Niederrhein Der Nachrichten-Mann

Niederrhein · Jan Hofer ist heute Chefsprecher der Tagesschau. Sein langer Weg ins Rampenlicht begann im Weseler Ortsteil Büderich. Der Sohn eines Handwerkers ist seiner Heimat am Niederrhein bis heute verbunden geblieben.

 Hofer mit Inge Günnemann und Jürgen Peitsch an der Korbmacherstraße.

Hofer mit Inge Günnemann und Jürgen Peitsch an der Korbmacherstraße.

Foto: Malz Ekkehart

Wenn Jan Hofer abends um Punkt 20 Uhr hinter seinen Moderationstisch tritt und der Gong ertönt, steht in Millionen Haushalten für einen Moment das Leben still. Die nächsten 15 Minuten gehören dem gebürtigen Weseler und dem, was er zu erzählen hat. Jan Hofer ist vieles: Journalist, Autor, Vater von vier Kindern, Investor und karitativ engagiert. Vor allem aber ist er "Mr. Tagesschau" - das populärste Gesicht der mit Abstand reichweitenstärksten deutschen Nachrichtensendung.

 Den Eselorden bekam der Nachrichten-Profi 1996 überreicht.

Den Eselorden bekam der Nachrichten-Profi 1996 überreicht.

Foto: ema (2)

Dass der Handwerkersohn einmal die wichtigste Nachrichtensendung überhaupt moderieren würde, ahnte sicherlich niemand, der dem Spross der früheren Sanitärfirma Neuenhofer während seiner Jugendjahre über den Weg lief. Hofer, der eigentlich Johannes Neuenhofer heißt, in Büderich zur Grundschule ging und später ein Internat auf Langeoog besuchte, entschied sich nach seinem Wehrdienst für ein BWL-Studium. Während seiner Zeit an der Hochschule zeichnete sich dann aber schon ab, dass es den ambitionierten jungen Mann weg von den Zahlen und ökonomischen Entscheidungen hin zu einem Leben in der Medienbranche ziehen würde.

Während seiner Studienzeit jobbte Hofer im Hörfunkstudio der Deutschen Welle - eine Zeit, die ihn nachhaltig geprägt hat. Denn 1976 entschied er sich für ein Volontariat bei verschiedenen Rundfunkanstalten und damit gegen eine finanziell womöglich rosigere Zukunft in der freien Wirtschaft. Nach einigen Stationen beim Rundfunk übernahm er dann im Jahr 1986 im Regionalprogramm des Saarländischen Rundfunkes zum ersten Mal die Rolle eines Fernsehmoderators. Es folgte eine beispiellose TV-Karriere, die ihn nur ein Jahr später zur Tagessschau führte. Neben den Moderationen bei der Nachrichtensendung übernahm Hofer von diesem Zeitpunkt an auch immer wieder Moderationsrollen bei diversen Unterhaltungsformaten wie der renommierten NDR-Talkshow, dem Grand Prix oder der MDR-Talkshow Riverboat. Die Krönung seiner Karriere war aber sicherlich die Ernennung zum Chefsprecher der Tagesschau im Jahr 2004.

Trotz seines großen Erfolges blieb der Nachrichtenprofi seiner Heimat am Niederrhein immer verbunden. "Heimat ist heute für mich zwar der Ort, an dem meine Kinder und meine Familie sind, aber ein Stück Rheinland habe ich mir immer bewahrt", sagt Hofer. "Ich habe noch Immobilien in Wesel und bin auch noch im Düsseldorfer Karneval aktiv." Die Unbeschwertheit und Fröhlichkeit, die das rheinische Lebensgefühl auszeichne, spiele in seinem Leben noch immer eine große Rolle. Diese Verbundenheit mit seinen Wurzeln wird an seinem Engagement in seiner Heimatstadt deutlich. So war er in zum Beispiel 2004 an der Gründung einer Stiftung für das Evangelische Kinderheim beteiligt, außerdem zählte er zu den Spendern für die Rekonstruktion der spätgotisch-flämischen Fassade des historischen Rathauses. Darüber hinaus investierte Hofer große Teile seines privaten Vermögens in Wesel. So nahm der Wahl-Hamburger 2015 zum Beispiel mehrere Hunderttausend Euro in die Hand, um die Gebäude an der Korbmacherstraße zu renovieren.

Was den Karneval angeht, lässt Hofer kaum Gelegenheiten aus, um in die rheinische Fröhlichkeit einzutauchen. Dass er Träger des Weseler Eselordens ist, versteht sich dabei von selbst. 1996 erklomm er den närrischen Esel und 2009 war er bei der Verleihung des Ordens an seinen Fernsehkollegen Fritz Pleitgen Gast. Neben vielen Erinnerungen hat sich der Nachrichtenprofi auch eine Leidenschaft aus seiner Kindheit am Niederrhein bewahrt: das familieneigene Faible fürs Handwerk. Hofer ist begeisterter Schrauber, Oldtimer-Fan und mit seinem Jaguar XK 120 schon auf diversen Rallyes gesichtet worden.

Einen Nachteil hat seine bundesweite Bekanntheit dann aber doch: Wenn bei ihm etwas schief geht, landet er damit in den Schlagzeilen. So avancierte die Trennung von seiner Frau - Schlagersängerin Anne-Karin Mayer - ebenso zu einer Meldung für den Boulevard wie sein missglückter Ausflug mit einem Ponton-Mercedes 220 S, der in einem Gleisbett endete.

Dieses Missgeschick und seine öffentlich breitgetretenen privaten Entscheidungen konnten ihm aber nie etwas anhaben. Hofer hat sich auch mit seinen heute 64 Jahren den Nimbus der integren Nachrichtenstimme Deutschlands bewahrt. Er ist das Nachrichtengesicht vom Niederrhein. Er ist "Mr. Tagesschau".

(th)
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