Dr. Wolfgang Aschenbrenner Der Jugend-Arzt ist auch zum Reden da

Kleve · Die Gesundheit ernst nehmen ist wichtig. Wenn die Eltern oder die Schule sich nicht mehr um Vorsorge oder Impfungen kümmern, sollten Jugendliche den Weg zum Arzt nicht scheuen. Was an Arztbesuchen nötig oder hilfreich ist, erklärt der Klever Kinder- und Jugendarzt Dr. Wolfgang Aschenbrenner.

 In die Sprechstunde von Dr. Wolfang Aschenbrenner kommen Kinder und Jugendliche nicht nur, wenn sie körperliche Probleme haben. Auch bei Stress zuhause oder Mobbing in der Schule hat er ein offenes Ohr. Er rät: Wenn es einem nicht gut geht, soll man rechtzeitig zum Arzt gehen. Das muss keinem peinlich sein.

In die Sprechstunde von Dr. Wolfang Aschenbrenner kommen Kinder und Jugendliche nicht nur, wenn sie körperliche Probleme haben. Auch bei Stress zuhause oder Mobbing in der Schule hat er ein offenes Ohr. Er rät: Wenn es einem nicht gut geht, soll man rechtzeitig zum Arzt gehen. Das muss keinem peinlich sein.

Foto: kds

Wie regelmäßig gehen Jugendliche und junge Erwachsene zum Arzt?

Aschenbrenner Ab 14, 15 Jahren bricht das total ein. In der Tat ist es so, dass Jugendliche nicht so schnell zum Arzt gehen, auch wenn sie Beschwerden haben. Bis zum 14. Lebensjahr kommen die Jugendlichen noch. Häufig sind das diejenigen, die ohnehin gesundheitsbewusst leben, oder diejenigen, die eine chronische Krankheit haben und deswegen regelmäßig zum Arzt gehen.

Ein Beispiel?

Aschenbrenner Es gibt Fälle von Asthma, in denen die Jugendlichen so schlecht Luft bekommen, dass ich an ihrer Stelle schon 20 Mal zum Arzt gegangen wäre. Andere plagen sich lange mit Bauchschmerzen, bevor sie feststellen lassen, was die Ursache ist.

Woran liegt es, dass Jugendliche so selten zum Arzt gehen?

Aschenbrenner Ich denke, es liegt daran, dass Jugendliche es total uncool finden, mit 15 Jahren neben einem Fünfjährigem im Wartezimmer zu sitzen. Dann gehen sie lieber zum Hausarzt oder gar nicht.

Spielt auch die körperliche Entwicklung der Jugendlichen eine Rolle, dass sie den Arztbesuch scheuen?

Aschenbrenner Absolut. Alles Körperliche ist denen total peinlich. Es gibt zum Beispiel die Brustdrüsenschwellung bei Jungs in der Pubertät. Die ist ganz normal, nur wissen das viele nicht. Die Jugendlichen sitzen dann mit hochrotem Kopf vor mir und das begleitende Elternteil muss mir sagen, was los ist.

Wann sollten Jugendliche auf jeden Fall zum Arzt?

Aschenbrenner Bei Fieber oder Krankheitsgefühl, das länger anhält, sollten Jugendliche zum Arzt. Gleiches gilt bei Atemnot oder wenn sie Veränderungen an ihrem Körper feststellen, die nicht normal sind, zum Beispiel Ekzeme. Aber auch wenn sie nicht im engsten Sinne krank sind, freue ich mich über einen Besuch.

Das heißt?

Aschenbrenner Jugendliche können auch zum Kinder- und Jugendarzt gehen, wenn sie zu Hause Probleme haben oder in der Schule gemobbt werden und nicht wissen, mit wem sie reden können. Wir können uns dann gemeinsam eine Lösung überlegen. Bei uns Kinder- und Jugendärzten geht ganz viel über die Sympathie. Die Jugendlichen müssen das Gefühl haben, dass sie mit uns reden können.

Was ist mit Impfungen?

Aschenbrenner Darauf wird normalerweise im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen geachtet, die bis zum 17. Lebensjahr bei Jugendlichen gemacht werden. Für Mädchen ist die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs ein wichtiges Thema. Die Impfung sollte ab dem zwölftem Lebensjahr, auf jeden Fall vor dem ersten Geschlechtsverkehr, erfolgen.

Was ist danach? Brauchen junge Erwachsene danach keine Impfungen mehr?

Aschenbrenner Es gibt Erkrankungen, wie Masern, wenn ich dagegen einmal geimpft bin, habe ich einen lebenslangen Schutz nach zweimaliger Impfung. Andere wie Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten müssen alle sieben Jahre aufgefrischt werden.

Wie wichtig ist das?

Aschenbrenner Keuchhusten ist gar nicht so selten. In meiner Praxis erlebe ich etwa vier Patienten im Jahr, die darunter leiden. Keuchhusten ist, außer für Säuglinge, nicht lebensbedrohlich, aber sehr unangenehm.

Was ist mit Tetanus?

Aschenbrenner Der Wundstarrkrampf ist zwar in Deutschland eine seltene Krankheit. Aber der Keim steckt im Erdreich. Er kann also überall sein, im heimischen Garten oder auf dem Fußballplatz im Kreis Kleve. Bei Verletzungen gelangt der Keim in den Blutkreislauf.

Wer übernimmt die Kosten für die Impfung?

Aschenbrenner Die Regelimpfungen sind für die Patienten alle kostenlos. Die großen Krankenkassen zahlen sogar die Reiseimpfungen. Das ist zum Beispiel für Jugendliche wichtig, die ein Auslandsjahr machen wollen und sich zum Beispiel gegen bestimmte Meningokokken impfen lassen müssen, bevor sie in die Vereinigten Staaten reisen.

Wer erinnert an die regelmäßigen Impftermine?

Aschenbrenner Es ist in Deutschland ein absolutes Problem, dass Impftermine verschludert werden. In den Niederlanden werden Kinder und Jugendliche angeschrieben. Das gibt es in Deutschland nicht. Manche Krankenkassen bieten aber diesen Service auf Nachfrage an.

Was ist mit Entschuldigungen vom Arzt, wenn Jugendliche krank werden?

Aschenbrenner Für ältere Jugendliche stellen wir Ärzte bei einer Erkrankung eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) aus. Ein Attest brauchen aber auch Schüler der Oberstufe, wenn sie vor einer Arbeit erkranken. Viele Schulen wollen auch eine Bescheinigung haben, wenn Kinder kurz vor oder unmittelbar nach den Ferien erkranken.

Wird ein Attest auch rückwirkend ausgestellt?

Aschenbrenner Wenn jemand zu mir kommt und eine AU braucht, weil er vergangene Woche Durchfall hatte, dann tut es mir leid. Das darf ich nicht, weil es auch eine rechtliche Sache ist. Es lohnt sich immer, rechtzeitig zum Arzt zu gehen.

BIANCA MOKWA STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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