Kleve Der barmherzige Soldat

Kleve · Das Gotteshaus im Gocher Ortsteil Pfalzdorf wurde 1973 konsekriert. Es wurde an der Stelle der baufälligen alten Kirche errichtet. Namensgeber ist der Heilige Martin, der bald wieder Hochsaison hat.

 Blick in das Pfalzdorfer Gotteshaus: Im Zentrum ein historischer Altar, der von Kanzel und Orgel eingefasst wird.

Blick in das Pfalzdorfer Gotteshaus: Im Zentrum ein historischer Altar, der von Kanzel und Orgel eingefasst wird.

Foto: Gottfried Evers

Die Pfarrkirche St. Martinus in Pfalzdorf ist eigentlich eine moderne Kirche, die im Jahre 1973 konsekriert wurde. Sie wurde an der Stelle der baufälligen alten Kirche errichtet. Von der alten Kirche ist nur der Turm erhalten. Aber auch diese ältere Kirche und die Pfarrgemeinde St. Martinus sind nicht uralt. Warum man den heiligen Martinus als Kirchenpatron wählte ist unbekannt, vielleicht, weil es am Niederrhein viele Martinskirchen gibt.

 Bildnis des Mantelteilers: St. Martin ist Patron des Pfalzdorfer Gotteshauses.

Bildnis des Mantelteilers: St. Martin ist Patron des Pfalzdorfer Gotteshauses.

Foto: Evers, Gottfried

Eine andere Version mutmaßt, dass der Konsekrator der Kirche nicht der Aachener Bischof, sondern der aus Goch stammende Aachener Generalvikar Martin Wilhelm Fonck gewesen sei. Außerdem habe dieser der Pfalzdorfer Gemeinde einige kostbare kirchliche Gegenstände geschenkt. Zur Erinnerung an ihn sei der heilige Martin als Namenspatron Foncks zum Patron der Pfalzdorfer Kirche bestimmt worden. Eine Darstellung des heiligen Martin gibt es in der Kirche nicht. Zum bildlichen Schmuck des Hochaltars gehören zwei Heilige in bischöflichen Pontifikalgewändern, die in seitlichen Statuennischen stehen.

Wahrscheinlich handelt es sich um die Zisterzienseräbte Robert von Citeaux und Bernhard von Clairveaux, die bei der Neubemalung 1961 als die Heiligen Martin und Luidger bezeichnet wurden. Mit der Ausdehnung des Fränkischen Reiches breitete sich der Martinskult nach Osten aus, zunächst besonders im Harz und in Thüringen. Martinsumzüge gab es früher in katholischen Gebieten wie im Rheinland und in Schlesien, heute sind sie weit verbreitet.

An der Spitze des Zuges reitet "der Heilige", oft vom Bettler begleitet. Dann folgen singende Kinder mit Laternen in den Händen. Der Lichterbrauch geht auf die Bedeutung Martin Luthers in Thüringen zurück. Am 10. November, dem Geburtstag Luthers und Vorabend des Festes seines Namenspatrons, versammelten sich auf dem Erfurter Domplatz abends Kinder mit Papierlaternen, um des Reformators zu gedenken.

Der Martinsumzug ist nun in der katholischen Kirche ein Teil der Lichtsymbolik, welche am Allerseelentag, am 2. November, beginnt und über Advent und Weihnachten bis Lichtmess am 2. Februar führt. Der volkstümliche Brauch der Martinsgans, die man vielerorts zum Martinsfest verzehrt, basiert auf dem Martinstag als Hauptzinstag. Am Martinstag begann das neue Wirtschaftsjahr des Bauern, an das Gesinde wurden die Löhne bezahlt, Pachtverträge wurden geschlossen, Steuern abgeführt, Knechte und Mägde konnten, wie an Lichtmess, den Dienstherrn wechseln.

Zu Martini wurde das Vieh geschlachtet, das aus Kostengründen nicht den ganzen Winter hindurch gefüttert werden konnte. Dazu gehörten die Gänse. So ergab sich der Brauch, am Martinstag, vor dem großen Fasten im Advent, Gänsebraten zu essen.

(stw)
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