Kleve Der TV-Arzt aus Rindern

Kleve · Immer donnerstags läuft die Krankenhausserie "Klinik am Alex" auf SAT.1. Einer der Hauptdarsteller ist der Rinderner Guido Broscheit. Als Dr. Kai Boscharski führt er in der Unfall-Chirurgie den Kampf um Leben und Tod.

 Die Zahl der Krankschreibungen ist 2008 leicht angestiegen.

Die Zahl der Krankschreibungen ist 2008 leicht angestiegen.

Foto: AP, AP

Kleve/Berlin Es ist ein Knochenjob. Dr. Kai Boscharski schuftet hart in der "Klinik am Alex". Regelmäßig donnerstags nach 22 Uhr ist er dort auf SAT.1 zu sehen. Am 19. Februar wird um 22.15 Uhr die vierte Folge der Staffel gezeigt. 27 sind geplant und schon im Kasten. Zum Serien-Auftakt gab's ein Schädeltrauma zu bearbeiten, vergangene Woche ging ein Patient nach einer Herztransplantation den Weg alles Irdischen.

Mittendrin in der Saga um komplizierte Brüche und riskante Entscheidungen nach jeder Werbepause ist Guido Broscheit. Der Schauspieler kommt aus Rindern und spielt in der Kittel-Reihe eine Hauptrolle. Einsatzort Unfallchirurgie, seine Spezialdisziplin? "Gibt's nicht. Hier muss man alles können", sagt Broscheit. Es ist die erste große Fernsehproduktion des 40-Jährigen. Guido Broscheit, der 1987 am Klever Freiherr-vom-Stein-Gymnasium sein Abi schaffte, hat auf seinem bisherigen Lebensweg einiges gemacht. Aber nur selten was Langweiliges. Seit 2001 lebt er in Berlin.

Verteidiger am Mittag

Bevor er als Dr. Kai Boscharski Menschen das Leben verlängerte, arbeitete Broscheit als Anwalt. Fachgebiete: Medien- und Vertragsrecht. Die tägliche Fernsehproduktion "Das Strafgericht", die RTL seinen Zuschauern am frühen Nachmittag vorsetzte, war sein Einstieg ins TV-Geschäft. Von 2002 bis 2005 verteidigte er hier alles, was sich daneben benommen hatte.

Vor drei Jahren entschied sich der ehemalige Steiner, seinen geordneten Broterwerb als Anwalt aufzugeben. "Ich musste mich entscheiden, da beide Jobs nebeneinander zeitlich nicht zu stemmen waren", sagt Broscheit. Hilfreich waren die ansehnlichen Aufträge, die der 40-Jährige recht regelmäßig aus der Werbewirtschaft erhält. Ob für Daimler Chrysler, Jacobs Krönung, Wrigley Airwaves, Radeberger oder Suzuki — Broscheit gehört zu den meistgefragten nationalen Darstellern für Werbe-Spots.

Der Klever wird auch immer häufiger für Fernsehproduktionen gebucht: Unter anderem spielte er in den ZDF-Serien "Hallo Robbie" und "Rosenheimcops" sowie im SAT.1.-Film "Die Hitzewelle". Seine erste Kinorolle als Zuhälter führte ihn gleich ins Programm der Berlinale 2008. Titel des Streifens: "Die Dinge zwischen uns".

"Es gab nicht wenige, die gesagt haben 'du hast 'en Schatten, wenn du in dem Alter noch versuchst, als Schauspieler unterzukommen'", erinnert sich Broscheit. Der Versuch scheint zu klappen. Sein Selbstbewusstsein zahlt sich aus. An dieser Charaktereigenschaft mangelte es Broscheit ohnehin nie. So hatte er seinen ersten Auftritt am Klever Stein-Gymnasium als neuer Schüler in der 9. Klasse. Dort trug er zum Auftakt einen Pullover mit einem riesengroßen Logo des Hamburger SV. Und dies in einer Umgebung, die sich je zur Hälfte in Gladbach und Bayern-Sympathisanten teilte. Auch die daraus resultierenden verbalen Fouls von Pubertierenden steckte Broscheit ohne Schäden weg.

Operieren im Akkord

Nächsten Donnerstag wird nach einem Baustellenunfall in der Chirurgie der "Klinik am Alex" im Akkord operiert. Zusätzlich gibt's noch eine Nierentransplantation. Mittendrin: Dr. Kai Boscharski. Der ist zu Beginn der Serie ein glücklich verheirateter Familienvater. "Boscharski wird privat und beruflich noch viel durchmachen", weiß Guido Broscheit, der sich keinesfalls nach seiner ersten größeren TV-Produktion auf dem Weg zum Weltstar wähnt.

"Die Serie ist ein Glücksfall für mich", sagt er und weiß, dass Vergleiche mit anderen TV-Doktoren wie etwa George Clooney von einer Mischung aus Selbstüberschätzung und leichter Unterbelichtung zeugen würden. So hat es offenbar auch Vorteile, wenn man erst spät den Weg ins Filmgeschäft geht. Ein Leiden scheint dadurch gebannt: Träumen bis der Arzt kommt.

(RP)
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