Kleve-Kellen Der "Vater" von 120 Landschildkröten

Kleve-Kellen · Die gepanzerten Tiere stehen unter Artenschutz. Wer sich eine anschafft, unterliegt der Meldepflicht. Der Kellener Jürgen Janssen züchtet die Tiere seit mehr als 20 Jahren - und legt sie für den Winterschlaf in den Kühlschrank.

 Der Kellener Jürgen Janssen mit zwei seiner 120 griechischen Landschildkröten.

Der Kellener Jürgen Janssen mit zwei seiner 120 griechischen Landschildkröten.

Foto: Gottfried Evers

Die Tiere in Jürgen Janssens Garten sind alt, sehr alt. Hilde hat 50 Jahre auf dem Buckel, Max ist 55, Susi 75, und Willi hat es sogar auf satte 80 Jahre gebracht. Sie alle sind griechische Landschildkröten (lateinisch: Testudo hermanni boettgeri) und könnten in freier Wildbahn sogar noch ein ganzes Stückchen älter werden. Weltweit gebührt ihrer Gattung ein ganzer Tag - der 23. Mai, internationaler Tag der Schildkröte.

Die zur Klasse der Reptilien gehörenden Tiere stehen unter Artenschutz. Sie dürfen nur aus hiesigen Nachzuchten verkauft werden. Importierte Schildkröten zu kaufen, ist verboten. Der Kellener Jürgen Janssen züchtet die Griechische Landschildkröte seit mehr als 20 Jahren. Weil die Tiere der Meldepflicht unterliegen, werden sie nach dem Schlüpfen fotografiert und erhalten so eine Art Pass. "Die Wirbelnaht unter dem Bauch ist bei jeder Schildkröte anders", erklärt Jürgen Janssen. "Sie ist so etwas wie der Fingerabdruck beim Menschen." Je jünger eine Schildkröte ist, desto gerader ist ihre Bauchnaht. Mit dem Alter verzackt sie immer weiter.

Die älteren unter den Tieren wohnen im 200 Quadratmeter großen Garten, die Nachzucht ist in Aquarien untergebracht, bis es für sie draußen warm genug ist. Ihr Auslauf mit Sonnen- und Schattenplätzen ist bereits fertiggestellt. Etwa 120 Jungtiere besitzt der 47-Jährige. Die ältesten sind knapp drei Jahre alt. Sie alle sind vor wenigen Wochen aus dem Winterschlaf erwacht. Von Oktober bis April haben sie geschlummert, eingegraben in feuchte Erde - in Plastikdosen. "Schildkröten können draußen überwintern, aber wir lagern sie bei 3 bis 5 Grad Celsius im Kühlschrank", sagt Jürgen Janssen, der hauptberuflich Maurer ist. Der Kühlschrank sei sicherer, erklärt er.

Drei Stück stehen bei ihm im Keller. Damit die Tiere Luft bekommen, hat er sie mit Löchern versehen. Mehr brauchen die Schildkröten in den Wintermonaten nicht. "Sie fahren ihre Lebensfunktionen auf ein Minimum herunter." Sind die Tiere alt genug (mindestens ein Jahr), verkauft der Kellener sie. "Aber nur an privat", betont er. Potentiellen Käufern, die "einfach mal spontan" eine Griechische Landschildkröte haben wollen, erteilt Jürgen Janssen eine Absage. Das Wohl seiner Tiere liegt ihm am Herzen. 75 Euro kostet bei ihm eine Schildkröte inklusive der nötigen Bescheinigung. Wenn die Tiere aus dem Ei schlüpfen, sind sie etwa so groß wie ein Zwei-Euro-Stück, ausgewachsen messen sie bis 35 Zentimeter. Bis auf wenige werden meist alle nachgezüchteten Tiere verkauft. Dabei seien Schildkröten teure Haustiere, meint der Hobby-Züchter.

Wenn sie nicht im Garten leben sollen, brauchen die Halter ein Terrarium mit ausreichend Auslauf. Für Jungtiere reicht ein kleineres Gehege. Je älter und größer die Schildkröten werden, desto größer müsste aber auch der Lebensraum sein, meint Jürgen Janssen. Aber gerade für Allergiker seien Schildkröten gute Haustiere, da sie ohne Fell auch keines verlieren können.

Bei der Nahrung sollten Besitzer aufpassen. "Schildkröten fressen beispielsweise Eisbergsalat, aber weil darin fast keine Nährstoffe sind, bekommen sie nach einer Weile Mangelerscheinungen." Besser geeignet seien Spitzwegerich, Löwenzahn, Klee und Brennesel, aber auch Rucola. Hibiskus und Lavendel seien gut für die Panzer der Schildkröten. Damit seine Tiere auch nach dem Verkauf gut versorgt sind, berät der Hobby-Züchter neue Besitzer über die Übergabe der Tiere hinaus bei Interesse weiter.

Bei seiner Liebe zu den Schildkröten steht Jürgen Janssens Lebensgefährtin Claudia Reichwein voll hinter ihm. "Die Tiere muss man lieben", sagt sie schulterzuckend und krault liebevoll einer im vergangenen Jahr geschlüpften Schildkröte den Kopf.

(RP)
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