Corona-Stand Kreis Kleve wird von der Omikron-Welle voll getroffen

Kreis Kleve · Amtsärztin Martina Scherbaum rechnet in den nächsten Wochen mit Inzidenzzahlen um 1500. Die Impfquote im Kreis ist besser als in Land und Bund.

 Impfungen schützen vor schweren Verläufen. Deshalb ist die Lage trotz der vollen Wucht der Omikron-Welle derzeit nicht sehr bedrohlich (Symbolbild).

Impfungen schützen vor schweren Verläufen. Deshalb ist die Lage trotz der vollen Wucht der Omikron-Welle derzeit nicht sehr bedrohlich (Symbolbild).

Foto: dpa/Alastair Grant

Die Prognose für den weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie im Kreis Kleve geht von deutlich steigenden Zahlen an Infizierten aus. Der Scheitelpunkt ist noch lange nicht erreicht. Der Kreis Kleve wird von der Omikron-Welle voll getroffen werden: Unter Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen müsse für den Kreis ein weiterer Inzidenzanstieg auf eine Inzidenz über 1500 Fälle pro 100.000 innerhalb der nächsten 14 Tage angenommen werden, erklärte die Amtsärztin des Kreises Kleve, Martina Scherbaum vor dem Kreisausschuss für Arbeit, Gesundheit, Soziales und Demografie, der im Maywald-Saal des Kreishauses tagte. „Das entspricht 5000 bis 6000 Neufälle pro Woche, über 700 Neufälle pro Tag“, rechnet Scherbaum.

Vermutlich werde auch die Belastung der Intensivstationen in den nächsten zwei Wochen weiter ansteigen, möglicherweise bis auf ein Niveau wie Ende Dezember 2021 auf rund zehn Prozent der Intensivkapazitäten. Und schon jetzt, so die Ärztin, sei der Personalmangel im Medizinbereich durch coronabedingte Ausfälle spürbar, aktuell aber noch beherrschbar.

Bei den Impfquoten steht der Kreis im Schnitt etwas besser da, als Land oder Bund. Stand Ende Januar hatten 88,5 Prozent (Land: 79,6 Prozent, Bund 75,8 Prozent) der Bevölkerung des Kreises Kleve mindestens eine Impfung, 84,92 Prozent die zweite Impfung und 59,21 Prozent waren geboostert. In der gefährdeten Gruppe von Menschen über 60 Jahre sind fast alle geimpft.

Auch die Frage nach den geimpften Kindern stand vorrangig im Raum, zumal mehr als ein Drittel der von einer Omikron-Infektion Betroffenen unter 20 Jahre alt sind. Bei den Fünf- bis Elfjährigen haben 4717 eine erste Impfung, das sind 23,56 Prozent. Aber nur 9,46 Prozent haben schon die zweite Impfung. Viele Eltern seien noch zögerlich, wenn es um die Impfung ihrer Kinder gehe, erklärte Landrätin Silke Gorißen. Das läge auch daran, dass es immer noch keine Empfehlung der Stiko gebe, der ständigen Impfkommission. Bei den Zwölf- bis 17-Jährigen sind immerhin 82,5 Prozent erstgeimpft und 75 Prozent haben die zweite Impfung bekommen.

Scherbaum ließ keinen Zweifel aufkommen, dass vor allem vollständig Geimpfte vor einer schweren Erkrankung geschützt seien: „Der Booster zeigt hier Erfolg – trotz Omikron“, so die Ärztin mit Blick auf die Krankenhauszahlen. Etwa nur die Hälfte der Geboosterten mit Impfdurchbrüchen zeigten Symptome, die Zahl der Nichtgeimpften, die ins Krankenhaus müssen, sei dagegen hoch. Die Auslastungsquote der Impfangebote, die der Kreis weiterhin mache, liege bei 25 bis 50 Prozent.

Bleiben die Belegungszahlen der Krankenhäuser im Kreis Kleve: Hier pendelt sich die Kurve zur Zeit zwischen 25 und 30 Patienten ein, die ins Krankenhaus müssen. Beatmet werden muss derzeit keiner, auf Intensivstationen lagen nicht mal fünf Personen. Aber das seien nur Momentaufnahmen, die sich täglich ändern können, so der Kreis. Eines zeige aber die Statistik: Die Delta-Variante des Virus verursachte deutlich mehr Krankenhausaufenthalte als Omikron und forderte hohe Todeszahlen. Bis jetzt sind im Kreis 275 laborbestätigte Covid-19-Fälle verstorben.

Bei der Erfassung der Daten gibt es zeitweise Datenbankprobleme auf überregionaler Ebene durch Überlastung des digitalen Meldeverfahrens. Der Kreis Kleve habe Stellen aufgestockt und werde seit voriger Woche zusätzlich durch 30 Soldaten unterstützt. Außerdem helfen seit der vierten Kalenderwoche die Kommunen bei der Erfassung der Daten, so Scherbaum.

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