Kleve Der Lebensretter aus Hönnepel

Kleve · Florian Poorten zieht eine hilflose Frau aus den Fluten der Saale in Halle. Der 24-Jährige ist mit Socken, Unterhose und T-Shirt in den sieben Grad kalten Fluss gegangen. Florian Poorten schwebte bei der Rettung in Lebensgefahr.

kalkar-hönnepel Florian Poorten will diesen Tag mit seiner Freundin Johanna genießen. Der 24-Jährige aus Hönnepel bummelt beim Besuch seiner Liebsten an einem schönen Herbsttag am Ufer der Saale in Halle entlang. Der schöne Tag nimmt eine dramatische Wende. Der Unterbrandmeister des Löschzugs Hönnepel zieht eine bewusstlos im Wasser treibende Frau aus dem Fluss. Er wird später als Retter aus dem Rheinland gefeiert.

Schaulustige stehen am Ufer. Noch ahnt der 24-jährige Schreinermeister nicht, dass er Augenblicke später in das sieben Grad kalte Wasser geht. Diese Temperatur misst anschließend die Feuerwehr.

Passanten rufen, die Frau solle sich an einem Ast festhalten, berichtet Poorten. Er sieht aber, dass sie keine Kraft mehr hat und zu ertrinken droht. "Jetzt muss ich helfen", entschließt sich der mutige Feuerwehrmann spontan zur Rettung und riskiert sein Leben. Da die Uferböschung zu steil ist, rennt Florian Poorten zu einem Bootssteg. Hose und Schuhe reißt sich der junge Mann vom Leib und geht beherzt mit Unterhose, T-Shirt und Socken in die kalte Saale. "Angst habe ich dabei nicht gehabt", sagt im Rückblick der 24-Jährige, der bei der DLRG Übungen als Rettungsschwimmer absolviert hat. Als die hilflose Frau vorbei treibt, geht sie unter.

Florian Poorten zieht die 45-Jährige an die Wasseroberfläche und danach ans Ufer. Helfer nähern sich mit einem Boot. Der Hönnepeler kann sich an der Bootskante festhalten, um Kraft für die letzten Meter zu tanken. Welch ein Glück. Denn die Saale hat durch tagelange Regenfälle eine starke Strömung. "Die niedrigen Wassertemperaturen lähmen die Muskeln des Retters. Florian Poorten kämpfte um sein Leben sowie für das Überleben der unbekannten Frau", heißt es später im Feuerwehr-Bericht.

Doch die entkräftete Unbekannte ist noch nicht gerettet. Florian Poorten kann mit seinen nassen Socken die entkräftete Frau nicht über die steile Uferböschung aus Stein tragen. Neugierige schauen nur zu, wie der junge Mann sich quält.

Selbstmord geplant

"Da habe ich die Schaulustigen angeschrien. Und ein Mann kam mir dann noch entgegen und half, die Frau zu bergen", erzählt der junge Schreinermeister, der im elterlichen Betrieb in Hönnepel arbeitet. Zwischenzeitlich treffen die Rettungskräfte der Feuerwehr ein und bringen die Frau ins Krankenhaus. Später stellt sich heraus, dass die 45-Jährige Selbstmord begehen wollte. Sie ist jetzt in psychiatrischer Behandlung, so Poorten, der nie mehr Kontakt mit der Frau hatte.

Die mutige Tat verfolgt Freundin Johanna nicht, die abseits auf einer Bank sitzt. Erst als ein Polizist mit dem Fotoapparat und der Kleidung von Florian an ihr vorbeigeht, wird die 21-Jährige stutzig. Sie sieht die Menschenmenge und fragt einen Feuerwehrmann, was geschehen sei. "Da hat ein Mann einer Frau das Leben gerettet", lautet die Antwort.

Die sprachlose Johanna sieht plötzlich ihren Florian, der in Decken gehüllt im wärmenden Krankenwagen sitzt. In die Klinik will der Retter nicht, sondern nur in die Wohnung seiner Freundin. Johanna ist überwältigt und lobt die mutige Tat, sagt aber, sie wäre wohl nicht in die Saale gegangen, weil sie Angst vor Wasser habe.

(RP)
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