Digitalisierung im Einzelhandel Wenn die Pizza per Whatsapp bestellt wird

Kleve · In Kleve haben Bäcker und Metzger haben eine App, Automechaniker und Pizzabäcker kommunizieren per Whatsapp mit ihren Kunden. Auch lokale Unternehmen nutzen die Technologien der Smartphones.

 Davide Mazza von der Pizzeria und Eisdiele Panciera auf der Hagschen Straße mit einer frischen Pizza mit Aubergine und Parmesan, die von einem Kunden zuvor per WhatsApp bestellt worden war.

Davide Mazza von der Pizzeria und Eisdiele Panciera auf der Hagschen Straße mit einer frischen Pizza mit Aubergine und Parmesan, die von einem Kunden zuvor per WhatsApp bestellt worden war.

Foto: Markus van Offern

Davide Mazza steht zwischen Pizzaküche und Eistheke, als sein Smartphone laut bimmelt. Er schaut rasch auf den hellen Bildschirm: eine große Margherita, eine große Funghi. Die Pizzabestellung kommt per Chatprogramm Whatsapp - ein Anruf ist nicht mehr nötig. Die Pizzeria und Eisdiele Panciera auf der Hagschen Straße bietet ihren Kunden den Service seit Anfang des Jahres an - und sie sind nicht die einzigen lokalen Unternehmer, die das Smartphone nutzen, um mit ihren Kunden zu kommunizieren.

Die Bäckerei Derks und der Metzgereiimbiss CurryQ zum Beispiel haben sogar eine eigene App. Diese kleinen Programme fürs Smartphone ermöglichen es den Klever Unternehmen, auf moderne Weise mit ihren Kunden zu kommunizieren. Wer die App heruntergeladen hat, bekommt von Derks jeden Sonntag eine Benachrichtigung über das Angebot der Woche. Bei CurryQ ist der tägliche Mittagstisch über das Smartphoneprogramm mit einem Klick abrufbar.

"Die Digitalisierung geht an keinem mehr vorbei", sagt Rainer Gallus, der im Handelsverband NRW für eCommerce zuständig ist. Wichtig sei nicht die Firmengröße, sondern die Frage, ob der Kunde Nutzen in der App erkennen kann. Ein Mehrwert könne zum Beispiel über Bonusprogramme oder Angebote erreicht werden. Bäcker Derks hat das verstanden: Wer an der Theke die App zeigt und einen Snack kauft, bekommt einen Kaffee umsonst.

Wie viele Klever Firmen eine eigene App haben oder andere Smartphonetechnik nutzen, lässt sich schwer sagen. In Kleve und Umgebung gibt es laut Hersteller Tobit rund 150 Installationen von Chayns. Das ist eine Software, die aus Facebookeinträgen eine App generieren kann. Auch Derks und CurryQ nutzen das Programm, das als Basisversion kostenlos ist und durch kostenpflichtige Bausteine ergänzt werden kann. Die Apps sehen am Ende ähnlich aus. Wer sich eine individuelle App programmieren lassen will, muss tief in die Tasche greifen: Selbst für ein einfaches Programm ohne besondere Funktionen berechnen verschiedene Anbieter im Internet niedrige vierstellige Eurobeträge - nach oben hin gibt es kaum eine Grenze.

"In Kleve gibt es leider viele gute Bäcker, da wollten wir das ausprobieren und im Gespräch bleiben", sagt André Derks. Seit Mai 2013 ist die Software Chayns auf dem Markt, fast solange ist auch die Bäckerei Derks dabei. Inzwischen wird der Inhaber auf Bäckertagungen von Kollegen auf seine Erfahrungen angesprochen. Und die sind aus seiner Sicht gut: Fast 300 Kunden haben die App mittlerweile.

Nützlich für lokale Firmen können aber auch Chatprogramme wie WhatsApp sein. Pizzabäcker Mazza testet die Bestellung per Chat und hofft, so niemanden einstellen zu müssen, der dauernd ans Telefon geht. Das finden auch die Kunden gut: "Am Telefon gehen auch oft Infos verloren und dann geht was schief", sagt ein junger Mann, der gerade seine zwei Pizzen abholt, die er digital bestellt hatte. Einen Nachteil sieht Mazza jedoch: ältere Leute können mit Smartphones oft nichts anfangen.

Doch das hält Firmen nicht davon ab, digitalen Service anzubieten. Michael Großholtfurth aus Bedburg-Hau ist mit seiner Rimtec Felgenveredelung selbstständig und kommuniziert per Smartphone-Chat mit seinen Kunden. Sind die Felgen kaputt, schicken sie ihm Fotos. Brauchen sie einen Termin, schicken sie ihm eine Nachricht. Alles nur einen Klick entfernt und jederzeit verfügbar. "Am Anfang war ich so doof und habe das Telefon abends nicht leise gestellt", erinnert er sich. Doch dann saß er plötzlich am Wochenende mit seiner Frau im Restaurant - und das Handy bimmelte immer wieder. Inzwischen weiß er: "Man muss nicht 24 Stunden erreichbar sein."

Auch Tobias Bell von Auto Weber können die Kunden per Chat erreichen. "E-Mails sind recht lästig, man muss die Fotos erst auf den PC laden und dann noch in die Mail", sagt er. Mit Messenger-Programmen gehe das alles leichter von der Hand. Seit rund einem Jahr bietet die Werkstatt den digitalen Service und will das auch weiterhin tun. "Das Medium wird genutzt", stellt Bell fest. Und: "Es kostet nichts, außer vielleicht eigene Kraft."

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(mre)
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