Kranenburg-Grafwegen Die Bahnarbeiter aus dem Wald
Kranenburg-Grafwegen · Schmalspurbahn im Reichswald (Teil 2): Für die Männer im Forstdienst wurde eine Gedenkstätte errichtet.
Rund 20 Männer hatten durch die Kleinbahn einst im Reichswald ihre Arbeit. Eine Platte über dem Schornstein der auf Benzol laufenden Loks sollte der Waldbrandgefahr durch Funkenflug vorbeugen. Unterwegs fuhr die Kleinbahn über sechs, Talmulden überquerende Holzbrücken, deren Sicherheit stets kontrolliert werden musste. Zu ihrer Entlastung sprang das Begleitpersonal vor den Brücken ab und am Ende wieder auf. Somit dürfte die Bahn kein Eilzug gewesen sein.
Der Schienenstrang bedurfte ebenfalls einer ständigen Überprüfung, Pferdefuhrwerke und andere größere Fahrzeuge konnten beim Überqueren die Gleise beschädigen. 1920 gab es sogar einen Anschlag: Ein Unbekannter hatte eine Weiche so bearbeitet, dass die Lokomotive in voller Fahrt in den Waldboden stieß. Dadurch rutschte ein Baumstamm in die Lok und verletzte den Heizer tödlich.
Schon 1917 forderten die Zechen im Ruhrgebiet Grubenholz an. Dort benötigte man das Holz Untertage zum Abstützen in den langen schmalen Flözen. Im Zweiten Weltkrieg hatte Heinrich Daams aus Frasselt, seit der Schulentlassung 1912 im Forstdienst, die Grubenholz-Lieferung für die Kohlenbergwerke über die Holzfirma Peter Verbeek in Straelen zu koordinieren.
Daams suchte Bäume mit dem geeigneten Durchmesser aus und kennzeichnete sie fürs Fällen. Die gewünschte Länge erhielten die "Stempel" in einem Pfalzdorfer Sägewerk. Einer der Waldarbeiter, die ständig Wind und Wetter ausgesetzt waren, zitierte schon mal gern den Spruch: "Selig die Waldarbeiter, denn sie werden früh Rheuma haben!" Eine andere Erfahrung machte Daams. 1917 hatte ihm als 20-jährigem Soldaten vor Verdun ein Granatsplitter die halbe Lunge weggerissen. Dennoch konnte er im Wald sein goldenes Berufsjubiläum begehen. Sein Job in frischer Luft ließ ihn 93 Jahre werden.
Man darf wohl in der neu errichteten Gedenkstätte der Kleinbahn im Reichswald auch einen späten Dank an die damaligen Waldarbeiter (heute Forstwirte genannt) sehen. Zustande kam das Projekt in grenzüberschreitender Zusammenarbeit. "Auf den Spuren der Waldgeschichte" hieß die Leitidee, die beiderseits der Grenze von etlichen Behörden und Gremien, u. a. vom Forstamt, dem NABU und der Euregio Rhein-Waal mitgetragen und vielseitig gefördert wurde. Stefan Spinner in Grunewald, als Forstamtmann für das große Westrevier im Reichswald zuständig, erwähnte, dass dieses Vorhaben am Genneper Weg mit den holländischen Kollegen entwickelt und realisiert wurde.
Auf der Info-Tafel sind auch die beteiligten Stellen festgehalten. Daneben steht eine Lok-Imitation aus Holz, die an die stählernen Vorgänger erinnert. Alfred Heeks aus Schottheide fertigte auf Anregung von Forstamtmann Stefan Spinner eine Nachbildung der früheren Lok an - allerdings aus Holz.