Kreis Kleve DGB: Viele Arbeitslose ohne Ausbildung

Kreis Kleve · Der Kreisverband der Gewerkschaft fordert mehr Prävention durch regionale Qualifizierung.

Im Jahr 2016 lag die Arbeitslosenquote im Kreis Kleve bei 6,5 Prozent. Doch die Risiken, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein, sind je nach Bildungsstand sehr ungleich verteilt, mahnt der Gewerkschaftsbund DGB. Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen seien An- und Ungelernte. Sie hätten ein etwa fünf Mal höheres Risiko, arbeitslos zu werden als Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem Studium, so der DGB. Für Menschen mit abgeschlossener betrieblicher oder schulischer Berufsausbildung betrug die Arbeitslosenquote vier Prozent und für Akademiker sogar nur 1,8 Prozent, während sie bei Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung bei 20,6 Prozent lag.

Besonders hoch sei das Risiko für Geringqualifizierte, von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen zu sein, so der DGB: Im Kreis Kleve liegt der Anteil an Langzeitarbeitslosen bei Menschen ohne Berufsausbildung bei 54,6 Prozent. Der Anteil der Ungelernten an allen Arbeitslosen liegt bei 55,8 Prozent. Zum Vergleich: Bei Menschen mit einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung liegt der Anteilswert an verfestigter Arbeitslosigkeit bei 39,2 Prozent. Der Anteil dieser Gruppe an allen Arbeitslosen liegt bei 40,9 Prozent.

Insgesamt schütze eine abgeschlossene Berufsausbildung vor Arbeitslosigkeit. Das Risiko, aus Beschäftigung arbeitslos zu werden, sei bei Fachkräften mit einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung mit 0,5 Prozent sehr gering. Auch sei die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, bei dieser Gruppe mit einer Abgangsrate von 8,8 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei Arbeitslosen ohne Berufsabschluss. Im Kreis Kleve hat jede sechste Erwerbsperson keinen Berufsabschluss. Betrachtet man den Anteil der Beschäftigten ohne Berufsabschluss an den sozialversicherten Beschäftigten, so liegt er bei rund 10,9 Prozent und ist damit vergleichsweise etwas höher als im Bundesvergleich mit 9,9 Prozent.

Damit sich Arbeitslosigkeit nicht verfestigt, sei es wichtig, jetzt zu handeln, um Langzeitarbeitslosigkeit möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen, so der DGB. Regionsgeschäftsführerin Angelika Wagner fordert: "Wir brauchen eine regionale Qualifizierungsoffensive. Bei der guten konjunkturellen Lage ist in der Arbeitslosenversicherung derzeit genügend Geld vorhanden, um die verfügbaren Instrumente für berufliche Bildung und abschlussbezogene Weiterbildung zu nutzen. Jetzt kommt es darauf an, zu handeln und möglichst viel in die Nachqualifizierung von Geringqualifizierten zu investieren."

Für Beschäftigte steht das Programm "WeGebAU" der Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung, mit dem geringqualifizierte oder ältere Beschäftigte in Unternehmen gefördert werden können, um sie weiter zu qualifizieren und so vor Arbeitslosigkeit zu schützen. Unternehmer, die Arbeitnehmer weiterbilden, können Weiterbildungskosten erhalten. Bei der Weiterbildung von Geringqualifizierten werden Lohnkostenzuschüsse für die weiterbildungsbedingten Ausfallzeiten gezahlt. Mit "WeGebAU" können aber auch Qualifizierungen von Beschäftigten kleinerer und mittlerer Betriebe mit bis zu 250 Beschäftigten unterstützt werden.

"Bei Hartz-IV-Bezug sind jedoch die Jobcenter gefragt. Hier muss deutlich mehr in abschlussbezogene Weiterbildungen investiert werden. Es kann nicht angehen, dass Mittel, die eigentlich für die Förderung (Langzeit-)Arbeitsloser und hilfebedürftiger Beschäftigter gedacht waren, in die Verwaltungen der Jobcenter fließen und sich so Langezeitarbeitslosigkeit und Langzeitbezug verfestigen", sagt Wagner.

DGB-Kreisvorsitzender Rolf Wennekers: "Auch bei uns ziehen sich immer mehr Betriebe aus der Verantwortung und verabschieden sich aus der betrieblichen Ausbildung. Das sind dann am Ende dieselben Unternehmen, die sich über den Fachkräftemangel beschweren."

(RP)
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