Kleve Der Mix macht's in Keppeln

Kleve · Die Keppelner verteidigen nicht nur ihren Stein gegen die Uedemer. Sie bauten auch ihre Bürgerbegegnungsstätte in Eigenregie und feiern gerne. Viele Vereine sorgen für ein lebendiges Dorfleben.

 Stolz auf den Keppelner Stein: Richard Janssen, Ortsvorstehender Landwirt (l.), sowie Stephan Urselmans und seine Ehefrau Maresa aus dem Heimatverein.

Stolz auf den Keppelner Stein: Richard Janssen, Ortsvorstehender Landwirt (l.), sowie Stephan Urselmans und seine Ehefrau Maresa aus dem Heimatverein.

Da war eine alte, längst geschlossene Schule. Und eine Dorfkneipe, die dichtmachte. Also tat man sich und seine Ideen zusammen. Die Keppelner spuckten in die Hände und bauten die alte Dorfschule zur heutigen Bürgerbegegnungsstätte um: 212 Helfer verbrachten 13 000 ehrenamtliche Stunden mit den Umbauarbeiten – und stellen heute aus 19 örtlichen Vereinen den Träger eines mehr als gut gelungenen Projektes. Ende 2011 kam dann noch Photovoltaik aufs Dach – natürlich wieder in Eigenregie. Kein Wunder, dass Keppeln genau an diesem Ort große Feste feiert – vor allem auch den Queeken-Karneval.

 Hubert Lemken mit Lämmchen zu Gast bei den Kindergartenkindern.

Hubert Lemken mit Lämmchen zu Gast bei den Kindergartenkindern.

Erstmals 1173 urkundlich erwähnt, ist Keppeln heute nicht "nur" ein hübsches Gold- und Silberdorf, bis auf Bundesebene ausgezeichnet, sondern präsentiert zudem eine ganz besondere Dorfgemeinschaft. Aktives Vereinsleben und ein starkes Miteinander prägen das Bild des Uedemer Ortsteils. "Wenn es etwas zu erledigen gibt, packen alle mit an", sagt Richard Janssen, Ortsvorstehender Landwirt sowie Aktiver im Heimatverein und im Gemeinderat.

Das beweist unter anderem der "Keppelner Stein", der als Naturdenkmal im Ortskern zu finden ist. Hinter ihm steckt auch die Erklärung der "freundschaftlichen Feindschaft" zwischen Keppeln und Uedem. Als am 7. Mai 1934 auf dem Totenhügel an der Grenze zu Uedem, "aber noch auf Keppelner Gebiet", wie Janssen betont, ein 65 Zentner schwerer Stein aus der Eiszeit gefunden wurde, folgte ein zähes Ringen. Nachdem der Stein auf Uedemer Boden aufgestellt worden war, holte das "Keppelner Steinkommando" den Findling in einer Nacht- und Nebelaktion zurück. Vor dem Schiedsspruch ging er nochmals nach Uedem, dann endgültig in Keppelner Hände.

Was Keppeln besonders lebenswert macht? Die Mischung. Und zwar die aus Natur- und Artenschutz, Landwirtschaft und besonders aktivem Vereinsleben. Rund 40 Vollbetriebe sind durch und durch landwirtschaftlich aufgestellt, sie bewirtschaften etwa 2500 Hektar Land – auch außerhalb Keppelns. Die Wind- und Solarenergie ist ein weiteres großes Thema, "hier wird deutlich mehr Energie erzeugt, als im Dorf verbraucht wird", so der Keppelner Stephan Urselmans. Seine Frau Maresa ist Zugezogene und kann bestätigen: "Keppeln öffnet sich für Auswärtige. Wer hier mitmachen möchte, wird mit offenen Armen empfangen." Rund 1650 Einwohner machen die Dorfgemeinschaft zu dem, was sie ist: lebendig. Neben dem eigenen Kindergarten ist Keppeln stolz auf seine Kirche, den optimal angelegten Sportplatz, die Bürgerbegegnungsstätte sowie die starken Vereine.

Hubert Lemken beispielsweise engagiert sich insbesondere für den Naturschutz. Ob kleine Lämmer die Kindergartenkinder besuchen oder eine neue Obstwiese angelegt wird: Er ist dabei. Damit solche und andere Projekte nicht als Eintagsfliege verpuffen, stellt der Heimatverein beispielsweise Saftpressen zur Ausleihe bereit, damit die gepflanzten Bäume nicht bloß Früchte tragen, sondern bereichernd für die Familien sind. Rund 350 Vollarbeitsplätze beheimatet das idyllische Dorf, das etwa 20 000 Übernachtungen jährlich zählt. Das Reitercamp Hötzenhof lockt große Gruppen, der Reiterverein "von Bredow" oder Familie Thoenes steigern zudem mit (Sport-)Events die Zahl der Gäste.

(RP)
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