Niederrhein Hochschulen wollen Afrika helfen

Niederrhein · Seit dem Gründungsjahr pflegt die HSRW Kontakte zum schwarzen Kontinent. Im Oktober treffen sich Vertreter des Afrika-Netzwerkes AGNES im Klimahaus. Bis 2019 läuft ein Projekt zur Unterstützung afrikanischer Hochschulen.

 Jens Gebauer und Bendicto Kabiito aus Uganda im Klimahaus der Hochschule.

Jens Gebauer und Bendicto Kabiito aus Uganda im Klimahaus der Hochschule.

Foto: Matthias Grass

„Afrika helfen“ wird bei der Bundesregierung und der EU wieder besonders groß geschrieben, man will der Armut und der Perspektivlosigkeit auf dem schwarzen Kontinent begegnen. Daran arbeitet das afrikanisch-deutsche Netzwerk für Wissenschaft „AGNES“ seit Jahren: 17 führende Wissenschaftler aus elf Ländern südlich der Sahara sowie aus Deutschland haben sich zusammengefunden. Vorsitzende ist Heather G. Marco von der Universität Kapstadt aus Südafrika, ihr Stellvertreter ist HSRW-Vizepräsident Jens Gebauer, Geschäftsführer ist Ahmadi Boga aus Kenia.

„Afrika ist mitten in einem gewaltigen Umbruch“, sagt Heather Marco. Nur mit mehr Forschung und Innovation sei eine nachhaltige Entwicklung möglich, unterstreicht die AGNES-Vorsitzende, die im Oktober in Kleve referieren wird. Im Klimahaus der Hochschule Rhein-Waal werden Vertreter der Universität Kapstadt, der Alexander von Humboldt Stiftung, der Universität Bonn und der Fachhochschule Aachen über Afrika diskutieren. Es geht um Wissenschaft, um Pflanzen und ums Netzwerken.

Der von Jens Gebauer, Professor für nachhaltige Agrarsysteme, im Klimahaus organisierte Humboldt-Abend ist wissenschaftlicher Austausch und Netzwerken in einem. Denn das definierte Ziel von AGNES ist es, hochqualifizierte afrikanische Wissenschaftler mit Partnern aus Deutschland zusammenzubringen, Forschungskooperationen und den wissenschaftlichen Austausch zu stärken und die herausragende Bedeutung wissenschaftlicher Exzellenz für den gesellschaftlichen Wandel in Afrika sichtbarer zu machen, heißt es in den Statuten. Gestartet wurde AGNES 2011 in Addis Abeba, gefördert von der Alexander von Humboldt Stiftung. Partner sind unter anderem die Universität Kapstadt und die Hochschule Rhein-Waal.

 „Afrika helfen“ wird an der Hochschule Rhein-Waal schon seit dem Gründungsjahr 2009 groß geschrieben: Vor allem auch die Professoren des landwirtschaftlichen Bereichs brachten ihre Afrika-Erfahrung mit ein. Dietrich Darr und Kollegen untersuchten mit afrikanischen Partnern die Vermarktung von Baobab-Produkten in Europa oder den USA, nachdem das getrocknete Fruchtfleisch des „Wappenbaums“ Afrikas als Lebensmittelzutat für die EU und die USA zugelassen worden war. Es gab Untersuchungen zur Verringerung von Nachernteverlusten, über afrikanische Busch-Mangos, sowie einen regen Austausch mit Gastwissenschaftlern aus Afrika.

Derzeit arbeitet Bendicto Kabiito aus Uganda in Kleve und Kamp-Lintfort. Ein hochschulweites Projekt hat seinen Fokus auf die Stärkung von Verwaltung, Lehre und Forschung an einer technischen Hochschule in Ghana. Diese „Ho Technical University (HTU)“ strebt an, eine moderne Hochschule zu werden. Im Rahmen eines auf vier Jahre angelegten Projektes wird die Hochschule Rhein-Waal diese Entwicklung unterstützen. Es geht um die Unterstützung des Hochschulmanagements der HTU, der Verbesserung von Qualität und Relevanz des akademischen Angebots und schließlich um den Aufbau von Netzwerken für eine langfristige Kooperation. Das alles vor dem Hintergrund des Aufbaus von Hochschulen für angewandte Wissenschaften.

„Gleichzeitig trägt das Projekt zur weiteren Entwicklung der Expertise der HSRW auf dem Gebiet der internationalen Zusammenarbeit mit Partnerhochschulen in Subsahara-Afrika bei“, schreibt Projektleiter Oliver Serfling. An dem Projekt sind auch Dekan Lempp sowie die Professoren van der Beek, Mithöfer, Brandt, Stamm, Dederichs und Schütte beteiligt. Das vom DAAD geförderte Projekt läuft bis 2019. „Das von der Hochschule angeführte Konsortium aus sechs Hochschulen aus dem Bundesgebiet zeichnet sich durch einen hohen Grad an Internationalität, einen starken Regionalfokus auf Afrika und eine bereits jetzt bestehende Vielfalt an akademischen und Praxiskontakten nach Kenia und in die Region Ostafrika aus“, so Serfling. Der fachliche Fokus liegt dabei auf Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschaftswissenschaften und Life Sciences.

„Wir sind auf einen guten Weg“, sagt Gebauer. Im Bereich des Know-how über Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die in den afrikanischen Staaten aufgebaut werden sollen, könnte die HSRW Modellhochschule werden, hofft der Vizepräsident. „Das ist unser Ziel: Denn wir können nicht nur im akademischen Bereich, sondern auch in Verwaltung und in den Gremien auf unsere Internationalität verweisen. Auch dort kann alles in Englisch abgehandelt werden. Die HSRW zeigt: Wir können auch international“, sagt der Vizepräsident mit Blick nach vorn.

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