Kleve Die Bilanz des Sommers
Kleve · Der Sommer ist in diesem Jahr ins Wasser gefallen. Die reichlich verunglückte Jahreszeit ist die schlechteste seit elf Jahren. Wir haben uns umgehört, wem das Wetter geholfen hat und wer darunter zu leiden hatte.
Die Gewinner:
Sonnenstudios
In Solarien scheint immer die Sonne. Barbara te Wildt-Gruteser ist eine der wenigen Gewinner dieses Sommers. Sie betreibt das Sonnenstudio Time For Soul im Tönnissen-Center. "Wir haben ähnliche Auslastungen wie im Winter", sagt sie. Normalerweise nutzen im Sommer bis zu 40 Prozent weniger Kunden die Solarien. In diesem Jahr sind es nur 10 Prozent weniger. "Wir haben viele Besucher, die bei diesem Mistwetter einfach Sonne tanken wollen", sagt sie. Oft kämen Kunden auch aus medizinischen Gründe — ob für den Aufbau von Vitamin D oder einfach nur fürs Gefühl. Ebenfalls ein beliebtes Motiv: die Vorbräunung vor dem Urlaub in der Ferne.
Tichelpark-Kino
In diesem Sommer muss man im Kino nicht schwitzen. Während Open-Air-Kinos in der Region am schlechten Wetter verzweifeln, hat das Tichelpark-Kino in Kleve profitiert. Drinnen ist es gemütlich und trocken. Dazu gab es im Sommer den letzten Harry-Potter-Teil zu sehen, der für große Besucheranstürme sorgte.
Heizgeräte-Verleiher
Wie viele Gartenpartys in Kleve und Umgebung dem Wetter zum Opfer fielen, ist nicht überliefert. Wohl aber die Anzahl derer, die ihre Sommerfeste mit Heizgeräten retten wollten. "Es wurden deutlich mehr Elektroheizstrahler ausgeliehen", sagen Sven Dorrissen und Cornelia Peters von Rübo-Gas. Die Firma bietet Leihgeschäfte an, damit ihre Kunden an zu kalt geratenen Abenden ihre Gäste trotzdem bei sommerlichen Temperaturen empfangen können.
Königsgarten
Peter van Uhm ist selbst überrascht, dass er auf der Gewinnerseite des verregneten Sommers steht. Der Königsgarten hat in den Monaten Juni und Juli kaum Einbußen im Vergleich zum sonnigen Sommer 2010 hinnehmen müssen. "Und das, obwohl da auch noch Fußball-WM war", sagt der Betreiber des Königsgartens. "Vielleicht liegt's dran, dass Vieles bei uns überdacht und beheizt ist", tippt van Uhm. Nur der Bootsverleih ist ein wenig eingeschlafen. Das sei aber nicht so schlimm. "Da haben wir schon im warmen Frühjahr unerwartet hohe Umsätze gehabt", sagt van Uhm.
Die Verlierer:
Freibad Sternbusch
Sie sind die großen Verlierer des Sommers: Freibäder, Seen, Freizeitanlagen. Grundsätzlich gelingt es Freibädern nur selten, kostendeckend zu arbeiten. Der Sommer 2011 gehört dabei zu den besonders desaströsen. 76 000 Besucher begrüßte das Freibad Sternbusch im vergangenen Jahr. Der Sommer 2011 lockte nicht einmal die Hälfte, nämlich nur 34 000 Schwimmer ins Wasser. "Das ist alles ganz traurig", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Rolf Hoffmann. Den Minusrekord vermeldete das Freibad am 14. Juli, als nur 40 Besucher kamen. "Wir machen immer wieder die gleiche Erfahrung bei diesen Wetterlagen", sagt Hoffmann.
Wisseler See
Die Zahlen sind erschreckend. 2010 kamen bis zum 10. August 14178 Besucher an den Wisseler See, 2011 zählte Daniela Dellemann bis gestern nur 3294 Besucher. "Das ist sehr traurig, ein riesen Ausfall", sagt sie. Zwar sind die Windbedingungen für Segler optimal. Doch auch die kommen nicht. "Die Leute kommen nicht zum Segeln, die wollen in erster Linie schwimmen, sich sonnen und entspannen", sagt Dellemann. Durch den Dauerregen sei es auf der Liegewiese oft matschig und nass, das Naturfreibad wird oft gar nicht erst geöffnet, wenn das Thermometer nicht mindestens 20 Grad anzeigt. Die treuen Dauergäste können in dieser Zeit von einem Animations-Team unterhalten werden. "Von außerhalb und spontan kommt an solchen Tagen aber kein Mensch", sagt Dellemann.
Freizeitpark Wunderland
In der Freizeitparkanlage in Kalkar zieht man bislang mit gemischten Gefühlen Bilanz. Michel Juurlink, der Manager des Familienparks, ist mit dem Sommer nicht zufrieden. "Ich würde mit meiner Familie auch nicht in den Park gehen, wenn es in Strömen regnet", sagt Juurlink. Doch war der Sommer-Verlierer im Frühjahr ein großer Gewinner. "Da waren wir deutlich besser als im Vorjahr", sagt Juurlink, der an guten Tagen bis zu 5000 Besucher im Erlebnispark zählt. Er ist deshalb gelassen, vor allem weil das Hotel im Wunderland mehr gebucht wurde als im Sommer 2010. Und noch etwas macht ihm — wie allen Menschen — Hoffnung: "Der Sommer ist noch nicht vorbei."