Kleve Die Villen der Klever Tiergartenstraße

Kleve · Bildband mit vielen Details über die klassizistischen Häuser zwischen Haus Koekkoek und Museum Kurhaus.

 Die Stadthäuser im "niederländischen Stil" gleich gegenüber der Villa Nova.

Die Stadthäuser im "niederländischen Stil" gleich gegenüber der Villa Nova.

Foto: NN

Attraktive Straßen und Alleen zählen zu den besonderen Vorzeigeobjekten, mit denen Städte um Besucher und Gäste werben. Fußgängerzonen locken mit dicht nebeneinander liegenden Geschäften ihre Kunden an. Der Tourismus verweist auf seine Prachtstraßen.

Zu dieser Kategorie gehört in der Schwanenstadt die Tiergartenstraße, in der sich vornehme Bauten fast lückenlos aneinander reihen. Deren individuelle Schönheit lernt man kaum im Durchgangsverkehr kennen. Die besondere Architektur der Gebäude an beiden Seiten, vor allem ihrer Fassaden, entdeckt man nur zu Fuß, wenn man Zeit und Interesse mitbringt.

 Das Ensemble neben der Kreuzung Gruft/Ringstraße.

Das Ensemble neben der Kreuzung Gruft/Ringstraße.

Foto: Buch

In seinem neuen Bildband "Die historischen Villen in der Tiergartenstraße" stellt Eelco Hekster viele Prachtbauten zwischen Spyckstraße und Wasserburgallee vor. Dabei geht er auf den architektonischen, mit Teilaufnahmen illustrierten Ideenreichtum wie auf den Baustil detailliert ein, beschreibt die beachtenswerten Eigenheiten der Häuser und erläutert die alphabetisch geordnete Liste der Fachausdrücke.

Zunächst erinnert er daran, dass 1741 der Arzt Johann Heinrich Schütte am Springenberg eine Mineralquelle entdeckte, die bald viele Kurgäste nach Bad Cleve mit seinem Kurhaus zog. Die später aufkommende Eisenbahn ließ vor allem Erholung suchende Niederländer entferntere Ziele ansteuern, und vor dem Ersten Weltkrieg lohnte sich der Betrieb nicht mehr, schreibt Hekster.

Auch die vorwiegend im 19. Jahrhundert entstandenen Villen antlang der Tiergartenstraße fanden weniger Beachtung, bis sie vor gut zwei Jahrzehnten eine Renaissance erfuhren mit der Eröffnung des Museums Kurhaus 1997. (Zwischenzeitlich hatte die Stadt Kleve die wichtigsten der Häuser gekauft und dort städtische Einrichtungen - unter anderem Sozialamt und VHS - untergebracht, um das kulturelle Erbe der spätklassizistischen Architektur zu wahren. Viele der Häuser wurden auch schon weit vor der Eröffnung des Kurhauses wieder restauriert - wie beispielsweise das Emmaus-Haus. Anm. der Red.).

Heksters Villenführer befasst sich zunächst stadtauswärts mit der rechten Seite und beginnt mit den Hausnummern 2-4 an der Einmündung der Spyckstraße. Hier wohnte bis zu seiner Verhaftung 1941 durch die Nazis Wilhelm Frede¸ der wenige Monate später im KZ starb. Heute hat der ADAC hier seine hiesige Geschäftsstelle. Über die Geschichte, wechselnden Besitzer und viele Bewohner der Villen gab der Arzt Gerhard van Ackeren dem Autor gerne Auskunft.

Das Haus Sanders hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Ein kleiner Turm verleiht dem einstigen Bernauer-Haus eine besondere Note. Hinter der Kreuzung von B 9 mit Gruftstraße und Ring sind vier im holländischen Stil aneinander gebaute Stadthäuser nicht zu übersehen. Am früheren Forstamt geht es auf die andere Seite. Erst nach dem Krieg verlor Haus Dorsemagen an der Ecke Gruft/Tiergartenstraße seinen Fassadenschmuck, während der ehemalige "Hof von Holland" an der anderen Seite der Tiergartenstraße Platz für die durch den Klever Ring nötig gewordene Straßenführung machen musste.

Als letzte von gut zwei Dutzend Villen wird die Apotheke vor der Heldstraße beschrieben, um 1900 im Besitz des Reichstagsabgeordneten Carl Fritzen, dessen Bruder Adolf von 1891-1919 Bischof von Straßburg war.

Die Hekster-Publikation (60 S./ ca.150 Fotos) gibt's im Buchhandel bei Hintzen / Preis 10,90 Euro).

(l)
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