Gesetz Bonpflicht bringt jede Menge Müll

Kleve · Die Kassenzettel werden gedruckt und landen großteils umgehend in der Tonne.

 Café-Leiterin Britta Gerold veranschaulicht, wie viele Bons in einer Stunde anfallen.

Café-Leiterin Britta Gerold veranschaulicht, wie viele Bons in einer Stunde anfallen.

Foto: Carsten Pfarr

Jede Bestellung wird gebont – das Brötchen beim Bäcker, das Würstchen beim Metzger und die Zeitung am Kiosk. Grund ist eine Gesetzesänderung, die zwar 2016 verabschiedet wurde, aber in Teilen erst jetzt greift. Das Gesetz soll Steuerhinterziehung einen Riegel vorschieben. Die Idee: Was gebont wird, ist dokumentiert und somit auch nachvollziehbar für das Finanzamt. Eine Umfrage unserer Redaktion bei betroffenen Händler der Innenstadt zeigt: Zwar waren die Betriebe auf die Änderung eingerichtet, für sinnvoll halten sie jedoch die wenigsten.

„Ich frage alle Kunden. Und bisher hat nur ein Kunde den Zettel auch mitgenommen“, sagt Bäckereifachverkäuferin Blerta Hilaj zur Mittagszeit am ersten Tag der Bonpflicht. Gleichwohl werden alle Kassenzettel ausgedruckt – und landen direkt im Abfalleimer. „Ich halte das für Schwachsinn. Es bringt nur Müll“, sagt Kundin Chanel Arissen. Dem stimmt Hilaj zu. „Viel Arbeit und Stress“ für die Verkäufer bedeute die Bonpflicht obendrein.

Die hiesigen Metzgereien, Bäcker und Kioske haben bereits seit mehrere Jahren Registrierkassen, die eine Umsetzung der Bonpflicht ermöglichen. So heißt es im Hofladen Slütter: „Für uns macht es zwar keinen Unterschied, aber ich halte das für Papierverschwendung.“

In Stadt-Café Wanders wurde bereits vor der Umstellung jede Bestellung einzeln gebont, um eine bessere Übersicht hinter der Theke zu garantieren, erklärt Café-Leiterin Britta Gerold. Doch sie zeigt auch, zu welchem Preis dieses System arbeitet. Innerhalb einer Stunde fallen mehrere Meter an Kassenzetteln an, die im Laden entsorgt werden müssen.

Abnehmer für Kassenbons finden sich bei „Metzgerei Quartier“ und in der „Fleischerei Terhoeven“. Dort werden die Kassenzettel schon viele Jahre mit der Ware ausgehändigt. Somit bedeute die Bonpflicht auch dort „keinen Wechsel“, berichtet Metzgermeister Johannes Terhoeven. An seinem Fleischerimbiss hingegen muss Terhoeven jetzt, zu seinem persönlichen Missfallen, für jeden Artikel einen Kassenzettel ausstellen. „Keiner nimmt einen Bon für sein Würstchen mit“, berichtet Terhoeven. Die Konsequenz: Müll und das Nutzen von zusätzlichen Bonrollen. Die anfallenden Mehrkosten für die Rollen selbst sowie die Entsorgung seien unerheblich, so Terhoeven. Hohe Kosten gehen jedoch mit der Anschaffung einer Registriekasse einher. Das erwartet Wurstverkäuferin Patrizia Ilic noch. Sie geht davon aus, künftig die offene Ladenkasse der Bude gegen eine Registrierkasse tauschen zu müssen – „das ist ganz schön teuer.“

(capf)
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