Kleve Die Bürgerstadt Kleve

Kleve · In einem Festakt im Museum Kurhaus Kleve würdigten Drs. Bert Thissen und Drs. Guido de Werd den Historiker, Archivar und ersten Museumsdirektor Dr. Friedrich Gorissen, der Donnerstag 100 Jahre alt geworden wäre.

 Reichlich Klever Prominenz versammelte sich in der Wandelhalle zum Gorissen-Festakt.

Reichlich Klever Prominenz versammelte sich in der Wandelhalle zum Gorissen-Festakt.

Foto: G. Evers

Es galt einen Querdenker, einen manchmal auch zornigen aber vor allem einen aus der Klever Geschichte nicht mehr weg zu denkenden Mann zu ehren: Dr. Friedrich Gorissen wäre am Donnerstag 100 Jahre alt geworden. Und so richteten Museum, Museumsfreunde und der klevische Verein ihm einen Festakt aus.

 Museumsleiter Prof. Harald Kunde spricht, die Silvia von Gertsch (Mitte) hört zu, Dr. Friedrich Gorissen liest lieber.

Museumsleiter Prof. Harald Kunde spricht, die Silvia von Gertsch (Mitte) hört zu, Dr. Friedrich Gorissen liest lieber.

Foto: Evers, Gottfried

Fast 400 angemeldete Gäste füllten das Museum Kurhaus und machten den Festakt zum gesellschaftlichen Ereignis für einen Querdenker, der einst die Geschichte der Stadt Kleve mit "Von der Residenzstadt zur Bürgerstadt" unterschrieb. Heute würde er in seinem Zorn sagen, wie Drs. Guido de Werd in seiner Festrede süffisant und zum Vergnügen aller im Saal einwarf: "Von der Bürgerstadt zur Kleinbürgerstadt".

Denn es galt einen Mann zu ehren, der seine Arbeit und die Forschung und nicht zuletzt seine Heimatstadt Kleve und deren Geschichte in den Mittelpunkt seines ganzen Handelns stellte. Alles andere war nachrangig. Er dachte schon über nationalstaatliche Grenzen hinweg, als diese noch als unüberbrückbar galten, sprach von den NiederRheinLanden zwischen Köln und Utrecht, schrieb auf deutscher und vor allem auf niederländischer Seite Geschichte: Wichtige Standardwerke sind bis heute die Städteatlanten über Kalkar, Kleve und Nimwegen. Ohne ihn gäbe es große Lücken in der Geschichtsschreibung, er wurde weltberühmt, als er die Gebrüder Limburg als Maler des Stundenbuchs des Herzogs von Berry zuschreiben konnte, seine Veröffentlichungen über das Stundenbuch der Katharina von Cleve haben immer noch Gültigkeit. In Kleve war Gorissen Archivar und Museumsleiter. Und so waren die geborenen Redner, nachdem Kleves neuer Museumsleiter Prof. Harald Kunde launig die Gäste im vollen Haus begrüßt hatte, Drs. Bert Thissen als Archivar und Drs. Guido de Werd als direkter Nachfolger und langjähriger Begleiter des Dr. Gorissen. Thissen zeichnete, ganz Archivar und Historiker, Lebensweg, Studium und vor allem die wissenschaftliche Arbeit des Historikers Gorissen auf, de Werd hatte den Kunstliebhaber in den Mittelpunkt seiner rede gestellt. Aber auch die Begegnungen mit Gorissen, mit den Kreisen, die sich bei ihm zu Hause trafen oder der Arbeitsgemeinschaft, die von Kirche zu Kirche zog und Bedeutendes aus der Kreis Klever Kunstgeschichte an den Tag brachte. Zu diesen Kreisen gehörten der Gartenhistoriker Wilhelm Diedenhofen ebenso wie der Musik-Wissenschaftler Prof. Dr. Walter Gieseler, aber auch RP-Karikaturist Walter Flinterhoff war dabei wie der verstorbene damalige RP-Lokalchef Alois Puyn. Es waren Treffen, die sich nicht nur durch genaues Hinsehen und den wissenschaftliche Diskurs, manchmal auch die sehr lauten bis zum Streit führenden Diskussionen auszeichneten, sondern auch durch den geselligen (de Werd fand ihn "sauer") Frankenwein und etliche Genever.

De Werd erinnerte auch daran, dass Gorissen seine Prinzipien hatte. Der Klever Archivar war auf der großen Friedensdemonstration in Bonn 1981 ebenso dabei, wie er früh für eine internationale Hochschule in Kleve stritt.

(RP)
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