Kreis Kleve Der letzte große Schlagabtausch vor der Bundestagswahl

Kreis Kleve · Die Direktkandidaten von SPD, CDU, Grüne und FDP stellten sich etwa 150 Besuchern einer Podiumsdiskussion im Klever Kolpinghaus.

 Momentaufnahme der Diskussion mit Bruno Jöbkes, Dr. Barbara Hendricks, Ronald Pofalla, Dr. Ralf Klapdor (v.l.).

Momentaufnahme der Diskussion mit Bruno Jöbkes, Dr. Barbara Hendricks, Ronald Pofalla, Dr. Ralf Klapdor (v.l.).

Foto: Gottfried Evers

Zwei Stehtische im Klever Kolpinghaus, an ihnen vier Direktkandidaten aus dem Kreis für die Bundestagswahl. Aus Sicht der Besucher waren Barbara Hendricks (SPD) und der Bruno Jöbkes (Grüne) links positioniert — rechts Ronald Pofalla (CDU) und Ralf Klapdor (FDP).

Koalitionsspekulanten hätten wohl ihre wahre Freude gehabt, standen doch auch Hendricks und Pofalla Seite an Seite. Über Schwarz-Gelb, Schwarz-Rot und Rot-Rot-Grün sollte es ja aber bewusst nicht gehen im Kolpinghaus — auch wenn das Motto des Abends "Farbe bekennen" lautete. Das Kreiskomitee der Katholiken im Kreisdekanat Kleve, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) und die Kolpingfamilie hatten eingeladen, um über Themen wie Familie, Arbeit, Energiewende oder Rüstungsexporte zu diskutieren.

Die Ansichten der Politiker waren durchaus kontrovers, ihr Ton zuweilen angriffslustig. Den Abend eröffnete Moderater Dr. Stephan Kronenborg, Pressesprecher des Bistums Münster, mit dem Thema "Faire Löhne". Als Barbara Hendricks einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro forderte, hielt ihr Pofalla entgegen, dass sämtliche Mindestlöhne in Deutschland von CDU-Kanzlern zu verantworten seien. "Unter Gerhard Schröder hat es in sieben Jahren keinen einzigen gegeben." Ralf Klapdor setzte noch einen drauf: "Ein einheitlicher Mindestlohn vernichtet in Ost-Deutschland Arbeitsplätze." Beim Thema Arbeitslosenzahlen hingegen blies Rot-Grün zum Angriff. "CDU und FDP haben da nachweisbar keine Impulse gegeben. Innenpolitisch haben die nichts von der Kette gekriegt." Das sah der Kanzleramtsminister naturgemäß anders. "Die Menschen haben durch uns mehr Netto vom Brutto", sagte Pofalla. Bruno Jöbkes kritisierte den ständigen Verweis auf die europäischen Nachbarn: "Zu sagen, Deutschland geht es gut, weil es allen anderen schlechter geht, ist mir zu wenig für die nächsten vier Jahre."

Ronald Pofalla zeigte sich bei der Außenpolitik staatsmännisch, beim Thema gleichgeschlechtliche Ehe ("Totale Gleichstellung — totales Nein") klare Kante. Dort verwies Hendricks auf das Bundesverfassungsgericht — und dass dieses bei der Frage der institutionellen Gleichstellung zu entscheiden hat. Von dem Betreuungsgeld, für das Pofalla warb, halte sie nichts: "Ein Beispiel: Die Stadt gibt Zuschüsse zur Klever Konzertreihe. Wenn die Logik der Regierung stimmt, kann man zum Bürgermeister gehen, und sagen: Ich gehe da nicht hin, also hätte ich jetzt gerne 25 Euro."

Die etwa 150 Zuschauer erlebten mehr als zwei Stunden Podiumsdiskussion ohne klaren Sieger — konnten durch Fragen, die sie auf Kärtchen schrieben, sogar begrenzt Einfluss auf die Themen nehmen. Manch einer hätte sich wohl noch mehr Beteiligung gewünscht. Die meisten Kandidaten aber boten im Anschluss die Möglichkeit zum Gespräch in lockerer Runde.

(lukra)
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