Kreis Kleve Der Weg aus den Schulden

Kreis Kleve · Immer mehr junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren kommen zur Schuldnerberatung der Caritas. Einer von ihnen ist die 23-jährige Sarah. Sie berichtet, wie sie zu den Schulden kam und was sich inzwischen geändert hat.

 In der Schuldnerberatung der Caritas erklärt Beraterin Maria Tekath (r.), wie ein Haushaltsbuch funktioniert. Auch Sarah nutzt es inzwischen.

In der Schuldnerberatung der Caritas erklärt Beraterin Maria Tekath (r.), wie ein Haushaltsbuch funktioniert. Auch Sarah nutzt es inzwischen.

Foto: Siwe

Schulden hat jeder mal: Fünf Euro vom Kumpel geliehen, um sich eine Kleinigkeit am Büdchen kaufen zu können, oder von der Mutter zehn Euro bekommen, weil das Taschengeld knapp wurde. Aber was, wenn die Schulden so groß werden, dass sie nicht mehr so ohne weiteres zurückbezahlt werden können? Wie die Caritas, die sowohl im Süd- als auch im Nordkreis Kleve Schuldnerberatungen anbietet, weiß, steigt die Zahl verschuldeter junger Leute. "Nach unserer Einschätzung steigt die Zahl bei den 18 bis 25-Jährigen. Fast alle Betroffenen haben Schulden bei einem oder mehreren Handyanbietern", sagt Birgit Strauss, die Schuldnerberatung beim Caritasverband Geldern-Kevelaer anbietet.

Die Höhe der Schulden sieht dabei ganz unterschiedlich aus. Das fange an bei 500 Euro und gehe hoch bis zu mehreren 1000 Euro. "Oft begründet sich die Verschuldung in der Unerfahrenheit der jungen Leute. Sie kaufen auf Raten oder lassen sich auf verlockende Angebote im Internet ein. Sie können dann meist gar nicht überblicken, was sie das wirklich kostet", sagt Maria Tekath, ebenfalls Schuldnerberaterin beim Caritasverband.

Ähnlich war es auch bei Sarah*. Als sie mit 18 von den Pflegeeltern weg und in ihre erste eigene Wohnung zog, schaffte sie sich viele neue Sachen an, für die eigentlich kein Geld da war. "Ich habe ständig auf Pump gekauft und habe schnell den Überblick darüber verloren, wem ich was zahlen muss. Dazu kamen noch Mietschulden", sagt die 23-Jährige. Erst vor einem halben Jahr suchte sie sich professionelle Hilfe bei der Schuldnerberatung der Caritas. "Ich wollte mir einfach was leisten. Aber als ich meine Ausbildung wegen Krankheit unterbrechen musste, wurde das Geld noch knapper und so wuchsen die Schulden", sagt die Kevelaererin.

Bei der Schuldnerberatung werden dann erst mal Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt. Dazu kommt ein Überblick über die Schulden und die gemeinsame Entscheidung, wie die zu tilgen sind. "Die Schulden in Raten oder auf einen Schlag abzubezahlen bedarf der finanziellen Unterstützung der Familie. Letzter Ausweg kann ansonsten die Privatinsolvenz sein", sagt Beraterin Tekath.

Mit Schulden von fast 10 000 Euro bei 20 Gläubigern wird Sarah wohl genau diesen Weg gehen müssen. Dennoch hat sich bei ihr schon eine Menge verändert. "Ich kontrolliere jeden Monat genau, was wir zahlen müssen und ob das Geld dafür reicht. Ich habe daraus gelernt", sagt die junge Frau, die inzwischen Mutter ist und dadurch noch mehr aufs Geld achten muss. Seit einem halben Jahr hat Sarah keine neuen Schulden mehr gemacht.

"Oft wird den Jugendlichen weder zu Hause noch in der Schule vermittelt, mit Geld umzugehen. Dazu kommt ein ständiger gesellschaftlicher Druck, alles sofort haben zu müssen", bemängelt Strauss. Auch Sarah hat den Umgang mit Geld nie gelernt und war überfordert, als sie vor fünf Jahren eigenständig darauf achten musste. Aber gerade für ihre kleine Familie will sie nun alles besser machen als in den vergangenen Jahren.

*Name von der Redaktion geändert

(RP/jul)
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