne Jahre" titelt der Wagen von Elisabeth Sluiter (89 Jahre alt, links) und zwei weiteren Frauen. Gestaltet hat das Trio den Wagen selbst.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Elisabeth Sluiter läuft mit einem leichten Lächeln durch den Nieselregen. Wagen für Wagen des Erntedankfestzugs in Warbeyen schreitet die 89-Jährige ab, schließlich bleibt sie vor einem stehen, an dem unzählige Kunstblumen und Perlen angenäht sind. "Fahren Sie auch auf dem Zug mit?", wird Sluiter gefragt.

Die zierliche Frau mit dem großen Regenschirm in der Hand baut sich ein kleines Stück - aber merklich - auf. "Ich fahre nicht nur mit, das ist mein eigener Wagen", sagt die 89-Jährige. Mit zwei weiteren Frauen hat Sluiter die Zugnummer gestaltet. Unzählige Stunden werden es gewesen sein. "Ich habe früher viel mit Ketten gearbeitet, darum hatte ich noch viele Perlen übrig", sagt sie, lässt den Blick über das Endprodukt wandern und fügt an: "Jetzt habe ich keine mehr." Im November feiert Elisabeth Sluiter ihren 90. Geburtstag. "Und ich klettere immer noch auf den Wagen, das muss man sich mal vorstellen", sagt sie.

Im Dorf erzählt man sich, die Rentnerin sei eigentlich schon immer beim Erntedankzug dabei gewesen. "Dieses Jahr ist aber das letzte Mal", sagt Sluiter. Zwar versuche manch einer noch, sie vom Gegenteil zu überzeugen. "Irgendwann ist aber auch mal gut", meint sie. Abschied nehmen im Nieselregen. "Das Wetter kann man sich halt nicht aussuchen. Wir hatten auch schon mal so einen heftigen Sturm, dass wir alle in eine Scheune flüchten mussten", erzählt die 89-Jährige. "Es waren schöne Jahre", titelt der Wagen. Elisabeth Sluiter - eine Frau mit Geschichte in dem Erntedankfestzug in Warbeyen. Einen der größten Hingucker des Tages legten am Sonntag die Altherren des VfR Warbeyen hin. Ein riesiges Füllhorn aus 12 000 Dalien, von 20 Mann in zwei Wochen gebaut. "Wir versuchen nur, den Sportverein aufrecht zu erhalten", gibt sich Wolfgang Jansen vom Club bescheiden.

Die Altherren versuchen aber regelmäßig, außergewöhnliche Zugnummern auf die Beine zu stellen. Im vergangenen Jahr noch haben sie auf ihrem Wagen menschengroße Pilze aus dem Boden schießen lassen. "Wir überlegen immer gemeinsam, was man machen könnte. Die grundlegende Idee haben wir immer schon ein Jahr vor dem Zug", sagt Jansen. Was im kommenden Jahr zu sehen ist, bleibt natürlich noch streng geheim. Ob das Füllhorn zum Leitmotiv für den Tag werden könnte? Die umherstehende Gruppe der Fußballer lacht. "Vielleicht heute Abend. Das gehört natürlich auch dazu", sagt Wolfgang Jansen. Vor den Wagen gespannt waren in Warbeyen häufig alte Zugmaschinen, bei den alten Herren eine Hanomag. "Die werden für den Umzug natürlich alle ausgegraben, das macht ja schon was her", sagt Jansen. Das schlechte Wetter bringt hier keinen aus der Ruhe. "Vielleicht kämen dann ein paar mehr Radfahrer und Besucher von außerhalb. Aber uns macht das eigentlich nichts aus", sagt Jansen. Warum auch - die Stimmung in Warbeyen war auch so gut. Auch das hat schon Tradition in dem kleinen Ort.

(lukra)
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