Kleve Der Klever Brückenbauer in Afrika

Kleve · Klaus van Briel arbeitet seit 15 Jahren als Entwicklungshelfer in Benin. 2002 gründete der 45-Jährige den gemeinnützigen Verein "pro dogbo" mit dem Schwerpunkt Bildung. Heute ist Benin sein Zuhause und Kleve seine Heimat.

 Nicht Beobachter der Entwicklungsarbeit sein, sondern selbst etwas tun wollte Klaus van Briel - und ging nach Benin.

Nicht Beobachter der Entwicklungsarbeit sein, sondern selbst etwas tun wollte Klaus van Briel - und ging nach Benin.

Foto: privat

Schon als Kind besaß er eine Spardose für Menschen in den Ländern, die man seinerzeit noch "Dritte Welt" nannte. Dass er in einem dieser Länder ein Zuhause finden und mit den Einheimischen Bildungs- und Jugendprojekte umsetzen würde, ahnte Klaus van Briel damals nicht. Damals, das war die Zeit, als er nach dem Politikstudium in Münster Journalist werden wollte. "Allerdings hatte ich bereits im Studium den Schwerpunkt Entwicklungspolitik gewählt, denn interessiert hat mich das Thema schon immer", erinnert er sich. Dann aber kam alles anders. 1994 drehte van Briel einen Film über die "Aktion pro Humanität", die Dr. Elke Kleuren-Schryvers - wie er aus Kleve - im westafrikanischen Benin gegründet hatte. "Damals hat es mich schon gestört, immer nur Beobachter zu sein, ich wollte selbst was tun", erklärt er.

 Alltag für Klaus van Briel: Kinder in Benin.

Alltag für Klaus van Briel: Kinder in Benin.

Foto: privat

Dr. Kleuren-Schryvers erkannte das, sie fragte ihn, ob er nicht in ihrem Projekt arbeiten wolle. Diese Anfrage erneuerte sie nach zwölf Monaten. So wurden aus einem geplanten Jahr mehrere, während derer Klaus van Briel auf einer Krankenstation und an einem Waisenhausprojekt mitarbeitete. Unterstützung kam aus seiner Heimat. 1998 spendete die Kolpingsfamilie Kleve einen Basarerlös, um Kindern die Schulausstattung zu finanzieren. "Die Resonanz darauf war am Niederrhein so groß, dass automatisch weitere Spenden eintrafen und nach Spendenquittungen gefragt wurde", schildert van Briel. Also blieb der heute 45-Jährige, zunächst im Auftrag des Deutschen Entwicklungsdienstes (seit 2011 Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit). Später erhielt er einen Anschlussvertrag der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe, dem Fachdienst der deutschen Katholiken für Entwicklungszusammenarbeit. Auf dieser Basis setzte er Bildungsprojekte um. 2002 gründete Klaus van Briel den gemeinnützigen Verein pro dogbo. Dessen Schwerpunkte sind Schul- und Ausbildungshilfe, Bildungsarbeit sowie Projekte für Kinder und Jugendliche - mit gutem Grund. Der Vereinsvorsitzende weiß: "Verbessern lässt sich die Situation nur über Bildung." Die Erfolge des Vereins belegen das. So haben sich Auszubildende der vereinseigenen Metall-Werkstatt selbstständig gemacht. Sie verfügen über ein Einkommen und bilden ihrerseits aus. "Solche Beispiele geben mir Kraft", sagt van Briel. Und neue Kraft braucht er immer wieder, auch mit so viel Erfahrung. Besonders treffe es ihn, wenn Menschen an Krankheiten sterben, deren Behandlung in Deutschland "ein Klacks" ist: "Wenn Kinder Malaria haben und den Eltern fehlen ein paar Euro für die Medikamente - für den Umgang mit solchen Situationen habe ich noch keine Lösung gefunden." Umso überzeugter setzt der 45-Jährige sich für sein Hauptanliegen Bildung ein, denn "auf Krankenstationen kuriert man die Symptome der Armut, über Bildungsarbeit beseitigt man ihre Wurzeln." Deshalb betreibt pro dogbo unter anderem drei Ausbildungswerkstätten, eine Bibliothek, ein Internetcafé sowie Häuser zum Lernen und Leben für Jungen und Mädchen. Dankbar ist Klaus van Briel denen, die diese Arbeit unterstützen, so auch dem Referat Weltkirche des Bistums Münster, das Einsätze von Helfern fördert. "Das ist die Rettung für viele kleine Privatinitiativen und Vereine wie unseren", betont er. So schlägt er auch über das Referat Weltkirche Brücken in sein Heimatbistum. Unter anderem nahm er an einem Begegnungstag von Missionaren und jungen Auslandsfreiwilligen in Münster teil. Das Engagement der 25 Freiwilligen, die das Weltreferat für soziale Dienste nach Afrika oder Lateinamerika schickt, hat ihn beeindruckt: "In dem Alter ein ganzes Jahr im Ausland, das ist ein riesiger Schritt." Aus seiner Erfahrung rät er: "Gott hat uns zwei Augen und zwei Ohren, aber nur einen Mund gegeben. Also: erst zuhören, sich einlassen." Erschlagen habe er sich anfangs gefühlt und auf die erste Rückkehr nach Deutschland "riesig gefreut". Schnell aber habe er gemerkt, "wie lieb mir Benin geworden war und dass ich längst in zwei Welten lebte." Heute nennt er Benin Zuhause und Deutschland Heimat. Und schätzt die Vorzüge beider Welten: "In Benin fehlen mir Verlässlichkeit und Organisation. In Deutschland vermisse ich Freiheit und Lockerheit." In Benin fühle er sich "näher am Leben dran, und zwar sowohl an positiven als auch an negativen Seiten." In diesem Umfeld arbeitet er an der nächsten Herausforderung: Die Geschäfte von pro dogbo sollen an den afrikanischen Partnerverein übergeben werden, sodass der deutsche Verein nur Förderverein ist. Ob van Briel danach "zu Hause" bleibt oder in die "Heimat" zurückkehrt? So oder so: Als Leitwort fällt ihm der Leitspruch des Studentenheims in Münster ein, in dem er während des Studiums wohnte: "Officium meum est pontificium", auf deutsch "Meine Aufgabe ist es, Brücken zu bauen." " Wer pro dogbo e.V. unterstützen möchte, findet Informationen unter www.pro-dogbo.de .

(pbm)
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