Rp-Serie Unsere Seelsorger (27): Pastor Hermann Becker Die Wunden des Krieges geheilt
Kleve · Von 1959 bis 1982 wirkte Hermann Becker in St. Peter und Paul Grieth. Er wurde vor Leningrad schwer verwundet.
KALKAR-GRIETH "Er war ein zurückhaltender Priester mit einem feinen Wesen und einem guten Zugang zur kirchlichen Kunst", so charakterisiert Theo Reumer (67) Hermann Becker, der von 1959 bis 1982 als Pfarrer in St. Peter und Paul in Grieth wirkte. Theo Reumer gehörte seit 1979 dem Kirchenvorstand an, kannte jedoch den Pastor schon seit seiner Zeit als Messdiener und als Schüler der dreiklassigen Volksschule in Grieth, in der Pfarrer Becker regelmäßig Religionsunterricht erteilte.
Schon früh fühlte der junge Mann, der am 29. Juni 1913 in Wesel geboren wurde, seine Berufung zum Priestertum. Am 6. August 1939 wurde er im Dom zu Münster zum Priester geweiht. Seine ersten Priesterjahre verbrachte er in der Pfarre St. Peter in Hamborn, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Als Sanitätssoldat wurde er im Dienste seiner Kameraden, denen er an Leib und Seele Beistand zu geben versuchte, vor Leningrad schwer verwundet.
Nach dem Krieg wirkte er als Kaplan in Gelsenkirchen-Horst, in Ginderich und Mehr-Mehrhoog, bis er 1959 als Pfarrer nach Grieth kam. Ab 1971 war er langjähriger Definitor im Dekanat Kalkar. Seine treue Haushälterin war seine leibliche Schwester Anneliese. Sowohl sein Silbernes Priesterjubiläum 1964 als auch sein 40-jähriges Priesterjubiläum 1979 waren Feste für ganz Grieth.
Obwohl der Pfarrer keine persönlichen Ehrungen gewünscht hatte, so wurden doch seine Jubiläumstage zu einer Sympathiekundgebung für den Seelsorger. Vor allem 1979 wurde das deutlich, als die Griether Vereine vollzählig mit Abordnungen vertreten waren, von den Viktorschützen über die St.-Sebastianus-Bruderschaft bis zu den Bürgerschützen, von der Frauengemeinschaft, dem Kirchenchor und Kindergarten, dem Sportverein, dem Schifferverein bis zur Feuerwehr, von den Pfadfindern über die Karnevalisten bis zu den Judokas in Sportkleidung mit bunten Gürteln. "Unser Pastor hat sich um die Pfarrgemeinde verdient gemacht", sagte damals ein Sprecher.
Und in der Tat: Grieth verdankt ihm die Anschaffung von vier neuen Glocken, den Ausbau des Krankenhauses und seine spätere Umwandlung in ein Altenheim, den Bau des früheren Kindergartens und vor allem die Restaurierung der kriegszerstörten Kirche in vier Bauabschnitten, nämlich der Dachstuhlerneuerung, dem Gewölbebau, der Innenraum- und Chorumgestaltung und der Rekonstruktion des Turmhelmes.
Schließlich waren der Bau und die Ausgestaltung des Pfarrheimes sein Werk. Bei aller baulichen Tätigkeit war ihm die Intensivierung des Glaubenslebens in der Pfarre ein Herzensanliegen.
Er kümmerte sich um alte und kranke Menschen und pflegte die Wallfahrt nach Kevelaer. Er ließ ein altes Missionskreuz restaurieren und schaffte nach dem Konzil einen neuen Zelebrationsaltar aus Baumberger Sandstein an. Die kirchlichen Vereine des kleinen Schifferstädtchens begleitete er bei ihren Ausflügen. Eifrig schrieb er eine Pfarrchronik.
Um auszuspannen, fuhr er zum Urlaub in den Schwarzwald. In seinem Dienst für Christus und die ihm anvertraute Gemeinde verzehrte er seine Kräfte.
Seit 1982 lebte er in seiner Heimatstadt Wesel im Ruhestand. Nach langer, schwerer Krankheit holte Gott ihn am 21. Juli 1987 heim in seinen Frieden. Seinen Totenzettel schmückt ein Bildnis der Pieta aus der Pfarrkirche St.-Peter-und-Paul in Grieth.