Kalkar "Die NATO ist nicht reif für die Rente"

Kalkar · Wintervortrag von Jürgen Bornemann in der Kalkarer Von-Seydlitz-Kaserne.

"Quo Vadis?" ist ein lateinischer Ausdruck mit der Bedeutung "Wohin gehst du?" - "NATO - Quo Vadis? Die Allianz nach dem Gipfel von Wales" war das Thema beim ersten Wintervortrag in der Von-Seydlitz-Kaserne in Kalkar. Eingeladen hatte der Kommandeur des Zentrums Luftoperation, Generalleutnant Joachim Wundrak. Der Luftwaffenstandort Kalkar/Uedem richtet diese sicherheitspolitische Vortragsveranstaltung gemeinsam mit dem Regionalkreis Niederrhein der Deutschen Atlantischen Gesellschaft (DAG) aus.

General Wundrak konnte fast 300 Gäste auf dem Kalkarer Beginenberg begrüßen. Er freute sich, Oberstleutnant a.D. Michael Urban als neuen Regionalleiter der DAG willkommen zu heißen. Sein besonderer Gruß galt dem Referenten, Generalleutnant a.D. Jürgen Bornemann, der aus Berlin gekommen war. Bis zu seiner Pensionierung war dieser in militärischen Spitzenpositionen des westlichen Verteidigungsbündnisses eingesetzt. Zuletzt war er Direktor des Internationalen Militärstabes der NATO in Brüssel. Während seiner Laufbahn hatte er an vier NATO-Gipfeln und sicherlich 30 Sitzungen der NATO-Mitgliedsstaaten teilgenommen.

Seinen Vortrag stellte der General a.D. unter vier Thesen, darunter: "Die NATO funktioniert. Sie bleibt auch in Zukunft relevant für die Sicherheit ihrer Mitgliedsstaaten und attraktiv für ihre Partner." Im September dieses Jahres trafen sich die Staats- und Regierungschefs sowie die Außen- und Verteidigungsminister auf dem NATO-Gipfel in Wales. Er fand statt zu einem Zeitpunkt, an dem die Vision eines ungeteilten, freien und friedlichen Europas grundlegend erschüttert und vor zahlreichen Herausforderungen stand, die unverändert weiter bestehen. "Das atlantische Bündnis, als eine unentbehrliche Quelle der Stabilität in einer unberechenbaren Welt, steht nach langer Zeit relativer Entspannung nun vor neuen Herausforderungen", sagte der Referent. Wie kann das Bündnis künftig angemessen agieren, was sind die politischen und finanziellen Voraussetzungen? Was müssen die einzelnen Nationen tun? In seinem Vortrag gab Generalleutnant a.D. Jürgen Bornemann Antworten auf diese Fragen. Immer wieder zitierte er die Schlüsselstelle des Nordatlantikvertrages in Artikel fünf, der den Bündnisfall definiert. Dieser erlaubt den Mitgliedsstaaten, einen bewaffneten Angriff auf einen von ihnen als Angriff auf sie alle zu sehen.

Die weiteren Thesen befassten sich mit Themen im Kontext 20-jähriger Erfahrung bei NATO-Einsätzen, mit der Folge reduzierter Verteidigungshaushalte und mit der Verantwortung Deutschlands im Bündnis. "Die NATO ist auch mit 65 Jahren nicht reif für die Rente", sagte der Generalleutnant a.D. Jürgen Bornemann. DAG-Regionalleiter Michael Urban moderierte die abschließende Diskussionsrunde.

(RP)
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