Kleve Deutsch als Fremdsprache

Kleve · Der 83-jährige Diether Angenlahr besuchte die evangelische Volksschule in Moyland. Die Schüler dort sprachen Pfälzisch oder niederrheinische Mundart. Richtig Deutsch konnte beinahe keiner. 1936 erfolgte der Umzug in die neue Schule. Sie stand nur etwa 500 Meter weiter in Richtung Till.

 Die evangelische Volksschule in Moyland 1935: Diether Angenlahr liegt unten rechts. Der Klassenlehrer war sein Vater Johannes Angenlahr. RP-Repro: Gottfried Evers

Die evangelische Volksschule in Moyland 1935: Diether Angenlahr liegt unten rechts. Der Klassenlehrer war sein Vater Johannes Angenlahr. RP-Repro: Gottfried Evers

Foto: Evers, Gottfried

BEDBURG-HAU-TILL-MOYLAND "Die Zeiten der Pausen kannte ein Bernhardinerhund aus dem Schloss Moyland ganz genau und holte sich Leckerchen von den Pausenbroten ab", sagt Diether Angenlahr und schmunzelt. Die alte einklassige evangelische Schule mit der Lehrerwohnung, das Geburtshaus aller vier Lehrerkinder, stand gleich hinter dem Hof und der Gaststätte Eberhard. Hier wurde der heute 83-Jährige 1935 zusammen mit seiner Zwillingsschwester sowie mit Heinrich Beeker und Martha Lange eingeschult.

 Diether Angenlahr mit der Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau. Darin findet sich ein Bericht "Moyland erhält eine neue evangelische Schule".

Diether Angenlahr mit der Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau. Darin findet sich ein Bericht "Moyland erhält eine neue evangelische Schule".

Foto: G. Evers

Die allermeisten der Jungen und Mädchen erkennt er auf einem Foto seiner Einschulung: in der obersten Reihe von links nach rechts: Peter Leeuw, Unbekannt, Anneliese Hans, Toni Leeuw, Helma van de Loo, Erna Beeker, Lieselotte Hans, sein Vater und Schulleiter Johannes Angenlahr, in der zweiten Reihe: Erhard Hetzel, Erich Brandt, Unbekannt, Martha Lange, Dietlind Angenlahr, in der dritten Reihe: Werner Schneider, Helmut Schneider, Ludwig Stockbend, Heinrich Stockbend, Erhard van de Loo, Erwin Hans, Karlheinz Gottlob, Werner Hans, und Heinrich Eichelberg, liegend davor: Heinrich Beeker und Diether Angenlahr. Im Hintergrund erkennt man die alte evangelische Schule.

Diether Angenlahr erinnert sich: "Geschrieben und gerechnet wurde auf einer Schiefertafel. Viele Kinder mussten erst in der Schule richtig Deutsch lernen. Die Moyländer sprachen Pfälzisch, die Tiller niederrheinische Mundart. Im Unterricht halfen schon mal die älteren Mädchen den Anfängern, um den Lehrer zu unterstützen. Der Naturkundeunterricht fand hin und wieder im Lehrergarten statt." 1936 erfolgte der Umzug in die neue evangelische Schule. Sie stand etwa 500 Meter weiter in Richtung Till an der Moyländer Allee. Hier gab es neue Turngeräte. Ein dickes Kletterseil, am Dachbalken befestigt, ermöglichte durch eine Luke das Klettern auf den Dachboden. Nicht sehr beliebt war der schwere Medizinball, der Fußball umso mehr. Wegen zu geringer Kinderzahl wurde die Schule 1938 geschlossen. Dann ging es in die katholische zweiklassige Schule nach Till. Die Jahrgänge eins bis vier wurden von Fräulein Olga Fuhrmans unterrichtet. Lehrer Heinrich van Eimern war für die Jahrgänge fünf bis acht zuständig. Diese Schule war 1938 eingeweiht worden. 1940 brach in der Klasse von Heinrich van Eimern die Verkleidung der Decke ein. Bis zu deren Wiederherstellung wurden die Kinder im Wartesaal des Tiller Bahnhofs unterrichtet. 1940 verließen Diether Angenlahr und seine Zwillingsschwester Dietlind die Schule, um weiterführende Schulen in Kleve zu besuchen. Besondere Erinnerungen hat Angenlahr an die Schulzeit als Elfjähriger auf dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Mit dem Zug ging es mit seinem Schulfreund Karlheinz Gottlob von Till-Moyland nach Kleve.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort