Kreis Kleve Der alte Kreis — ganz in Schwarz und Weiß

Kreis Kleve · 40 Jahre war Ulrich Engelmann Pressefotograf – vor allem für die RP. Verein gibt jetzt ein Buch mit vielen seiner Aufnahmen heraus.

Ein Blick ins Fotoarchiv von Ulrich Engelmann
10 Bilder

Ein Blick ins Fotoarchiv von Ulrich Engelmann

10 Bilder

40 Jahre war Ulrich Engelmann Pressefotograf — vor allem für die RP. Verein gibt jetzt ein Buch mit vielen seiner Aufnahmen heraus.

Es mutet an wie eine Reise in die ferne Vergangenheit. Dabei sind die Zeiten, die der Historische Verein für Geldern und Umgegend in seinem neuen Buch mit den Fotos von Ulrich Engelmann dokumentiert, noch gar nicht so lange vorbei. Bis Mitte der 1980er Jahre, insgesamt vier Jahrzehnte, war Engelmann vor allem für die Rheinische Post, aber auch für die NRZ und die Niederrhein Nachrichten zwischen Weeze und Wachtendonk unterwegs. Wie Straelens Stadtarchivar Bernhard Keuck in seinem Vorwort schreibt, dürfte Engelmann weit mehr als 20 000 Fotos geschossen haben. "11 000 davon sind in Archiven vorhanden", sagt Gerd Halmanns, der Vorsitzende des Historischen Vereins. Viele weitere dürften sich bei Privatleuten befinden. Das Redaktionsteam Heinz Dieter Bonnekamp, Gerd Halmanns, Bernhard Keuck, Jürgen Kwiatkowski und Dr. Beate Sturm wählte für das Buch 225 Bilder aus.

Vor rund drei Jahren startete das Projekt. Ein Arbeitskreis bildete sich. Dessen Mitglieder hatten bei der Materialfülle natürlich die Qual der Wahl. Ein Kriterium war, geografisch den gesamten Altkreis Geldern abzudecken und thematische Vielfalt herzustellen. "Was gefiel, wurde angekreuzt. Die Fotos mit den meisten Kreuzen gewannen", beschreibt Bonnekamp das Verfahren.

Skurriles und Bedeutendes, Alltagsgeschehen und Prominentenbesuche, Unglücke und Feiern sind zwischen den Buchdeckeln versammelt. "Ein Geschichtswerk", meint Halmanns. Auf jeden Fall reichlich Stoff zum Staunen, Wiedererkennen und für Erinnerungen — und sei es für den belustigten Ausruf "Und was für Frisuren wir damals hatten". Die Texte sind kurz gehalten, informieren über Anlass, Zeit und Ort der Aufnahmen. Die Bilder sprechen für sich.

Keuck würdigt im einleitenden Artikel den Produzenten all der schönen Motive. Ulrich Engelmann wurde am 9. Dezember 1911 in Berlin geboren. Bei zwei Verlegern in der Hauptstadt ging er in die Lehre, die ihm einen Job als "Bildberichterstatter" anboten. 1938 zog er nach Paris, wo sein Onkel eine Apotheke hatte. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen wich Engelmann in den unbesetzten Teil Frankreichs aus, wurde aber 1944 doch noch zum Militärdienst eingezogen. Als Kriegsgefangener wurde er 1946 aus dem Lager Weeze entlassen. Die meiste Zeit als Pressefotograf war er für die Rheinische Post tätig — rund 30 Jahre. Er starb am 28. Juli 1995 mit 83 Jahren.

Engelmanns Liebe zum Beruf wird in den Bildern immer wieder deutlich. "Die Leistung des Fotografen liegt in seiner Intuition, mit der er im richtigen Augenblick ausgelöst hat", schreibt Keuck. Engelmanns Darstellungen reichen weit über die rein sachliche Illustration der Zeitungsberichte hinaus. Wie würdevoll hat er zum Beispiel Landwirte in Porträts dargestellt. Spielende Kinder lieferten ihm lebendige Szenen, ebenso die Feste, die im Gelderland die Menschenmassen auf die Straßen locken — vom Karneval über Kirmes bis zu Schützenfesten. Der Sport bietet schon von sich aus "Action" genug, Engelmann spitzte die Spielausschnitte mitunter noch dramatisch zu, etwa mit dem Torwart bei seiner Parade. Wie mitunter die "große Welt" mit ihren Themen das niederrheinische Leben bestimmt, dokumentierte der Pressefotograf ebenfalls. Natürlich dann, wenn prominente Politiker oder Künstler sich zu Stippvisiten einfanden. Als die Ölkrise 1973 die Bundesregierung veranlasste, einen "autofreien Sonntag" auszurufen, setzte Engelmann auch dieses Ereignis originell um: Auf einer normalerweise belebten Gelderner Straße platzierte er eine Stammtischrunde.

So bannte er den Altkreis Geldern auf Schwarz-Weiß-Fotos. Und noch ein Hinweis für die Menschen im Digitalzeitalter: Seine Filme entwickelte Engelmann im eigenen Kellerlabor.

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