Kleve Die Wanderschaft eines Grabsteins

Kleve · Ein Birkenkreuz wurde im Jahr 1956 durch einen Grabstein ersetzt, der heute in der Klever Stiftskirche steht.

Wenn irgendwo auf der Erde ein Grab gefunden wird, weiß man, dass dort Menschen gelebt haben. Kein anderes Lebewesen begräbt seine Toten. Sterben und Tod sind neben der Geburt das Einschneidendste im irdischen Leben eines Menschen. Alle Religionen der Weltgeschichte haben versucht, eine Antwort auf die Frage zu geben: "Was geschieht nach dem Sterben eines Menschen?" Kernpunkt des christlichen Glaubens ist die gläubige Gewissheit von einer Auferstehung der Toten, der Glaube an das Ewige Leben. In vielen Kulturen kennzeichnet ein Stein das Grab eines Verstorbenen. Bei Karl Leisner war es zunächst ein Birkenkreuz.

Nach der Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 kam Karl Leisner am 4. Mai 1945 ins Waldsanatorium Planegg. Dort starb er am 12. August 1945. Sein Leichnam wurde nach Kleve gebracht und dort am 20. August im Priesterrondell des Klever Friedhofs beigesetzt. Im Krieg war es üblich, den gefallenen Soldaten ein Birkenkreuz aufs Grab zu stellen, meistens gekrönt mit dem Stahlhelm. Karl Leisner war ein Soldat Christi, gestorben im Kampf für ihn und sein Reich. Auf der Grabtafel am Birkenkreuz auf dem Klever Friedhof wurde Karl Leisner dort, wo sonst der militärische Rang des Soldaten steht, als Neupriester tituliert. Mit dem Birkenkreuz auf seinem Zimmer im Collegium Borromaeum in Münster begann sein Theologiestudium, mit einem Birkenkreuz auf seinem Grab endete sein irdisches Leben, und im Himmel ist er als Seliger "mit der Palme der Märtyrer" geschmückt. 1956 wurde das Birkenkreuz durch einen vom Bildhauer Josef Kleinschmidt (geboren am 12. April 1890, gestorben am 9. September 1983) geschaffenen Grabstein ersetzt. Diesen schmückt das Motiv eines Primizbildes von Karl Leisner. Josef Kleinschmidt hat von 1955 bis 1975 im Haus von Familie Wilhelm Leisner in Kleve, Flandrische Straße 11, gewohnt.

Auf Anregung von "Pax Christi" sollten die Gebeine Karl Leisners in der Krypta des Xantener Domes beigesetzt werden. Vater Leisner aber wollte das Grab seines Sohnes in Kleve behalten. Als nun Wilhelm Leisner am 13. Oktober 1964 starb, gab es kein Hindernis mehr, die sterblichen Überreste Karl Leisners 1966 zu exhumieren und in der Krypta des Xantener Domes beizusetzen. Die Stelle seines Grabes im Priesterrondell versah man mit einer Gedenkplatte. Sie trägt die Inschrift: "Karl Leisner war hier begraben 20.8.1945 – 30.8.1966. Seit 3.9.1966 Domkrypta Xanten". Karl Leisners Grabstein bekam auf dem Grab von Familie Leisner auf dem Klever Friedhof einen Platz. Im Zusammenhang mit der Gestaltung der am 13. Juli 1974 eingeweihten Märtyrer-Gedenkstätte in der Stiftskirche in Kleve fand der Grabstein dort seinen Platz. Am 7. November 2013 wurde die Neugestaltung der Gedenkstätte in der Nordkapelle der Klever Stiftskirche abgeschlossen. Dabei fand der Grabstein von Karl Leisner mit der Darstellung der gefesselten Hände, die den Kelch erheben, einen zentralen Platz. Ein Foto darüber zeigt Karl Leisner im hunderttausendfach, weltweit verbreiteten "Pulloverbild". Seine letzte Ruhestätte hat der 1996 seliggesprochene niederrheinische Glaubenszeuge in der Krypta des Xantener Domes.

(RP)
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