Kalkar Die ersten Müllerinnen

Kalkar · Die Männer waren erst skeptisch. Tabea Pieper und Mirjam Hellmig sind die ersten weiblichen Müller im Rheinischen Mühlenverband. Sie werden die Besucher in Kalkar über die Geschichte des Bauwerks informieren.

 Sie finden ihr Glück über den Dächern der Stadt auf der Galerie der Kalkarer Mühle: Tabea Pieper (links) und Mirjam Hellmig.

Sie finden ihr Glück über den Dächern der Stadt auf der Galerie der Kalkarer Mühle: Tabea Pieper (links) und Mirjam Hellmig.

Foto: Gottfried Evers

Selbstvergessen träumt sie sich in den Horizont hinein und genießt schweigend die angenehme Stille. Tabea Pieper schwärmt von dieser Lautlosigkeit auf der Galerie der Kalkarer Mühle über den Dächern der Stadt. "Du bis nur mit deiner Mühle allein", sagt die 19-Jährige über ihr Glück unter den Flügeln. Die Kalkarerin und Mirjam Hellmig aus Moers haben nach bestandener Prüfung das Zeugnis zur Müllerin bekommen. Sie sind die ersten weiblichen Müller im Rheinischen Mühlenverband. Die 19-Jährige ist möglicherweise sogar die jüngste ehrenamtliche Müllerin in Deutschland.

Die älteren Männer seien zunächst skeptisch gewesen, ob Frauen überhaupt in der Lage seien, eine "Windmühle mit Segelgatterflügeln und drehbarer Haube ordnungsgemäß zu sichern und zu bedienen", berichtet die 32-jährige Hellmig. "Aber die Männer haben wir dann doch durch unsere Arbeit überzeugt", so die Diplom-Sozialarbeiterin.

Das Damen-Duo wurde während der Ausbildung an den Wochenenden in der Theorie fit gemacht, um bei Führungen künftig die Besucher über die Kalkarer Mühle und die Geschichte der steinernen Zeugen der Vergangenheit zu informieren. Körperlich anstrengend sei der Lehrgang nicht gewesen, betonen die Müllerinnen. Die Kalkarer Müller Gerd Hage, Hans Michael Altemüller und vor allem Frank Heeren bereiteten die Frauen auf ihre Einsätze vor. Nun dürfen sie allein am Seil ziehen, damit die Fangblöcke in das Rad gepresst werden. So werde das Flügelwerk in 20 bis 30 Sekunden langsam gebremst, erläutert Tabea Pieper. Sie hat die Liebe zur Mühle bei einer Führung als Schülerin entdeckt und war spontan wie ihre Müller-Kollegin Mirjam Hellmig von der jahrhundertealten Technik fasziniert.

Die 19-jährige Werkzeugmechanikerin, die im kommenden Jahr ihre Gesellenprüfung ablegt, hat bereits in ihrer Freizeit ein Praktikum bei den Müllern in Kalkar absolviert. Der Lehrgang dauerte nur ein Jahr, weil beide Vorkenntnisse hatten. Ansonsten erstreckt er sich über zwei Jahre.

Die alten Bauwerke benötigten eine fachgerechte Handhabung. Ansonsten sei der Bestand der Mühlen gefährdet, betonte Theo Hilgen. Der stellvertretende Vorsitzende des Rheinischen Mühlenverbandes sagte bei der Aushändigung der Müllerzeugnisse an Tabea Pieper und Mirjam Hellmig, dass es im Rheinland noch 15 funktionstüchtige Mühlen gibt.

(RP/rl)
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