Kreis Kleve Die Frau fürs Grünland

Kreis Kleve · Die Hochschule Rhein-Waal wächst weiter. Präsidentin Marie-Louise Klotz baut auch die Lehre und Forschung aus. Die RP stellt in einer Reihe die "Neuen" vor: Professor Dr. Nicole Wrage ist Prodekanin der Fakultät Life Sciences.

 Professor Dr. Nicole Wrage ist Prodekanin der Fakultät Life Sciences an der HRW.

Professor Dr. Nicole Wrage ist Prodekanin der Fakultät Life Sciences an der HRW.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Eigentlich sehen Wiesen alle gleich aus: sie sind in der Regel grün. Aber eine Wiese ist noch lange nicht wie die andere. Sie setzen sich aus vielen verschiedenen Pflanzenarten zusammen. Aber welche Pflanzen mögen Schafe, welche die Kühe, wie viele verschiedene Pflanzen dürfen auf einer Wiese oder Weide wachsen? So viele wie möglich, sagen Ökologen. "Wir haben untersucht, wie sich die Produktivität bei einer größeren Anzahl von Pflanzen ändert, wenn dieses Grünland landwirtschaftlich genutzt wird", sagt Prof. Dr. Nicole Wrage von der Fakultät Life Sciences der Hochschule Rhein-Waal. Die Biologin kennt sich mit Grünland aus. Sie hat es gründlich erforscht und lehrt an der HRW Agrarwissenschaften.

Die Annahme, eine größere Vielfalt lasse die Wiese besser wachsen, ließ sich dabei nicht belegen. "Nicht die Vielfalt, sondern die richtige Zusammensetzung hat den größten Einfluss auf den Ertrag", sagt sie. Manche Arten wachsen eben besser als andere. Und Rinder oder Schafe fressen bestimmte Pflanzen lieber als andere. So wie sich auch nicht alle Pflanzen zur Verwertung als Silage eignen. Spannend ist aber auch, was die Tiere mit den Weiden machen. "Bei Deichen spricht man auch vom goldenen Tritt der Schafe", sagt Wrage und lacht. Denn die Tritte der Tiere können die Grasnabe befestigen, der Kot sorgt für Düngung. Bald wird die Wissenschaftlerin ganz nah dran sein an der Wiese: Sie plant, mit ihren Studenten das Grünland zu untersuchen.

Studiert hat die in Hagen/Westfalen geborene Wrage in Düsseldorf bis zum Vordiplom, ging dann ein Jahr nach Plymouth und beendete in Bayreuth das Biologie-Studium mit dem Diplom. Sie forschte mehrere Jahre an der niederländischen Universität in Wageningen, promovierte dort. Nach einer Station im kleinen Campus Wye des Imperial College London zog es sie an die Universität Aberdeen. Von dort sollte es nach Haifa gehen, aber ein Angebot der Georg-August-Universität in Göttingen holte sie auf eine Habilitationsstelle zurück nach Deutschland.

An der Hochschule Rhein-Waal wird sie in der geplanten Zusammenarbeit mit der Universität Wageningen ihre alten Kontakte wieder knüpfen können. Und die Kontakte nach Göttingen weiter pflegen: Hier lehrt sie einige Semesterwochenstunden und kann Doktoranden betreuen.

Ihre Studenten lernen die Grundlagen der Biologie, Fauna und Flora, sollen in Gruppen eigene Versuche entwickeln. Heute gehöre für Studierende aber auch das Erlernen von Teamfähigkeit, von Kommunikation und Präsentation dazu: "Sie müssen lernen: Wie zeige ich Dritten meine Forschungsergebnisse", sagt sie.

Wrage freut sich auf die Arbeit in den neuen Gebäuden des HRW-Campus am Hafen. "Wir sind jetzt dabei, fleißig die Labore einzurichten", sagt sie. Und Grünland finde sie in der Umgebung genug, nicht nur auf den Deichen.

(RP/jul)
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