Corona und die Folgen Konfliktberatung in Zeiten der Krise

Die Klever Beratungsstelle des Vereins donum vitae steht auch in der Corona-Pandemie Frauen, Männern und Paaren in Konfliktsituationen zur Seite. Beraten wird zu allen Fragen rund um Schwangerschaft, Sexualität und Elternschaft.

 Für Dagmar Schäfer-Petry, Vereinsvorsitzende von donum vitae, hat sich die Beratung durch die Corona-Krise erheblich erschwert.

Für Dagmar Schäfer-Petry, Vereinsvorsitzende von donum vitae, hat sich die Beratung durch die Corona-Krise erheblich erschwert.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Persönliche Beratung in einem existenziell entscheidenden Konfliktfall – auch hier hat die Corona-Krise Menschen vor große Herausforderungen gestellt. Die Klever Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle des Vereins donum vitae hat unter Corona-Bedingungen weitergearbeitet. „Die Frauen können nicht warten“, erklärt die Vereinsvorsitzende Dagmar Schäfer-Petry, „und so haben wir uns in den vergangenen Wochen flexibel darauf eingestellt, blieben gut erreichbar und haben zum Beispiel telefonisch beraten.“ Die Klever Beratungsstelle an der Albersallee 140 bildet mit einer zweiten Anlaufstelle in Moers „donum vitae Unterer Niederrhein“. Gerät eine schwangere Frau in eine Not- und Konfliktsituation und erwägt daher einen Schwangerschaftsabbruch, muss sie laut Gesetz (§219 STGB) schriftlich nachweisen, dass sie zu diesem Thema beraten wurde. Die Beraterinnen von donum vitae sind hierfür speziell ausgebildet und staatlich anerkannt.

Die Beschränkungen der Corona-Krise erforderten Anpassungen ohne Aufschub. „Am Anfang gab es weder Desinfektionsmittel noch Masken“, berichtet Schäfer-Petry. Die Klientinnen wurden in der ersten Zeit nur telefonisch beraten. „Das ist schon eine Umstellung, besonders bei dieser Thematik fehlt es einem, den Gesprächspartner zu sehen“, erzählt Birgit Pieper, Diplom-Sozialpädagogin und seit 15 Jahren Beraterin bei donum vitae. Schließlich gingen Spenden ein in Form von Stoffmasken und Schutzschilder aus Plexiglas, die man an der Stirn befestigen kann.

So konnten die Ratsuchenden nach vorheriger Absprache und wenn sie symptomfrei waren, auch wieder in den Beratungsraum kommen, wo Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen eingehalten werden konnten. „Wir beraten auch Paare, manchmal dauert so ein Gespräch eineinhalb Stunden. Mit Maske ist das sehr anstrengend für alle Beteiligten“, so Pieper. So wurde die Beratung in den Corona-Wochen vorwiegend am Telefon durchgeführt. Das sei auch den Klienten recht gewesen. Man habe den Beratungsschein, wenn er erforderlich war, auch zugeschickt, in Ausnahmefällen per Mail versandt: ein Zugeständnis an die Gefahrensituation mit dem Virus. „Wir mussten uns täglich neu sortieren und haben festgestellt, dass unsere Beraterinnen und das Team sehr flexibel reagiert haben. Das macht uns schon stolz“, betont Schäfer-Perty.

Insgesamt sei der Beratungsbedarf durch die Pandemie etwa um ein Viertel zurückgegangen. Dass sie leicht erreichbar sind durch gute Internet-Präsenz zeige auch der Fall einer Klientin aus Baden-Württemberg, die sich ausgerechnet an die Moerser Beratungsstelle wandte. Donum vitae ist bundesweit an über 200 Orten vertreten. Das Beratungsangebot von donum vitae erstreckt sich weiter über vielfältige Themen rund um Schwangerschaft, Sexualität, Geburt und die ersten drei Jahre mit dem Kind.  Hierzu gehört auch, Paaren ihre Rechtsansprüche zu erklären und durch das System der Sozialhilfen zu „lotsen“. „Wir haben hierbei eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt Kleve und dem Sozialamt“, teilt die Vorsitzende mit. Im Bereich Sexualpädagogik leitet donum vitae regelmäßig Workshops in Schulen, allein am unteren Niederrhein wurden 2019 46 Projekte dieser Art durchgeführt, an denen insgesamt 602 Schülerinnen teilnahmen. Neben der Vermeidung ungewollter Schwangerschaften geht es um viele Fragen rund um Freundschaft, Liebe und Sexualität. „Wir machen keinen Frontalunterricht, sondern klären auf in Form persönlicher Gespräche. Es geht auch oft um den Umgang mit Medien und wie viel man dort von sich persönlich preisgeben sollte“, berichtet Birgit Pieper von ihrer Arbeit. Die Workshops wurden wegen Corona ausgesetzt, im laufenden Schuljahr können sie nicht mehr stattfinden. Wenn die Lage es erlaube, vielleicht wieder im Herbst, so die Beraterin.

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