Jugendorganisation Zasada: „Der Mensch geht vor Profit"

Kreis Kleve · Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) wird in allen Wahlumfragen unter „Sonstige“ geführt. Nun aber hat sich um die Studentin Julia Zasada in Kleve ein Aktionskreis der Jugendorganisation gegründet.

 Die Studentin Julia Zasada hat in Kleve einen Aktionskreis der Jugendorganisation ÖDP gegründet.

Die Studentin Julia Zasada hat in Kleve einen Aktionskreis der Jugendorganisation ÖDP gegründet.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Europawahl im Mai war für Julia Zasada ein Schlüsselmoment. „Mit einer Freundin habe ich den Wahl-O-Mat gemacht und Wahlprogramme gelesen“, sagt die 23-Jährige. Dabei stieß sie auf eine Kleinstpartei, die ihr sofort zusagte: die Ökologisch-Demokratische Partei. „Das war die einzige Partei, bei der ich nicht im Denken einen unangenehmen Kompromiss machen musste“, sagt Zasada. Für sie war klar: Die ÖDP würde nicht nur ihr Kreuzchen, sondern auch ihr Engagement verdienen. So trat sie der Partei kurz nach der Europawahl bei. Zuletzt folgte der nächste Schritt: Zasada gründete mit Kommilitonen den Aktionskreis „Junge Ökologen“, die Jugendorganisation des Verbands. Ihre wichtigsten Anliegen: ein rascher Ausstieg aus dem Kohlestrom, Handelsabkommen für faires Wirtschaften und klare Kante gegen Fremdenfeindlichkeit.

Aufgewachsen ist Zasada in Castrop-Rauxel, fürs Studium zog sie nach Kleve. Aktuell studiert sie im fünften Semester nachhaltige Landwirtschaft, im Bologna-Prozess-Sprech heißt das: „Sustainable Agriculture“. „Ich fühle mich in Kleve heimisch. Die Leute, die Natur, der Studiengang gefallen mir sehr. Außerdem habe ich hier meinen Freund kennengelernt. Ich kann mir also vorstellen, noch einige Jahre hier zu bleiben“, sagt Zasada. Schon seit Kindesbeinen liege ihr Umweltschutz am Herzen. „Das beschäftigt mich nicht erst seit der Friday´s for Future-Bewegung. Schon als kleines Mädchen habe ich meinem Onkel erzählt: ´Ich will später auf einer einsamen, naturbelassenen Insel leben.´“, sagt sie.

Dass es Zasada nicht zu einer der etablierten Parteien, wie etwa Bündnis 90/Die Grünen, gezogen hat, liegt für sie auf der Hand: „Ich will Mitglied einer Partei sein, die völlig unabhängig von Konzernspenden ist“, sagt Zasada. Die ÖDP finanziere sich ihr zu Folge einzig über Mitgliedsbeiträge und sei daher frei von Einflüssen von Unternehmen oder Lobbyverbänden. Dazu komme: „Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch vor dem Profit kommen muss.“ Das Profil ihres Aktionskreises beschreibt sie als „sozial“ und „liberal“. Allerdings wolle sie nicht in klassischen Links-Rechts-Mustern denken, stattdessen gelinge es der ÖDP, eine Vielzahl von Interessen zu vereinen. „Die Umwelt ist uns wichtig. Aber man muss immer auch einen Fokus auf Soziales und die Wirtschaft haben. Wir wollen all das in Einklang bringen“, erklärt die Nachwuchspolitikerin.

Und dennoch: Politisch spielt die ÖDP im Kreis Kleve bisher keine Rolle. Bei der Europawahl erhielt die Partei 0,5 Prozent der Wählerstimmen, ein Plus von 0,3 Prozentpunkten, aber eben auch nur 622 Stimmen an der Zahl. Bei der Kreistagswahl 2014 gaben nur 0,22 Prozent der Klever an der Urne ihre Stimme der ÖDP. Davon will sich Zasada jedoch nicht beirren lassen: „Es geht uns darum, hier etwas aufzubauen. Und da haben wir mit der Hochschule und den vielen jungen Menschen reichlich Potential.“ Aktuell sei sie mit vielen Kommilitonen diesbezüglich in Kontakt. Zasada informiert über die ÖDP-Positionen, macht Werbung, bringt die orange-weißen Parteifarben unter Menschen.

Zwar sei Kleve aus ökologischer Sicht gut aufgestellt, insbesondere im Vergleich zum Ruhrgebiet sei die Stadt „grün“. Auch habe hier bereits ein Umdenken stattgefunden, viele Bürger und Politiker würden sich für den Erhalt der Natur einsetzen. Vorreiter dafür sei die Hochschule Rhein-Waal. Und dennoch gebe es noch viel zu tun. Über konkrete Forderungen wolle der Aktionskreis in den kommenden Monaten beraten. Den von der FFF-Bewegung initiierten Klimanotstand in Kleve heißt Zasada gut, mahnt jedoch: „Nach der Symbolik müssen jetzt auch Taten folgen.“ Ob der ÖDP-Nachwuchs auch zur Kommunalwahl im nächsten Jahr antritt, sei Zasada zu Folge noch unklar. Erst einmal gehe es darum, Strukturen aufzubauen und diese in der Kreisstadt zu etablieren. „Da steht viel Arbeit vor mir. Aber ich habe einen polnischen Hintergrund, arbeiten kann ich also“, erklärt sie.

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