Klever Händler reagieren auf 2G „Wir sind froh, dass wir noch öffnen dürfen“

Kleve · Die Klever Geschäftswelt muss auf die neuen Corona-Maßnahmen reagieren. Was sagen die Geschäftsleute zu 2G? Wir haben uns umgehört.

 Shoppen nur noch für Geimpfte und Genesene. Kontrollieren müssen das die Händler.

Shoppen nur noch für Geimpfte und Genesene. Kontrollieren müssen das die Händler.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Sebastian Kiesow vom gleichnamigen Lederwarenfachgeschäft an der Großen Straße in Kleve ist angesichts der verschärften Corona-Regelungen richtig traurig. „Wir hätten uns so sehr wieder ein normales Weihnachtsgeschäft gewünscht. Aber nun wird es so sein, dass durch die 2G-Regelung für den Einzelhandel die Frequenz der Kunden deutlich heruntergehen wird“, sagt der Händler. Er stellt fest, dass die Stimmung bei vielen Kunden angesichts der hohen Corona-Fallzahlen spürbar sinkt. Ein adventliches Shoppingvergnügen für die ganze Familie – das werde es in diesem Jahr wohl nicht geben, meint Kiesow. „Die Leute werden viel gezielter und nach Plan einkaufen.“ Das liege an den Impfstatus-Kontrollen, die nun in jedem Geschäft nötig werden. „Die Menschen wollen nicht beim Bummeln andauern einen Impf-Nachweis erbringen müssen“; sagt Kiesow. In seinem Geschäft werde es wohl eine Theke am Eingang geben, an der kontrolliert werde.

Kiesow ist verwundert, dass es mit allen Impfungen und den begleitenden politischen Maßnahmen nicht gelungen ist, eine vierte Welle zu verhindern. Für die Einführung der 2G-Regelung hat er letzten Endes aber Verständnis. „Das ist der Kompromiss, der gemacht werden kann. Ich finde diese Regelung besser als einen kompletten Lockdown und auch als das Termin-Shopping“, sagt Kiesow.

Sigrun Hintzen von der gleichnamigen Buchhandlung sucht jetzt Aushilfen, die in ihrer Buchhandlung diese Kontrolle übernehmen könnten. „Wir werden das an der Eingangstür machen müssen – vor allem im Weihnachtsgeschäft ist bei uns der Andrang größer“, sagt Hintzen. Wieder müsse der Handel große Teile der Maßnahmen schultern, obwohl beispielsweise der Buchhandel auch nicht als Hotspot für Corona-Ausbrüche bekannt sei.

Brigitta Schmitt vom Modehaus Sinn hat Verständnis für die Einführung von 2G im Handel. Sinn wird in seinen beiden Häusern in Kleve einen Tresen am Eingang aufstellen, dort wird dann kontrolliert. Schmitt befürchtet, dass ein Teil der Kunden nun auf Online-Einkäufe ausweichen wird. Aber sie ermutigt alle, vor Ort einzukaufen: „Wir haben ein bewährtes Hygienekonzept und viel Platz, so dass Abstände eingehalten werden können“; sagt sie.

Susanne Rexing vom gleichnamigen Möbelhaus wird weiter kontrollieren, ob ihre Besucher geimpft sind. „Wir werden wie alle anderen 2G umsetzen. Auch bis jetzt haben wir die Kunden gefragt und die Erfahrung gemacht, dass die meisten unserer Kunden geimpft sind“, sagt Rexing. Grundsätzlich setze der Klever Handel aber alles daran, zu helfen, diese vierte Welle zu brechen: „Wir tun alles, was wir machen können, und wir sind letztlich froh, dass wir weiter geöffnet bleiben dürfen“, sagt sie in der Erinnerung an die harten Maßnahmen des Lockdowns.

Für große Ketten wie die Unternehmensgruppe Media-Saturn, die in der Neuen Mitte in Kleve eine Saturn-Filiale betreibt, ist es einfacher, Einlass-Kontrollen zu betreiben. Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es im Klever Markt einen Security-Mitarbeiter, der am Einlass tätig ist. Markierungen vor dem Eingang weisen den Besuchern den Weg, dort können sie sich auch einreihen, falls es wegen der Corona-Kontrollen zu Wartezeiten kommen sollte.

Reinhard Berens von den Klever Kinos sieht sich mit dem Hygiene-Konzept der Tichelpark-Kinos gut gerüstet. 2G werde in den Kinos schon direkt am Eingang zusammen mit dem Personalausweis geprüft. „Wir haben dort einen Mitarbeiter abgestellt“, sagt Berens. Man könne hier auch den QR-Code der Corona-Warn-App für die Rückverfolgung scannen, sagt er. Das Kino habe ein spezielles Hygiene-Konzept ausgearbeitet und halte bei der Platzvergabe rechts und links immer einen Platz neben dem Besucher frei. Außerdem werde die Kino-Innenluft nach draußen abgeführt und von draußen käme frische herein. „Es ist jetzt zwar ein bisschen kühler, zeigt aber, dass die Luft sauber ist“, sagt der Klever Kino-Chef.

Inzwischen kämen auch wieder mehr Besucher in die Lichtspielsäle seines Hauses, hätten offenbar Vertrauen in die Maßnahmen gesetzt. „Wir haben deshalb auch gezittert, dass andere Maßnahmen ergriffen werden könnten“, sagt er. Ein 2G-plus wäre für das Kino verheerend: „Das wäre ein weiterer zusätzlicher Aufwand und würde für die Kinos einen schweren Schlag bedeuten“, sagt er.

Und wie geht die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) mit der Situation um? „Grundsätzlich gilt – noch – für uns die Landesregelung der Corona-Schutzverordnung vom 27. November und damit die 3G-Regelung und Maskenpflicht. Lediglich im Sportbereich gilt 2G. Die neuen Bundesmaßnahmen haben auch – noch – keinen Einfluss auf uns Hochschulen, wenngleich in einigen Bundesländern, die eine dramatische Inzidenz haben, bereits 2G auf Basis einer Landesverfügung) an Hochschulen gilt“, sagt HSRW-Präsident Oliver Locker-Grütjen. Die gute Nachricht: „95 Prozent der Studierenden, die bei den Einlasskontrollen in unsere Campusgebäude überprüft wurden, verfügen über 2G“, sagt er.

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