KLEVE Die orthodoxen Gottesdienste von Kleve

KLEVE · Seit fünf Jahren feiert Mitglieder der etwa 3000-köpfigen Russisch-sprechenden Gemeinde zweimal im Monat ihre Liturgie in der Kleinen Evangelischen Kirche. Vorher wird noch gebeichtet.

 .Priester Alexej Veselov beim orthodoxen Gottesdienst in der Kleinen Evangelischen Kirche.

.Priester Alexej Veselov beim orthodoxen Gottesdienst in der Kleinen Evangelischen Kirche.

Foto: Markus van Offern (mvo)

 Vor einer großen roten Wand stand der Altar mit den liturgischen Geräten, goldenen Leuchtern und Kerzen. Vor dem Altar sah man die wunderbare Ikonostase mit Ikonen von Heiligen, von Jesus und der Jungfrau Maria. Davor brannten Kerzen. In der Stadt Kleve leben geschätzt mindestens 3000 russisch sprechende Einwohner. Viele von ihnen gehören der russisch-orthodoxen Kirche an. Mit dem Segen des Erzbischofs Feofans von Berlin und Deutschland begannen im Januar 2014, also vor nunmehr fünf Jahren, orthodoxe Gottesdienste in der Kleinen Evangelischen Kirche an der Böllenstege 4 in Kleve. Sie finden jeweils zweimal im Monat, jeden zweiten und vierten Samstag um 9.30 Uhr, sowie an einigen Feier- und Festtagen statt. Der Göttlichen Liturgie geht die Beichte um 9 Uhr vorauf. Die Gottesdienste können von jedem ohne Anmeldung besucht werden.

In der Gemeinde in Kleve werden die Gottesdienste in deutsch und russisch (kirchenslawisch) gehalten. Man kann die Liturgie mit einem Buch, in dem der Text parallel in zwei Sprachen gedruckt ist, verfolgen. Etwa 20 Gläubige, Männer, Frauen und Kinder waren gekommen, als der Gemeindevorsteher, Priester Alexej Veselov, im weiten festlichen Gewand den Altar, die Ikonostase und das Volk mit Weihrauch ehrte. Ein wohlriechender Duft stieg auf. Zwei junge Frauen sangen und beteten gemeinsam mit dem Priester die Göttliche Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomus. Ein Altardiener, ebenfalls in einem goldfarbenen Gewand, assistierte dem Zelebranten. In der Großen Fastenzeit wurde gebetet: „Kommt, lasst uns anbeten und niederfallen vor Christus, Gott, unserem König.“ Das Evangelienbuch wurde, begleitet mit Kerzen, um den Altar getragen. In den Fürbitten wurde „für den großen Herrn und Vater, Patriarch Kyrill“ gebetet. Überwiegend waren Frauen unter den Gläubigen, die sich immer wieder bekreuzigten. Nach einer Lesung aus dem Brief des heiligen Paulus, vorgetragen von einem Lektor, erklang das dreifache Alleluja. Gebete und Gesänge wechselten sich im Gottesdienst, der eineinhalb Stunden dauerte, ab. Immer wieder verneigte sich der Priester in tiefer Ehrfurcht vor dem göttlichen Geheimnis.

Die Liturgie ähnelte im Kern der katholischen heiligen Messe, obwohl die Russisch-Orthodoxe Kirche zum Moskauer Patriarchat gehört und nicht mit der römisch-katholischen Kirche uniert, das heißt vereinigt, ist. Priester Alexej Veselov, der seit fünf Jahren im Amt ist, sagte, dass viele Leute aus dem Klever Raum zur orthodoxen Kirche nach Krefeld fahren, wo jeden Sonntag ein Gottesdienst stattfindet. An einigen Tagen im Jahr gibt es in der Kleinen Kirche in Kleve ein besonderes Gedenken für Verstorbene, deren Namen verlesen wurden. In seiner Predigt ging der Priester auf die Hoffnung der Auferstehung und das Ewige Leben bei Gott ein. In der orthodoxen Kirche werden 40 Tage nach der Geburt eines Kindes in einer Feier die Taufe, die erste heilige Kommunion und die Firmung, Myronsalbung genannt, gespendet. Die erste heilige Beichte erfolgt mit sieben Jahren. Nach dem Gottesdienst bestand die Möglichkeit, an einem Gespräch über den orthodoxen Glauben teilzunehmen. „Viele Gläubige haben durch den Kommunismus den Glaubensinhalt verloren“, sagt Priester Alexej Veselov. Dann folgte eine Agape, ein gemeinsames Essen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort