Kranenburg-Mehr Die Inschrift wieder sichtbar gemacht

Kranenburg-Mehr · Dirk Willemsen restaurierte in mühevoller Kleinarbeit die Tür der Sakristei von St. Martinus in Mehr.

 Dirk Willemsen hat die Tür restauriert und zeigt Johannes van Lier (r.) die überarbeitete Inschrift.

Dirk Willemsen hat die Tür restauriert und zeigt Johannes van Lier (r.) die überarbeitete Inschrift.

Foto: Klaus-Dieter Stade

In seinem Wegweiser durch die St. Martinus-Kirche in Mehr hat Johannes van Lier die Außentüre der alten Sakristei zu den baulichen Ergänzungen von 1895/96 gezählt. Fachleute haben jetzt erklärt, dass diese Außentüre älter sein muss. Sie gehen davon aus, dass sie möglicherweise von 1710 ist. Diese Jahreszahl ergibt sich aus einem Chronogramm an der Außentür zur alten Sakristei. Die Türe wie auch das Chronogramm bedurften dringend einer Renovierung.

Der Zahn der Zeit hatte an der Türe genagt, und die Schrift des Chronogramms war kaum noch lesbar. Dirk Willemsen aus Kranenburg hat nun in mühevoller Kleinarbeit die Türe restauriert und die Schrift wieder sichtbar gemacht. Das alles tat er ehrenamtlich. Bevor die Türe wieder eingesetzt wurde, zeigte Dirk Willemsen dem Initiator, Johannes van Lier, das Ergebnis seiner Arbeit. Der Organist an der Kirche St. Martinus erläuterte die verschlüsselten Jahreszahlen.

"In vielen - meist lateinischen - Inschriften an alten Gebäuden oder Gegenständen sind einzelne Buchstaben vergrößert oder farbig hervorgehoben", sagt er. Diese Buchstaben seien zugleich römische Zahlen, die zusammengezählt eine Jahreszahl ergäben. Diese Jahreszahl beziehe sich auf ein geschichtliches Ereignis, das mit der Inschrift in Zusammenhang stehe. "Solche Inschriften nennt man Chronogramme. Diese Bezeichnung kommt aus dem Griechischen (chronos = Zeit, gramma = Schrift).

Bei einem echten Chronogramm müssen alle zahlenbildenden Buchstaben verwendet sein", erläutert van Lier. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert hätten die Chronogramme eine Blütezeit und eine ungeheure Verbreitung erlebt. Bei Inschriften auf Bauwerken, vor allem Kirchen, gäben Chronogramme sehr häufig den Abschluss des Baus, der Dekoration oder der Renovierung an. Auch an Triumphbögen, auf Deckengemälden, Weiheinschriften und auf Grabsteinen fänden sich Chronogramme.

An der jetzt restaurierten Außentür zur alten Sakristei am Hochchor der Kirche in Mehr findet man den Spruch: LaVs et hostIae In eCLesIa DoMInI - übersetzt: "Lob und Opfer im Hause des Herrn." Beim Zusammenzählen der römischen Zahlenzeichen kommt man auf die Jahreszahl 1710. Wahrscheinlich ist in diesem Jahr eine große Renovierung der Kirche abgeschlossen worden, denn der Hochaltar und einige Einrichtungsgegenstände stammen aus dieser Zeit.

Es fällt auf, dass das lateinische Wort "ecclesia" normalerweise mit zwei "c" geschrieben wird. Im Chronogramm steht jedoch nur ein "c". Dieser Rechtschreibfehler ist wohl Absicht, denn sonst würde ja die Jahreszahl nicht mehr stimmen.

(RP)
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