Kleve Dogbo soll auf eigenen Beinen stehen

Kleve · Der Klever Verein pro dogbo übergibt die Verwaltung seines Entwicklungshilfeprojekts in Benin an einen einheimischen Partner. Das sei kein Rückzug aus dem Land, sondern der nächste logische Schritt zu nachhaltiger Hilfe.

 Besonderen Spaß macht den Afrikanern in dem "pro dogbo"-Hilfsprojekt die Arbeit in der Maschinen-Werkstatt.

Besonderen Spaß macht den Afrikanern in dem "pro dogbo"-Hilfsprojekt die Arbeit in der Maschinen-Werkstatt.

Foto: pro dogbo

Es war der Erlös vom Herbstbasar der Klever Kolpingsfamilie, mit dem Klaus van Briels Arbeit 1998 in Benin begann. 1000 Deutsche Mark, eine riesen Summe für das westafrikanische Land. Wer dort 100 Euro im Monat verdient, hat es gut. Van Briel kaufte Hefte und Stifte von dem Geld und zahlte ein paar Kindern die Schule. So fing alles an. Heute finanziert sein Verein "pro dogbo" 115 Kindern pro Monat das Schulgeld. Und mehr noch: Zehn Schulgebäude und vier Ausbildungsbetriebe hat der Verein in der Stadt Dogbo gebaut - 113 Bäcker, Kfz-Mechaniker, Informatiker und Metallbauer wurden schon ausgebildet.

Es ist fast 18 Jahre her, dass Klaus van Briel mit Freunden und Familie den Grundstein legte für die Klever Entwicklungshilfe in Dogbo: Im Jahr 2000 wurde ein Haus für hilfebedürftige Jugendliche gebaut, 2002 wurde der Verein pro dogbo gegründet. Und nun steht der größte, der wichtigste Schritt an: Die Übergabe der Verantwortung an die Beniner vor Ort. "Dort sind Menschen, mit denen wir schon seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten, die sehr motiviert sind und gut wissen, was wichtig für die Entwicklung ihres Landes ist", sagt van Briel.

 Stolz präsentiert der Jugendliche selbst gebackenes Brot.

Stolz präsentiert der Jugendliche selbst gebackenes Brot.

Foto: pro dogbo

Was wie ein Rückzug aus dem Land aussehen mag, ist laut dem Verein der nächste logische Schritt einer nachhaltigen Entwicklungshilfe: "Es macht keinen Sinn, dass die Beniner alle am Niederrhein angestellt sind", erklärt Daniel Giebels, einer der Vorsitzenden von pro dogbo. Der Verein will nachhaltige Entwicklungshilfe leisten und dazu gehöre, dass die Einheimischen die Verantwortung übernehmen. Das Verwaltungsgebäude und die Organisation der Abläufe wurden nun an den beninischen Verein "Education Service International" übergeben.

Benin liegt zwischen Nigeria und Togo an der Küste zum Atlantik und ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auf einem Drittel der Fläche von Deutschland leben knapp elf Millionen Menschen. 65 Prozent von ihnen sind laut World Fact Book unter 25 Jahren alt. In der Hauptstadt Porto-Novo gebe es zwar große Häuser und schöne Autos - "aber auf dem Dorf fühlt man sich 100 Jahre zurückversetzt", sagt van Briel. Fließendes Wasser gebe es kaum, Strom sei selten. "Und wenn, dann fällt er mehrmals am Tag aus."

Klaus van Briel ist ursprünglich als Journalist nach Benin gekommen. Er drehte einen Dokumentarfilm über ein medizinisches Entwicklungshilfeprojekt. Es dauerte nicht lang, da wusste er, dass er selbst helfen will. "Wenn man drüber nachdenkt, sind alle Missstände am Ende immer ein Bildungsproblem", sagt er. Einfach Essen verteilen, das wollte er nicht - sondern Kinder Schule und Ausbildung ermöglichen: "Wenn die Bildung steigt, steigt auch der Wohlstand."

Schulbau, Wohnheime für Jugendliche, Ausbildungsbetriebe - bei pro dogbo ist all das verknüpft. 1500 Schüler profitieren inzwischen von verbesserten Lernbedingungen durch den Schulbau, sagt van Briel. Wer keine Unterstützung durch die Familie bekommt, der kann in Wohnräumen auf dem Gelände von pro dogbo unterkommen. Manch einer fängt dann eine Ausbildung bei dem Verein an. Wer in der Metallwerkstatt landet, der baut die Schulbänke, mit denen pro dogbo die selbstgebauten Schulen ausstattet. Ein Kreislauf, der den Teufelskreis aus Armut und schlechter Bildung durchbrechen will.

Und nun der nächste Schritt. "Pro dogbo tritt in die zweite Reihe", sagt Vorsitzender Siegbert Garisch. Der Übergabeprozess könne mehrere Jahre dauern, jedes Jahr soll ein weiterer Projektteil übergeben werden. "Keine Partei hat es eilig", sagt Garisch. Im Vordergrund stehe, dass die Arbeit weitergeführt wird. Dass die Verwaltung des Projekts jetzt über den Partnerverein läuft, heiße jedoch nicht, dass pro dogbo keine Spenden mehr benötigt. Die Ausbildungsbetriebe tragen sich noch nicht selbst, Schulgeld will bezahlt werden, weitere Schulen sollen gebaut werden. "Dauerspender helfen, die Projekte stabil und planbar zu machen", sagt van Briel. Der Verein, der längst über die Grenzen der Schwanenstadt hinaus Unterstützer hat, wird besonders von Klever Bürgern und Vereinen unterstützt. Auf ihre Hilfe hofft er auch weiterhin.

Im Sommer kommen Beniner nach Kleve, um mit dem Verein zu reflektieren, wie die Projekte laufen. Auch Klaus van Briel wird weiter ein Auge auf Dogbo haben. Im 130 Kilometer entfernten Regierungssitz Cotonou arbeitet er nun in einem anderen Entwicklungshilfeprojekt. 130 Kilometer - das ist in etwa die Strecke von Kleve nach Münster. Doch weil die Straßen schlecht sind, braucht er drei Stunden. Wenn es Bedarf gebe, sei er immer erreichbar. An diesem Tag, sagt er, habe er viermal mit Dogbo telefoniert.

(mre)
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