Kleve Die Bahn soll kommen

Kleve · Das Projekt "Reaktivierung der Bahnlinie zwischen Kleve und Nimwegen" nimmt weiter Fahrt auf. Eine aktuelle europäische Studie kommt zu dem Urteil: Eine Zugverbindung zweimal stündlich lohnt sich – für alle.

Das Projekt "Reaktivierung der Bahnlinie zwischen Kleve und Nimwegen" nimmt weiter Fahrt auf. Eine aktuelle europäische Studie kommt zu dem Urteil: Eine Zugverbindung zweimal stündlich lohnt sich — für alle.

Marcel Walraven sitzt dort, wo er sich extrem gern aufhält - in einem Bahnhofscafé. Das Einzige, was den 45-jährigen Niederländer an dem Café im ehemaligen Kranenburger Bahnhof stört, ist, dass vor der Tür keine Züge fahren. Der Elektroingenieur kämpft seit über einem Jahrzehnt für die Reaktivierung der 1991 stillgelegten Strecke Kleve-Nimwegen.

Doch ist er sich sicher: "Noch nie war die Situation derart günstig, um die Strecke wieder in Betrieb zu nehmen. Die Zeit ist gekommen, die Signale stehen auf grün." Walraven ist Vorsitzender eines Vereins, der um die Reaktivierung der Bahnlinie kämpft. Er selbst hat eigentlich überhaupt nichts davon.

Seine Argumente für den Einsatz sind: "Da rostet Infrastruktur weg. Zwei Länder, die bereits zusammengewachsen sind, bleiben künstlich getrennt." Die Provinz Gelderland sei die Region, die am schlechtesten mit der Bundesrepublik verbunden sei, so Walraven.

Ein Grund für die euphorische Grundstimmung bei dem Niederländer ist die aktuell fertiggestellte und vor zwei Tagen in Nimwegen vorgestellte "Sintropher"-Studie. In der geht es darum, abzuklären, ob es wirtschaftlich Sinn macht, die Bahnstrecke Kleve-Nimwegen wiederzubeleben. Und zwar nicht mit amüsierwilligen Draisinenfahrern, sondern mit einem Regional-Express. Das Ergebnis der Studie lässt keinen Interpretationsspielraum zu: Die Zahl der Fahrgäste reiche aus, um zweimal stündlich eine Verbindung zwischen Nimwegen und Kleve anzubieten.

VRR als Betreiber

Marcel Walraven hat sich in Deutschland die Hilfe der hiesigen FDP gesichert, die voll auf den Zug Reaktivierung aufgesprungen ist.

Absichten und Erklärungen aus der Serie: "Wäre toll, wenn da wieder Züge fahren, darf aber nichts kosten" wurden häufiger ausgesprochen, als es Gelegenheiten dazugab. Und genau das Argument "Darf nichts kosten" zieht nicht mehr richtig.

Aus einem Schreiben des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr an die Stadsregio Arnhem Nijmegen, die sich um die Verkehrsplanung auf niederländischer Seite kümmert, geht hervor, dass der VRR aufgrund der positiven Ergebnisse der Studie eine weitere Fortführung der Arbeiten zur Reaktivierung der Strecke für sinnvoll hält und für weitere Gespräche gerne zur Verfügung steht. "Die Wirtschaftlichkeit der Strecke ist gegeben.

Wenn die Strecke in Betrieb genommen wird, sind wir der erste Ansprechpartner. Das betrifft unser Aufgabengebiet und wir haben ein Interesse daran uns auszudehnen", sagt Johannes Bachteler, Sprecher der VRR.

Woran es derzeit mangelt, ist eine Stelle, die die Initiative ergreift und das Projekt anschiebt. Hier wollen die Freien Demokraten ansetzen. Stephan Haupt, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP, sähe es gerne, wenn der Kreis das Projekt koordinieren würde: "Die Initiative zur Reaktivierung muss aus der Politik kommen.

Die FDP-Kreistagsfraktion wird beantragen, dass im Verkehrsausschuss die Sintropher-Studie vorgestellt wird." Für Daniel Rütter, Fraktionschef der FDP im Klever Rat, steht fest: "Das Projekt muss auf deutscher Seite viel besser koordiniert werden. Falls der Kreis sich nicht einbringt, müssen die Fraktionen des Klever Stadtrates gemeinsam die Initiative ergreifen, das dieses Vorhaben auf deutscher Seite federführend von Kleve aus gestartet werden kann. Bei Resolutionen dürfen wir es nicht belassen, sondern müssen, wenn nötig, das Heft in die Hand nehmen. Es sollte doch jedem klar sein, dass die Bahnlinie für uns einen enormen wirtschaftlichen Nutzen besitzt."

Dabei, so Rütter, seien die Investitionen für die Kommunen überschaubar: "Sollte es zu der in der Studie favorisierten Lösung kommen, einen Leichttriebwagen, wie der Niers-Express einer ist, fahrenzulassen, müssten lediglich die Kosten für die Sicherstellung der Kreuzungsbereiche mit der Bahnlinie von den Kommunen getragen werden." Die Arbeiten für die Instandsetzung der Trasse müssten dann vom Land übernommen werden, so der FDP-Politiker.

Rampenbrücke fehlt

Die Stadt Kleve, die an der Erstellung der Studie mitgewirkt hat, müsste dann unter anderem dafür sorgen, dass es einen Übergang gibt, wo einst die Rampenbrücke stand. Die wurde 2003 dem Erdboden gleichgemacht. Jedoch nicht ohne sich vorher zu verpflichten, sollte es zu einer Reaktivierung kommen, diese wieder aufzubauen.

Doch wäre dies für Marcel Walraven keine allzu hohe Hürde, auf dem Weg zur Reaktivierung der Strecke: "Man muss noch einige Probleme aus dem Weg räumen. Aber das ist alles machbar. Schließlich geht es hier nicht darum, eine Pommesbude zur eröffnen, sondern ein Stück sinnvolle Geschichte wiederzubeleben."

(RP)
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